Da sagt noch einer, Berlin könne keinen Winter. Da kommt die Hauptstadt und verblüfft mit dem schönsten seit vielen Jahren. Und vor allem mit richtig viel Schnee. Klar, dass mich das nicht in der warmen Wohnung hält, sondern raus aus der Stadt zieht und rein ins winterliche Vergnügen. In der Nähe von Bernau liegt ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der seit einigen Jahren zu einem Naturbiotop umgestaltet wird und einer Heidelandschaft neuen Raum gibt – der Schönower Heide. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar gut, aber nur stündlich erreichbar, ist sie mein heutiges Wanderziel und obendrein eine echte Empfehlung.
Ausgangspunkt in die Schönower Heide ist … Trommelwirbel … Schönow. Wo sonst.
Los geht’s an der Bushaltestelle Schönow Kirche. Von dort aus schlendere ich kurz zurück und werfe einen Blick auf das evangelische Gotteshaus. Die bereits im 15. Jahrhundert erbaute Kirche thront gesäumt von Einbahnstraßen und niedrigen Häusern über den Dächern des Ortes. Auf dem Rückweg komme ich nämlich nicht an ihr vorbei und sie liegt wirklich schön mitten im Ort.
Der erste Kilometer des Weges verläuft zwar entlang der Hauptstraße, diese ist jedoch wenig befahren. Außerdem teilen sich Fußgänger den Radweg, der etwas abseits der Straße verläuft. Wenig später stehe ich vor dem Holztor, das mich in die Winterwunderwelt der Schönower Heide entführt.
Heideweg um das Wildgehege
Von der einstigen Nutzung als Truppenübungsplatz der ehemaligen UdSSR ist unter der Schneedecke nichts mehr zu sehen. Verschneit ruht die Landschaft unter der knirschenden weißen Pracht. Dafür öffnet sich gleich nach der Zuwegung eine weite, sanft geschwungene Landschaft, die dem Auge richtig gut tut. Richtig schön ist es hier.
Ich folge dem Weg im Uhrzeigersinn und komme immer wieder an Informationstafeln vorbei. Seit dem Ende der DDR und dem Abzug der letzten Truppen wird das Gelände renaturiert und in eine Heidelandschaft umgewandelt. Unterstützt werden diese Maßnahmen durch angesiedelte Wildtiere (Rot- und Damwild), die man eigentlich auch von den vielen Aussichtstürmen aus beobachten kann. Nur ich habe leider Pech und bekomme keines der eigentlich zutraulichen Tiere zu Gesicht. Umgeben von einem durchgehenden Zaun gehört ihnen dieses Gebiet und tragen sie wesentlich zum Erhalt der Schönower Heide bei.
Auf dem Rundweg um das 140 Hektar große Gelände höre ich Kinderlachen und Kindergeschrei. Der östliche Aussichtspunkt liegt wie die anderen etwas erhöht und wird bei diesem Wetter ausgiebig als Rodelbahn genutzt. Obwohl der höchste Punkt des Rundweges knapp 71 Meter hoch ist, geht das andernorts noch nicht einmal als Hiwwel durch. Hier reichen die knapp 3 bis 4 Meter Höhenunterschied jedoch aus, um ordentliche Geschwindigkeiten bei der Abfahrt zu erreichen. Und für ein Kinderlachen reicht es allemal.
Der Weg zweigt ab und beim Verlassen der Schönower Heide komme ich dann doch noch an einem Relikt der ursprünglichen Nutzung des Geländes vorbei. Mit Graffiti besprüht, erkenne ich auch unter dem dichten Schnee deutlich zwei Panzerbrücken, die seit ihrer Stilllegung langsam verwittern. Seltsam, wenn man bedenkt, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Kriegsübungen stattfanden und diese Landschaft heute so schön ist.
Zurück nach Schönow
Einen kurzen Abstecher wage ich noch zum Friedhof von Schönow. Er liegt am Ortseingang und die kleine Kapelle darauf ist einen Blick wert. Von den hohen Buchen rieselt der schwere Schnee herab, und der Ort liegt bei diesem Wetter so still da wie auf einem Gemälde von Caspar David Friedrich.
Über weitläufige Wiesen führt der Weg zurück nach Schönow. Und mitten durch ein Neubaugebiet. Das ist selbst bei dem vielen Schnee nicht wirklich schön und wird an Hässlichkeit nur noch von den beiden Supermärkten an der Hauptstraße übertroffen. Aber wenn man zur Bushaltestelle will, muss man hier leider durch. Und sind es ja auch nur knapp 500 Meter. Den Gesamteindruck der Wanderung kann das Ende des Weges aber nicht trüben. Die Schönower Heide ist gerade im Winter einen Besuch wert und sollte man als Berliner wenigstens einmal hier gewesen sein. Vielleicht sogar zur Heideblüte.
Tipps & Infos
HINKOMMEN.
↠ Von Berlin ist die Wanderung sehr gut mit dem ÖPNV zu erreichen. Erst mit der S-Bahn bis Bernau und anschließend stündlich mit den Linien 900/903 bis zur Haltestelle Schönow (BAR), Kirche.
↠ Das Auto kann man am besten auf dem Wanderparkplatz am Eingang der Schönower Heide parken. Trotzdem der Bereich dafür stark erweitert wurde, ist der selbst im Winter schnell gefüllt und lohnt sich die Anreise mit dem Bus.
AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar. Sollte im Winter Schnee liegen heißt es, sich warm anzuziehen und eventuell Spikes oder Grödel mitzunehmen.
ESSEN & TRINKEN.
Da es sich durchaus auch um eine entspannte Wanderung am Nachmittag handeln kann, wäre es nicht verkehrt, Essen und Trinken dabei zu haben. Letzteres vor allem im Sommer. Denn: unterwegs gibt es keine Möglichkeiten zur Einkehr. Erst in Schönow selbst kommt man wahlweise an zwei Supermärkten vorbei bzw. kann gegenüber den Bushaltestelle auch in einem Imbiss speisen. Der hat auf Google immerhin mehr positive Kritiken als der Alte Dorfkrug an der Kirche.
BESONDERER TIPP.
Im Spätsommer bei der Heideblüte vorbeischauen. Das gesamte Areal wird seit dem Ende als Truppenübungsplatz renaturiert und blühen mittlerweile wieder richtig viele Pflanzen auf ihr. // OBENDREIN Sollte im Winter doch mal wieder Schnee liegen, dann unbedingt einen Schlitten für die Kids mitnehmen. Es gibt viele kleine Erhebungen, an denen man sehr gut rodeln kann. Auch wenn man da auf keinen Fall allein sein wird.