Auf Hiwweltour durchs Aulheimer Tal — #Bloggerwandern

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Anzeige Auf der Hiwweltour Aulheimer Tal sind vierzehn recht abwechslungsreiche Kilometer zu erwandern. Ein Bericht.
Sven Becker
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Heute wird es hiwwelig. Nachdem ich gestern im Rahmen des Bloggerwanderns auf dem Rheinterrassenweg unterwegs war, gehe ich heute auf Hiwweltour. Was das ist und was man sich darunter vorstellen kann, beschreibe ich in diesem Beitrag und entführe ich einmal mehr in das größte Weinanbaugebiet Deutschlands – nach Rheinhessen.

Bevor es losgeht…

Zwei Dinge vorweg. Erstens liegt Rheinhessen entgegen der landläufigen Meinung in Rheinland-Pfalz und nicht in Hessen. Und zweitens ist Rheinhessen vor allem Weinanbaugebiet. Was aber irgendwie auch ganz schön sein kann. Zumindest wenn man ein Freund des weiten Blicks ist und gerne durch Weinberge wandert.

Ich bin beides und freue mich riesig, da wir uns am zweiten Tag des Bloggerwanderns gemeinsam mit Frank Hamm auf den Weg durch das größte Weinanbaugebiet Deutschlands machen. Was wirklich toll ist, denn Frank ist neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Autor* auch Kultur- und Weinbotschafter in Rheinhessen. Diesen Titel erhält man nach erfolgreichem Abschluss einer Ausbildung, an deren Ende eine schriftliche und mündliche Prüfung steht. Auf der heutigen Wanderung bekomme ich also sozusagen Wissen aus erster Hand. Das ist doppelt schön.

Kurzer Check bevor es losgeht: Karin und Frank zeigen uns die heutige Route.
Kurzer Check bevor es losgeht: Karin und Frank zeigen uns die heutige Route.
Auf Hiwweltour durch Rheinhessen
Auf Hiwweltour durch Rheinhessen

Was ist eine Hiwweltour?

Da Rheinhessen eigentlich keine Berge hat (nein, alles unter 400 Höhenmetern ist in meinen Augen kein richtiger Berg), gibt es viele geschwungene Erhebungen. Oder besser gesagt: Hügel. Der Rheinhesse nennt sie liebevoll Hiwwel und davon gibt es hier jede Menge.

Wege, die um oder entlang dieser Hiwwel führen, sind thematisch als Rundwege angelegt. Stolze neun davon gibt es in der Region und alle sind zertifizierte Wanderwege. Sie tragen so schöne Namen wie Bismarckturm, Stadecker Warte oder Heideblick. Die Hiwweltour Aulheimer Tal wird nun von uns erwandert.

Jetzt aber: Auf Hiwweltour Aulheimer Tal

Und die Hiwweltour Aulheimer Tal fängt gut an. Vorbei an alten Sandsteinbrüchen schweift der Blick über sanft geschwungene Weinberge, in denen die Reben ihre noch frischen Zweige gen Himmel recken. Vereinzelt sind schon die ersten Blütenknospen zu sehen, doch wird es noch eine ganze Weile dauern, bis sich aus ihnen ein köstlicher Riesling entwickelt. Etwa 100 Tage dauert es von der Blüte bis zur Lese, erklärt Frank Hamm. Und von Februar bis Ende Oktober ist der Winzer eigentlich im Dauereinsatz. Ständig gibt es etwas zu tun. Es muss geschnitten, geputzt und ausgedünnt werden.

Gerade jetzt ist die Zeit des „Heftens“. Das bedeutet nichts anderes, als dass die jungen Triebe, die gerade in die Höhe wachsen, am Spalier oder am Leitdraht befestigt werden. Frank zeigt an einem Beispiel, wie das geht. Aufrichten, Drahtschlaufe drum herum, Gegenkontrolle. Bis zu elf Triebe pro Stock bleiben stehen. Der Rest wird abgeschnitten. Alles von Hand. Da hat der Winzer schon mal eine ganze Weile zu tun. Und wenn er am Ende seines Weinbergs angekommen ist, kann er wieder von vorne anfangen und das Laub ausdünnen. Damit die Reben genug Licht bekommen. Damit am Ende ein guter Jahrgang herauskommt. Puh, keine leichte Arbeit das Ganze.

Entspannt und ausgeruht: Weinbotschafter Frank Hamm
Entspannt und ausgeruht: Weinbotschafter Frank Hamm
Auf Hiwweltour durch die Weinstöcke und über die Weinberge
Auf Hiwweltour durch die Weinstöcke und über die Weinberge

Des Winzers Leid ist des Wanderers Freude

Vom Aussichtsturm Bornheim hat man einen guten Überblick. In alle Himmelsrichtungen blickend, erstrecken sich die Weinberge über sanft geschwungene Hügel und Hiwwelhänge. Hier lässt es sich herrlich rasten. Während ein leichter Wind für Abkühlung sorgt, taucht Frank tiefer in die Materie ein.

Seine Erklärungen helfen zu verstehen, warum Weinbau eine so hohe Kunst ist. Es reicht eben nicht, nur die landwirtschaftliche Seite zu verstehen. Am Ende braucht es auch den richtigen Gaumen und das Gedächtnis für den Geschmack. Vor allem, wenn es darum geht, verschiedene Trauben miteinander zu kombinieren, gerade bei einer Cuvée. Denn die Säfte werden erst nach der Gärung zusammengeführt und der Winzer muss schon vorher genau wissen, wie es am Ende schmecken soll. Mein Respekt vor dieser Arbeit wächst ins Unermessliche.

Besuch der amtierenden Weinkönigin von Flonheim

Weiter geht’s. Über die Oswaldhöhe führt ein Pfad auf den Hiwwel zum Lonsheimer Turm. Der aus Sandstein gebaute Riese ist über eine Wendeltreppe zu erklimmen. Obwohl man recht hoch hinauf kommt, befindet man sich auf dem Aussichtsplateau dann doch nur auf Höhe der Baumwipfel. Die geben zwischen ihrem dichtem Blätterdach aber den Blick frei auf eine wunderbare Landschaft. Bis weit ins Land der tausend Hiwwel reicht der Blick.

Vom Lonsheimer Turm führt der Weg gemütlich zunächst durch den Wald und später wieder entlang der Weinberge zum Weinbergshäuschen Kupper. Dort werden wir vom Chef des Weinguts persönlich begrüßt. Und von einer königlichen Hoheit! Die amtierende Weinkönigin von Flonheim, Caroline I., stammt aus einer Winzerfamilie und erzählt uns bei einem wunderbaren Silvaner von den Höhen und Tiefen des Weinanbaus.

Dabei hat sie offenbar Glück gehabt. Während ihre Großeltern sie ermutigten, die Welt zu bereisen und ihr Leben zu leben, zog es sie doch immer wieder auf das heimische Weingut zurück. „Ich möchte etwas tun, was mich im Herzen berührt“, sagt sie und erzählt von ihren Erlebnissen auf ausländischen Weingütern und ihrem Studium an der Weinbauschule Geisenheim. Ich höre nicht zum ersten Mal davon. Schon auf meiner Wanderung auf dem Rheinsteig ist mir diese Hochschule immer wieder begegnet, scheint sie doch das Nonplusultra für Oenologie zu sein.

Immer durch die Weinberge führt die Hiwweltour Aulheimer Tal
Immer durch die Weinberge führt die Hiwweltour Aulheimer Tal
… und auch mal abwechslungsreich durch den Wald führt der Wanderweg.
… und auch mal abwechslungsreich durch den Wald führt der Wanderweg.
Kurzer Stopp mit Snacks und Getränken vom Weingut Kupper
Kurzer Stopp mit Snacks und Getränken vom Weingut Kupper
Die Flonheimer Weinkönigin Caroline I.
Flonheimer Weinkönigin Caroline I.

Am Tri, Tra, Trullo

Gemeinsam mit der Weinkönigin gehen wir die kurze Strecke zum nächsten Highlight, dem Trullo. Er ist eine architektonische Besonderheit und fällt schon von weitem auf. Wie ein weißer Zuckerhut leuchtet er weithin sichtbar über den Weinbergen. Sein Name leitet sich von den apulischen Rundhäusern ab und diente den Winzern und Bauern als Schutz vor der Witterung.

Aber auch zum Unterstellen der Geräte. Schließlich muss man sie nicht jedes Mal mit nach Hause nehmen, wenn sie hier gut aufgehoben und vor Wind und Regen geschützt sind. Doch heute ist der Trullo leer. Und wir finden ein gemütliches Plätzchen, das sich nebenbei auch als wunderbarer Rastplatz eignet. Es ist wirklich schön hier.

Ein Trullo am Wegesrand
Ein Trullo am Wegesrand

Vorbei am jüdischen Friedhof

Mit einem Schlenker vorbei an den Aulheimer Mühlen verlassen wir die Höhe und der Weg führt zu den Andesitbrüchen. Das ganze Gebiet, weiß Frank Hamm zu berichten, war vor Jahrmillionen Meeresboden und die Sandsteine haben durch Ablagerung und Druck ihre mineralische Färbung erhalten. Die Andesitbrüche hingegen sind vulkanischen Ursprungs. Wer genau hinsieht, kann den Unterschied zu den Sandsteinbrüchen am Anfang der Tour sehr gut erkennen.

Ein letzter Höhepunkt vor dem Ziel in Flonheim ist der alte jüdische Friedhof. Außerhalb des Ortes gelegen, ist er teilweise zugewachsen und von hüfthohem Gras überwuchert. Aus diesem ragen die Steine und Stelen heraus, die eine andächtige Ruhe ausstrahlen. In der Mitte steht eine steinalte Kastanie und wirft lange Schatten auf die vereinzelt stehenden Grabsteine. In der Baumkrone spielen ein paar Schwalben und jagen über den Friedhof. Ein friedlicher, ein stiller Ort.

Weinberge soweit das Auge reicht
Weinberge soweit das Auge reicht
Auf dem alten jüdischen Friedhof
Auf dem alten jüdischen Friedhof

Abschluss der Hiwweltour in Flonheim

Zum Abschluss der Hiwweltour Aulheimer Tal wird es in Flonheim wieder etwas trubeliger. Durch enge Gassen und verwinkelte Straßen führt der Weg direkt zum Weingut Strubel-Roos. Hier hat die nächste Generation das Weingut übernommen und wird es fleißig ausgebaut. Neben der Produktion von köstlichen Weinen und Sekten gibt es auch einen Hotelbetrieb und ein wirklich schönes Café. Die selbstgebackenen Kuchen sind der Hit und schmecken besonders gut zum Winzersekt.

Beim abschließenden Rundgang durch den Weinkeller fallen mir neben riesigen alten Weinfässern unzählige Flaschen auf, in denen der köstliche Sekt reift. Jeden Tag werden die Flaschen um eine Vierteldrehung bewegt, damit am Ende ein wohlschmeckendes Produkt herauskommt. Auf meine Frage, wie der Sektkorken eigentlich in die Flasche kommt, zeigt mir der Jungwinzer ein Gerät und erklärt, dass dies mit sehr viel Druck geschieht. Bis zu 10 bar können sich in der Flasche aufbauen und sollte man besser nicht direkt in Flugrichtung des knallenden Korkens stehen. Das könnte heftig ins Auge gehen.

Bei leckerem Kuchen und dem einen oder anderen noch leckereren Tropfen lassen wir den Wandertag in der Weinlaube des Weingutes ausklingen. Auch der letzte Platz des Cafés ist besetzt und klingt so eine ganz besondere Wanderung, diese Hiwweltour gemütlich aus.


WEITERE INFOS…
… gibt es auf der Webseite des Tourismusverbands Rheinhessen. Und na klar, vieles dreht sich dort um den Weinanbau. Was aber auch gut ist! Seit meiner Wanderung durch eines der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands (Saale-Unstrut) bin ich großer Fan vom Wandern in Kombination mit Wein. Das funktioniert nämlich richtig gut und ist gerade an lauen Sommerabend ein echter Bringer. Top-Empfehlung meinerseits!

… rund ums Wandern in Rheinhessen gibt es auch auf der Webseite von Frank Hamm. Den habe ich ja bereits im Artikel vorgestellt.

Ankunft in Flonheim
Ankunft in Flonheim
In den Kellern des Weinguts Strubel-Roos lagern erlesene Tropfen
In den Kellern des Weinguts Strubel-Roos lagern erlesene Tropfen

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Mit der Bahn von Montag bis Freitag bis zum Bahnhof Alzey und weiter mit dem Bus 446 oder am Wochenende bis Bahnhof Wörrstadt und weiter mit dem Bus 441 bis zur Haltestelle Flonheim Marktplatz. Da das eine Rundtour ist, kann man auch direkt von hier wieder zurück fahren.
Das Auto kann man am besten auf dem Wanderparkplatz an der Adelberghalle stehen lassen. Von hier losgelaufen kommt man auch wieder hierhin zurück. Aber Achtung: wer die Absicht hat, Wein zu probieren, sollte besser mit dem ÖPNV anreisen.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar.

UNTERKUNFT.
Selbst habe ich in keiner der vorhandenen Unterkünfte genächtigt, kann aber das 3-Sterne-Hotel auf dem Weingut Strubel-Roos empfehlen. Schick und modern in bester Lage gelegen verfügt es über einen direkten Draht zur Winzerkunst. 😉

ESSEN & TRINKEN.
Da es sich durchaus um eine Tageswanderung handelt, wäre es nicht verkehrt, vor allem im Sommer, Essen und Trinken dabei zu haben. Denn: unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. Erst in Flonheim kommt man wieder in den Genuss richtig toller Sachen siehe UNTERKUNFT.

BESONDERER TIPP.
Kleine Snacks oder Tapas einpacken und einfach am Aussichtsturm Bornheim, am Lonsheimer Turm oder am Trullo ein ausgiebiges Picknick machen. Dabei kann man den Blick über sacht geschwungene Hügel schweifen lassen. // OBENDREIN Wers mag, besorgt sich in Flonheim eine Flasche Wein und kann die inmitten der Weinberge genießen, in denen die Trauben dafür heranwachsen.

Wanderkarte

Hinweis in eigener Sache (Disclaimer)
Meine hier beschriebenen Eindrücke durfte ich im Rahmen der 10. Bloggerwanderung sammeln. Eingeladen und veranstaltet wurde diese von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Dabei sind mir Anreise, Unterkünfte und Verpflegung zur Verfügung gestellt worden, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte. Auf meine abschließende Meinung wurde kein Einfluss genommen. Diese entspricht ausschließlich meiner persönlichen Sicht.

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[…] Mein Highlight auf den 13 Kilometern der Hiwweltour Aulheimer Tal ist definitiv der hübsche Bornheimer Aussichtsturm mitten im Weinstock (noch tiefere Einblicke in diese Tour und ihre Bilder findet ihr bei Backpacker Sven). […]

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