Unterwegs auf Schmugglerpfaden

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Auf alten Schmugglerpfaden lässt es sich auch in der Sächsischen Schweiz wandern. Hier von Schmilka über den Kuhstall nach Bad Schandau.
Sven Becker
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Die Sächsische Schweiz war schon vieles: Meeresboden, Holzlieferant und oftmals in wechselndem Besitz. Was nicht immer friedlich abging. Bei großer Gefahr zogen sich die Bewohner der Ortschaften in nahe Höhlen zurück und – zu ungenutzten Zeiten – boten diese Schmugglern und Dieben sicheren Unterschlupf. Die bekannteste dieser Räuberfestungen ist in der Nähe der Bastei zu finden – die Felsenburg Rathen. Aber auch das Hinterland der Sächsischen Schweiz war bei eben jenen heiß begehrt. Dort wo Böhmen und Sachsen aufeinandertreffen tun sich vielerlei Wege auf, die zwar verschlungen aber seit Jahrhunderten begangen sind. Einen von diesen ehemaligen Schmugglerpfaden möchte ich heute vorstellen. Von Schmilka zum Kuhstall – 14 Kilometer Wandervergnügen.

Verschlafen liegt Schmilka zu fast jeder Jahreszeit
Verschlafen liegt Schmilka zu fast jeder Jahreszeit

Verschlafenes Nest: Schmilka an der Elbe

Wenn meine werte Frau Mama mich schon mal auf einer meiner Touren begleitet, dann suchen wir uns natürlich nicht irgendeinen Tag aus. Nein, es ist einer der heißeren Tage dieses Sommers, der so viele davon hatte. „Na“ denken wir noch, „wird es wenigstens schön kühl sein in den Felsen und unter den Bäumen.“ Doch weit gefehlt. Schließlich führt uns der Weg von Schmilka hinauf zum Großen Winterberg nicht in die Täler der Felsen sondern vielmehr auf sie hinauf. Genauer auf die Kipphornaussicht.

So verwundert es auch nicht, dass es beim Aufstieg mehr Pausen als sonst benötigt, um Überhitzung und Müdigkeit vorzubeugen. Das Einzige was die Bäume nämlich bieten ist Schatten. Von Abkühlung nichts zu spüren. Vielleicht hätten wir auch nicht den Bergsteig nehmen sollen, der sich steil die ersten zwei Kilometer auf den Berg zieht und uns ganz schön Kraft kostet. Doch der Weg über den Erlsgrund wäre noch einen Kilometer länger gewesen.

Blick von der Kipphornaussicht kurz vor dem Gipfel des Großen Winterberg
Blick von der Kipphornaussicht kurz vor dem Gipfel des Großen Winterberg

Groß, größer, Winterberg.

Auf dem Gipfel des Großen Winterbergs, der knapp 500 Meter nach der Kipphornaussicht auf uns wartet, gibt es eine Wirtschaft, die ganzjährig geöffnet scheint. Da es mittlerweile Mittag ist und ich Bewunderung für meine Mutter ob der Geschwindigkeit unseres gemeinsamen Aufstiegs habe, lade ich sie kurzerhand auf ein Essen und vor allem ein kühles Radler ein. Natürlich alkoholfrei. Schließlich haben wir ja noch ein ganzes Stück Weg vor uns.

Rechts Sachsen und die Schrammsteine, links Böhmen und das tschechische Hinterland. Unmittelbar in Grenznähe zeigt sich die Elbe bei Schmilka.
Rechts Sachsen und die Schrammsteine, links Böhmen und das tschechische Hinterland. Unmittelbar in Grenznähe zeigt sich die Elbe bei Schmilka.
Egal ob als Tagesausflug oder nachmittäglicher Spaziergang: der Große Winterberg ist einen Besuch wert.
Egal ob als Tagesausflug oder nachmittäglicher Spaziergang: der Große Winterberg ist einen Besuch wert.

Damit wäre auch schon das Schwierigste an unserer Wanderung geschafft. Der weitere Weg führt uns von nun an nur noch bergab. Jedoch aus der anderen Richtung kommend, wäre man hier nach den 9 Kilometern stetig bergauf sicher ganz schön geschafft. Egal wie, Speis und Trank hat man sich hier redlich verdient!

Auf dem Weg zum Kuhstall

Auf schmalen Wegen, die dereinst von Bürgern und Schmugglern angelegt wurden um schnellstmöglich ins Kirnitzschtal zu gelangen, begeben wir uns nun auf eben diese, um den gleichen Weg zu gehen. Immer in Richtung kleiner Winterberg, vorbei an Affensteinen und Wettinplatz genießen wir das sommerliche Wetter und machen oft und lange Pausen. Möglichkeiten dafür gibt es zuhauf und jeder von den Rastplätzen bietet überwiegend tolle Blicke ins das sächsische Hinterland. Ganz besonders begehrt das Gleitmannshorn am Kleinen Winterberg.

Der Rastplatz Gleitmannshorn bietet einen tollen Ausblick zu den Bärenfangwänden.
Der Rastplatz Gleitmannshorn bietet einen tollen Ausblick zu den Bärenfangwänden.

Mittlerweile tut der Sommer das, was er gern mal tut, wenn es immer wieder viel zu heiß wird: es braut sich ein Gewitter zusammen. So beschleunigen wir unseren Schritt, pausieren ausnahmsweise mal nicht auf dem Kuhstall, sondern begeben uns schnurstracks ins Kirnitzschtal. Den Kuhstall an sich erreicht man sehr gut ausgeschildert, wobei es auch hier Treppen steigen heißt. Und nicht zu knapp.

Die ersten Tropfen fallen vom Himmel und fühlen sich angenehm kühl auf der überhitzten Haut an. So ein leichtes Sommergewitter hat doch immer etwas eigenes, besonderes, auch angenehmes. Ganz im Gegenteil zu einem Regen im November.

Da es immer wieder regnet genehmigen wir uns zum Abschied die Fahrt mit der traditionsreichen Kirnitzschtalbahn.
Da es immer wieder regnet genehmigen wir uns zum Abschied die Fahrt mit der traditionsreichen Kirnitzschtalbahn.

Zum Abschluss noch ein antikes Verkehrsmittel

Mittlerweile regnet es, die Luft hat sich abgekühlt und wir sind noch vor unserer geplanten Zeit am Ziel. Da wir keine Lust haben, vollends nass zu werden, beschließen wir den Weg am Lichtenhainer Wasserfall zu beenden und die Kirnitzschtalbahn nach Bad Schandau zu nehmen. Schmuggler haben wir unterwegs leider keine getroffen. Diebe auch nicht. Denen war es vermutlich zu heiß zum schmuggeln oder stehlen. Oder aber, wir haben sie unterwegs einfach nicht erkannt. Dennoch sind wir ihnen dankbar. Denn nur durch sie ist eine der schönsten Wanderungen durch das sächsische Hinterland überhaupt möglich. Ihre Wege sind heute zu unseren geworden.

Geschafft aber glücklich: nach zwei Kilometern steil bergauf bei 32 Grad
Geschafft aber glücklich: nach zwei Kilometern steil bergauf bei 32 Grad
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