Auf dem Marokka Klettersteig zur Drei-Gipfel-Tour im Pillerseetal

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Eine wunderbar abwechslungsreiche Wanderung verbindet drei Gipfel mit dem Marokka Klettersteig. Wandern und Klettern im Pillerseetal. Eine Schritt für Schritt-Anleitung.
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Perfekte Bank für einen perfekten Tag
Perfekte Bank für einen perfekten Tag

Manchmal gibt es diese Tage, die einfach perfekt sind. Die ein wohliges Auf und Ab der Gefühle mitbringen. Die fordern ohne zu überfordern und emotional bereichern ohne schnulzig zu werden. An denen man neue Menschen trifft, die das Leben fortan begleiten, Eindrücke erfährt, die nachwirken. Kurzum: An deren Ende man sich erschöpft aber glücklich schlafen legt. Ein solcher Tag war zuletzt meine Drei-Gipfel-Tour auf dem Marokka Klettersteig in den Kitzbüheler Alpen.

Und da ich ja sonst viel zu häufig dazu neige, etwas zu ausführlich zu berichten, gibt es jetzt hier einfach mal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Quasi zum Nachwandern. Erst virtuell – und im kommenden Jahr dann vielleicht ja mal wirklich. Denn, auch wenn der Marokka Klettersteig mit der Schwierigkeit B/C bewertet wird, ist er eigentlich auch für Anfänger ganz gut machbar. Sofern man ganz am Anfang keine Höhenangst bekommt. Aber dazu später mehr (Stichwort: Schritt 3)…

Schritt 1: Von Fieberbrunn auf den Lärchfilzkogel

Ganz am Anfang steht eine entspannte Fahrt mit der zweigeteilten Bergbahn. Erst geht es von Fieberbrunn zur Streuböden Alm und nach einem kurzen Umstieg weiter auf den Lärchfilzkogel. Das ist insofern klasse, weil ich zum einen wahnsinnig gern Berg- und Seilbahnen fahre und mir zum anderen nebenbei die ersten knapp 800 Höhenmeter spare. Mega.

Auf dem Lärchfilzkogel (1.654m) erfahre ich ein richtig schönes Panorama. Direkt vor dem Ausgang schweift mein Blick in die Weite. Linkerhand ragt der Wilde Kaiser zackig und großspurig in den Himmel. Vor mir, fast zum Greifen nah, ruhen die Loferer Steinberge majestätisch und wild, dazwischen schimmert am Horizont der Chiemsee durch. Rechts von mir thronen die Leoganger Berge, die ich bisher so gar nicht auf meiner Agenda hatte. Das ändert sich bei diesem Anblick gerade.

Sollte man schon mal gesehen haben: Die Loferer Steinberge links und rechts die Leoganger.
Sollte man schon mal gesehen haben: Die Loferer Steinberge links und rechts die Leoganger.

Schritt 2: Vom Lärchfilzkogel zum Marokka Klettersteig

Vom Lärchfilzkogel geht es vorerst bergab. Und zwar in Richtung Wildseeloderhaus. Das ist dann eher der gemütliche Part dieser Wanderung. Denn direkt ab der Wildalm führt der Weg dann doch wieder steiler bergan. Wer richtig viel Glück hat (oder besonders leise unterwegs ist), kann an dieser Stelle Murmeltiere sehen, die lautstark auf fremde Anwesenheit hinweisen. Ich habe Pech, denn weder höre noch sehe ich die smarten Bergbewohner.

Dafür sehe ich auf knapp 1.800 Höhenmetern ein Hinweisschild, welches in östliche Richtung zum Einstieg des Marokka Klettersteig weist. Na klar, da will ich hin. Also folge ich ihm. Entlang eines superschönen Bergpfads windet sich der Weg, bis er knapp 500 Meter später am Einstieg endet. Hier heißt es die Klettersteigausrüstung anlegen, denn ab hier geht es steil bergauf. Sehr steil sogar. Genau genommen direkt in die senkrechte Wand.

Links der Gipfel des Marokka Klettersteig und rechts der Wildseeloder.
Links der Gipfel des Marokka Klettersteig und rechts der Wildseeloder. Dazwischen heißt es klettern.

Schritt 3: Einstieg in den Marokka Klettersteig

Yo. Und da hänge ich dann auch erstmal fest. Zwar habe ich schon den einen oder anderen Klettersteig in den Dolomiten gemeistert, bin aber bisher nie über die Schwierigkeit B hinausgekommen. Und dann startet der Marokka Klettersteig direkt mal mit einer zehn Meter hohen, senkrechten Wand im Schwierigkeitsgrad C. Hätte ich mich ja vorher auch mal informieren können. Und vor allem nicht hinabschauen sollen. Die Knie fangen da schon etwas an zu wackeln und insgesamt bin ich gar nicht mehr so angetan von der Idee, dieses Abenteuer hier zu wagen.

Ich gehe kurz in mich und lote meine Möglichkeiten aus. Der Rückweg ist noch machbar, da ich aktuell allein und erst wenige Höhenmeter geklettert bin. Ein Weiterkommen wäre dagegen aber schon schön, da ich ja genau deswegen hierher kam. Ich schaue auf meine Hände, greife fester und sichere meinen Stand… und fasse mit den Händen nach der nächsten Kante. Sobald ich das Gefühl habe, sicher zu sein, setze ich erst den einen, dann den anderen Fuß nach. Das Umhängen der Karabiner folgt dem Sicherheitsprinzip: erst der vordere, während der andere noch sichert. Ist der vordere gesichert, wird der andere nachgezogen. Zug um Zug konzentriere ich mich auf mein Tun, schalte alles um mich herum gedanklich aus. Und auf einmal stehe ich zehn Meter höher und habe die erste Wand geschafft. Ein Glücksgefühl rauscht durch meinen Körper und bekomme ich akut richtig Lust auf mehr.

Toller Blick vom Marokka Klettersteig auf die Wildseeloderhütte

Schritt 4: Mittendrin und noch dabei

Mit dieser Konzentration und Vorsicht schreite und sichere ich den weiteren Aufstieg. Bis ich knapp 30 Höhenmetern später aus meiner Konzentration geholt werde. Von hinten ruft eine Frauenstimme nach mir und fragt, ob ich auch allein unterwegs sei. Ich drehe mich um und erblicke Tina, die ebenfalls gerade aus der ersten, steilen Wand aussteigt. Und Lust auf Gesellschaft hat. Wir stellen uns vor und klettern ab hier gemeinsam weiter. Was für ein Glück! An manchen Stellen pusht sie mich, an anderen ich sie. Es macht richtig Spaß, den Marokka Klettersteig gemeinsam zu gehen.

Im weiteren Verlauf gilt es noch eine Hängebrücke zu queren, auf schmalen Wegen gesichert über dem Abgrund zu gehen und unterhalb des Gipfels den Anspruch noch einmal in Richtung C zu schrauben. Viel zu früh komme ich knapp unter dem Gipfelkreuz heraus und habe somit insgesamt 450 Höhenmeter auf diese Weise bezwungen. Das ist ein High five am Gipfelkreuz des Marokka (1.992m) wert und genießen wir gemeinsam diesen atemberaubenden Ausblick. Obwohl der Gipfel an sich ziemlich schmal ist und eigentlich nur zwei bis drei Personen Platz bietet, machen wir hier Rast, breiten uns aus und genießen die Aussicht.

Gut gesichert geht es hoch hinaus
Gut gesichert geht es hoch hinaus
Immer wieder zieht es den Blick in die Ferne
Immer wieder zieht es den Blick in die Ferne

Schritt 5: Rüber zur Henne (2.078m)

Kurz erzähle ich Tina von meinem Vorhaben, noch zwei weitere Gipfel zu besteigen, da schlägt sie schon ein und gehen wir gemeinsam weiter. Denn auf der Henne wartet ihr Lebensgefährte, dessen Kletterset sich leider nicht wie angenommen in seinem Rucksack befand sondern zu Hause. Ärgerlich zudem, dass er das wohl erst am Einstieg bemerkt hat. Doch auch das geht: der Gipfel der Henne ist genauso gut auf einem Wanderweg zu erreichen. Und genau dort wollen wir uns nun mit ihm treffen.

Was heißt: erst einmal geht es wieder ein kleines Stück über den breiten Kammrücken bergab, nur um anschließend auf einem schmalen, sich windenden Pfad wieder bergauf zu gehen. Und der Ausblick wird immer besser! Denn vom Gipfel gesellt sich zur Weitsicht in Richtung Norden nun auch noch die Aussicht in südliche Richtung. Sie komplettiert quasi den Blick von der Henne zu einer 360-Grad-Panoramaview. Fantastisch schön ist es hier.

Schritt 6: Drei auf einen Streich, der Wildseeloder (2.119m) und seine Hütte

Auch Tinas Lebensgefährte lässt sich überzeugen und machen wir uns fortan zu dritt auf den Weg zum nächsten Gipfel. Klar: erstmal wieder bergab, dieses Mal bis zum Sattel oberhalb des Wildsees. Wir wandern also gemeinsam die 130 Höhenmeter hinunter, nur um auf der anderen Seite knappe 150 Höhenmeter wieder bergauf zu kraxeln. Und plötzlich stehe ich, stehen wir auf dem dritten Gipfel dieses Tages, dem Wildseeloder. Was nebenbei bemerkt zudem noch der höchste Gipfel der Tour ist. Und ganz sicher nicht das letzte Highlight.

Denn vom Gipfel des Wildesseloders führt ein schmaler Weg in Serpentinen zuerst über Felsen, direkt im Anschluss durch eine freilaufende Schafherde, die sich selbstredend und treffsicher mitten auf dem Wanderweg positioniert hat, und später hinab zum See mit seiner weitbekannten Hütte. Ein idealer Platz zum Verweilen und Pause machen! Die Wildseeloderhütte ist nämlich nicht nur des Fieberbrunners liebste Hütte sondern ein ganz besonderer Kraftort im Pillerseetal.

Krönender Abschluss des Marokka Klettersteig: Wildseeloderhütte am Rande des Pillerseetals
Krönender Abschluss des Marokka Klettersteig: Wildseeloderhütte am Rande des Pillerseetals

Schritt 7: Zurück zum Lärchfilzkogel und ins Tal

Die Loferer Steinberge und das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand im Blick geht es talwärts in Richtung Lärchfilzkogel. Und damit auf dem gleichen Weg zurück. Die Sonne steht schon tief und wärmt den Rücken. Meine Begleiter und ich haben uns richtig viel Zeit gelassen und müssen nun so ein bißchen auf die letzte Fahrt der Bergbahn schielen. Wenn wir die nämlich verpassen, hieße das zu den bisher gemachten Höhenmetern nochmal knapp 800 im Abstieg drauf zu packen.

Entgegen aller Befürchtung sind wir zeitlich dann doch ganz gut gewandert und bleibt sogar noch etwas Zeit übrig für ein abschließendes Getränk auf der Streuböden-Alm. Im Schein des letzten Tageslichts nehme ich die letzte Kabine ins Tal (17:30 Uhr) und falle nach dem Abendessen in meiner Pension erschöpft und müde ins Bett. Danke Tina, danke Thommy! Es war ein mega-großartiger Tag mit Euch, der mir sicher noch sehr, sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

Ja, manchmal gibt es einfach diese Tage, an deren Ende man völlig fertig aber überglücklich ist…

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Mit den Buslinien 8301 und 8302 des ÖPNV bis zur Haltestelle Fieberbrunn Bergbahnen.
Das Auto kann man direkt auf dem Parkplatz Gondel der Talstation der Bergbahn Streuböden stehen lassen.

Bis zum Startpunkt der Wanderung auf dem Lärchfilzkogel braucht es noch ein Ticket für beide Sektionen der Bergbahn. Berg- & Talfahrt kosten aktuell 28,50 € für Erwachsene, 21,- € für Jugendliche und 15,- € für Kinder (Stand: 2022).

AUSRÜSTUNG.
Der Marokka Klettersteig ist in der Schwierigkeit C eingeordnet und kostenlos. Für das Erklimmen der 450 Höhenmeter benötigt es einen Kletterhelm, einen Klettergurt und ein Klettersteigset. Den Marokka Klettersteig ohne Sicherung und Schutz bewältigen zu wollen ist lebensgefährlich. Festes Schuhwerk, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit verstehen sich von selbst. Wer Höhenangst hat sollte lieber den Wanderweg auf den Gipfel wählen.

ACHTUNG!
Unbedingt sollte man auch immer das Wetter im Blick haben und diese Tour nur bei guter Vorhersage wagen. Sollten nämlich mittendrin Nebel oder Gewitter aufziehen, empfiehlt es sich sofort abzusteigen und umzukehren. Der Marokka Klettersteig liegt komplett nach Norden ausgerichtet, was ihn bei Regen sehr feucht und rutschig und damit lebensgefährlich werden lässt.

UNTERKUNFT.
 In der Nähe, genauer in St. Jakob in Haus empfehle ich die Pension Flecknerhof. Die wird seit Generationen von der Familie Jud geführt und hat sommers wie winters eine ausgezeichnete Lage. Gerade für die Anreise mit dem Bus liegt die Pension günstig, da sich keine 100 Meter entfernt die Haltestelle des Bus 8302 des ÖPNV befindet.

Übernachtungen in Fieberbunn gibt es sehr viele, da kann der Tourismusverband sicher weiterhelfen.

ESSEN & TRINKEN.
 Da es sich hierbei um eine Tageswanderung handelt, wäre es nicht verkehrt, vor allem im Sommer Essen und Trinken dabei zu haben.
 Wer zum Abschluss dieser Kletter- und Wandertour Lust auf eine organisierte Jause hat, dem empfehle ich von ganzem Herzen das Wildseeloderhaus am Fuße des letzten Gipfels. Die wirklich fantastische Lage ist einmalig. Genauere Infos gibt es auch hier.
 Ebenfalls eignet sich die Streuböden-Alm an der Mittelstation der Bergbahn für eine abschließende Jause. Dort können die Kids auch nochmal in Timoks Wilder Welt überschüssige Energie loswerden.

Wanderkarte

BESONDERER TIPP.
Wem der Marokka Klettersteig nicht genügt, der kann die Tour auch noch um den Henne Klettersteig erweitern. Aber Achtung! Der kann zwar in zwei Schwierigkeiten (B oder D) begangen werden, verlängert die Tour aber nicht nur um ein paar Kilometer und sondern vor allem um die entsprechenden Kletterzeiten (1:30 h oder 4:00 h).

Die genaue Aufschlüsselung der einzelnen Stellen und Schwierigkeitsgrade gibt es ganz wunderbar aufbereitet bei den Freunden von bergsteigen.com.

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