Im Labyrinth der Sandsteine

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Abseits touristischer Wege liegt das Labyrinth der Sandsteine bei Langhennersdorf und verführt Groß & Klein zum Klettern und Wandern.
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Es gibt Wege in der Sächsischen Schweiz, die sind selbst mir, obwohl seit Kindertagen in ihr unterwegs, unbekannt. Wege, die so abseits oder nebensächlich erscheinen, dass man glaubt, man verpasse etwas, würde man ihnen folgen. Und doch kommt die Zeit, da werden genau diese Wege interessant und begeistern, wissen zu überraschen. Nun ja, Wandern ist für mich ja auch immer eine Allegorie aufs Leben. Manchmal braucht es daher erst die Erfahrung und Neugier eines Erwachsenen, um eben jenen Wegen eine Chance zu geben, die für Kinder unspektakulär oder uninteressant sind. Einer davon ist der durchs Labyrinth. Folgt man diesem nämlich weiter, offenbart er mittendrin ganz neue Ausblicke auf bereits Bekanntes.

Zwischen den Felsen wandern die Eltern, oberhalb turnen die Kids – ein Labyrinth aus Sandstein
Zwischen den Felsen wandern die Eltern, oberhalb turnen die Kids – ein Labyrinth aus Sandsteinen

Durchs Labyrinth bei Langhennersdorf

Das letzte Mal war ich als kleines Kind im Labyrinth. Das liegt etwas abseits touristischer Wanderziele und ist eher nur Eingeweihten oder Ortsansässigen ein Begriff. Doch ich erinnere mich, dass die scheinbar grenzenlosen Kletterrouten, die verwinkelten Gassen und klammen Höhlen der meterhohen Felsen, mich enorm beeindruckten. Frei vom vorsichtigen Mahnen meiner Eltern, war es ein wahr gewordener Traum, in dieser Sammlung grüngelblich verfärbter Sandsteine unbefangen klettern zu dürfen.

Auch heute toben und spielen die Kinder zwischen den Felsen. Oberhalb davon picknicken währenddessen die Erwachsenen und genießen die Sonne. So sehr der Name auch nach Verirren klingt; richtig verlaufen kann man sich dort nicht. Was auch das Schöne daran ist. Kinder können dabei das Gefühl grenzenloser Freiheit erfahren, da sie noch zu unerfahren sind, um zu erkennen, dass eben jene dann doch sehr begrenzt ist. Der direkte Wanderweg hindurch ist nämlich nur knapp hundert Meter lang. Dann endet das Labyrinth auch schon wieder. Die Welt scheint viel größer, wenn man sie durch Kinderaugen sieht.

Oberhalb der Felsen, die ziemlich leicht zu erklettern sind, weht ein laues Lüftchen zwischen den noch kargen Bäumen
Oberhalb der Felsen, die ziemlich leicht zu erklettern sind, weht ein laues Lüftchen zwischen den noch kargen Bäumen

Nach dem Labyrinth kehrt Ruhe ein

Direkt hinter dem Labyrinth bin ich schlagartig allein. Der Geräuschpegel schwächt mit jedem Schritt weiter ab, das Quieken der Kinder verstummt. Bis irgendwann nur noch Vogelgezwitscher übrig bleibt. Wo in der Sächsischen Schweiz hat man denn heutzutage noch die Möglichkeit, diese Landschaft in solcher Einsamkeit zu erfahren?

Schlängelt sich der Pfad erst unterhalb der Felsen entlang, vergrößert er sich später zu einem breiten Forstweg. An der darauffolgenden Weggabelung biege ich nach links und folge fortan dem Weg in Richtung Leupoldshain. Obwohl es Sonntag und das Labyrinth erwartungsgemäß gut besucht ist, begegne ich auf diesem Stück keiner Menschenseele. Trügerisch diese Einsamkeit, die mich kurz aufhorchen lässt, ob ich mich nicht doch geirrt oder mal wieder verlaufen habe. Was nicht untypisch wäre und auf meinen Wanderungen irgendwie häufiger vorkommt, als mir eigentlich lieb ist.

Auch der anvisierte Ort ruht in der Trägheit eines Sonntags und begegne ich nur einem älteren Rentnerpaar, dass auf einer Bank rastet. Wir nicken einander zu, grüßen uns auf diese wohlwissende Art, die nachhaltig vermittelt, dass man das gleiche sucht. Also Ruhe gibts hier zuhauf. So viel ist schon mal sicher.

Weite Blicke

Kurz hinter Leupoldshain führt der Weg erst ein kurzes Stück wieder steil bergan, bevor er im Windschatten der Nikolsdorfer Wände einen atemberaubenden Blick freigibt. Laufe ich anfangs in östliche Richtung und mit direktem Blick auf den Pfaffenstein, springen wenig später erst die Festung auf dem Königstein und kurz danach der Lilienstein sehr prominent ins Auge. Das hat Wucht und zwingt mich glatt, eine längere Rast auf einer der vielen Bänke am Wegesrand einzulegen. Seit meiner frühesten Kindheit bin ich nun schon in diesem Gebirge unterwegs, aber diesen Anblick habe ich bisher echt versäumt. Manchmal tut es eben gut, sich durch die Irrungen eines Labyrinths zu wagen, um am Ende mit ganz neuen Aussichten überrascht zu werden.

Rückweg zum Labyrinth über den Bernhardstein

Als letztes Ziel auf diesem Rundweg lockt der Bernhardstein. Ein kurzer Aufstieg, steil und mit Holzbohlen befestigt, führt direkt unterhalb der Sandsteine. Durch hochaufgeschossene Fichten und Felsspalten lugt die Nachmittagssonne, taucht den Wald in mystisches Licht und erwärmt die Luft angenehm frühlingshaft. Eine Eisenleiter später stehe ich auch schon auf dem Plateau und genieße eine fantastische Aussicht auf die Festung Königstein und den Lilienstein. In der anderen Richtung lasse ich meinen Blick über Pfaffenstein, Gohrisch und nah dem Horizont den Schrammsteinen schweifen. Ein weiter Blick übers Elbsandsteingebirge tut sich auf.

Ich bleibe lange. Viel zu lange. Die letzten Strahlen der im Sinken begriffenen Sonne verschwinden schon hinter den Bäumen, bevor es mich zurück an den Ausgangspunkt meiner Wanderung zieht. Denn der Weg vom Bernhardstein zurück in Richtung Labyrinth ist dann gar nicht mehr so lang. Überrascht erfahre ich einmal mehr, was ich nun schon mehrfach erwähnte: manchmal braucht es eben einfach nur ein wenig Neugier, um vermeintliche Irrwege weiterzugehen. Die entpuppen sich nämlich am Ende zu einer ganz neuen Erfahrung. Und zu einer Aussicht auf mein absolutes Lieblingsgebirge, die ich in all den Jahren, in denen ich nun schon darin unterwegs bin, bisher so noch nicht gesehen habe. Lohnt sich also! Wirklich.

Tipps, Infos & Karte

HINKOMMEN.
S-Bahn bis Bahnhof Königstein, von dort mit dem Bus 246 bis Langhennersdorf, Abzweig Labyrinth.
Mit dem Auto bis zum Parkplatz Felsenlabyrinth Langhennersdorf. Der ist zwar nicht ganz so klein, aber an guten Tagen schnell mal überfüllt. Entweder man kommt zeitig oder nutzt den ÖPNV.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es lediglich etwas Ausdauer und ein wenig Schwindelfreiheit auf den Gipfeln.

UNTERKUNFT.
Als Ausgangspunkt für diese Wanderung eignen sich die Kleine Waldhütte in Langhennersdorf bzw. der Bauernhof Bielatal in Rosenthal-Bielatal.

ESSEN & TRINKEN.
Da es sich durchaus um eine Tageswanderung handelt, wären Essen und Trinken vor allem im Sommer nicht verkehrt, dabei zu haben. Denn: unterwegs gibt es keine Möglichkeiten einzukehren. Obwohl: manchmal steht am Parkplatz ein kleiner Trailer, aus dem Süßes (Eis) und Herzhaftes (Bratwurst) verkauft wird.

BESONDERER TIPP.
Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte unbedingt etwas mehr Zeit im Labyrinth einplanen. Das ist von der Größe überschaubar und man kann zumindest die größeren Kinder bedenkenlos klettern und rumtollen lassen. Aber Achtung: auf den Felsen geht es manchmal ziemlich steil bergab und besteht mitunter Lebensgefahr.

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