„Couchsurfing in der Ukraine“ – Ein grossartiges Buch von Stephan Orth

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Wie erleben Ukrainer ihren Alltag im Kriegszustand? Stephan Orths Couchsurfing in der Ukraine zeigt eindrucksvoll ihre Resilienz, Menschlichkeit und den Versuch, Normalität zu bewahren – ein Blick weit über die militärische Berichterstattung hinaus.
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  Inhalt

Stephan Orths Couchsurfing in der Ukraine ist ein eindrucksvoller Bericht über Menschen in einem Land im Ausnahmezustand. Bekannt durch seine Bücher über Couchsurfing in Ländern wie Saudi-Arabien und China, wagt sich Orth in seinem neuesten Werk in die Ukraine, die von den Folgen des russischen Angriffskriegs gezeichnet ist. Dabei schafft er es, die Leserin in die Leben der Einheimischen mitzunehmen und gibt einen seltenen Einblick in ihren Alltag zwischen Luftalarm und Überlebenswillen​.

Cover des Buchs „Couchsurfing in der Ukrainie“
Cover des Buchs „Couchsurfing in der Ukrainie“

Herausfordernd: Couchsurfing in der Ukraine

Orth reist von Kiew, wo seine Freundin lebt, durch verschiedene Regionen des Landes und beschreibt das Leben sowohl in größeren Städten als auch in ländlichen Gebieten nahe der Front. Besonders eindrücklich sind seine Erlebnisse in der Hauptstadt während nächtlicher Raketenangriffe: „Es knallt. Und dann noch einmal. ‚Ist nur outgoing‘, murmelt Julija routiniert und verschlafen“. Solche Szenen verdeutlichen die allgegenwärtige Bedrohung und die merkwürdige Normalität, die sich im Krieg einstellt. Julija fasst dieses Gefühl treffend zusammen: „Ich liebe dich dafür, wie du mir bei Luftalarm den Rücken streichelst“​. Orths Erzählstil kombiniert dabei Authentizität und Humor, ohne die Tragik der Situation zu verdrängen.

Das Buch vermittelt aber nicht nur die Realität des Krieges, sondern auch den unbeugsamen Willen der Menschen, ihre Normalität aufrechtzuerhalten. In einem anderen Moment reflektiert Orth die Bedeutung der militärischen Unterstützung durch westliche Staaten: „Es ist unmöglich auszurechnen, wie viele Leben allein das deutsche Abwehrsystem Iris-T gerettet hat. Tausende? Zehntausende?“. Er zeigt, wie sehr die Menschen vor Ort von dieser Hilfe abhängig sind, und illustriert zugleich die Unsicherheiten, die mit jedem Angriff mitschwingen. Mit seiner journalistischen Präzision und empathischen Darstellung gelingt es Orth, die komplexe Situation in der Ukraine auf eine menschliche Ebene zu bringen.

Der Autor Stephan Orth auf dem Weg in die Ukraine
Der Autor Stephan Orth auf dem Weg in die Ukraine

Worin liegt die Stärke des Buches?

Die Stärke des Buches* liegt in der unmittelbaren Nähe zu den Menschen, die er porträtiert. Diese Nähe zu den Gastgebern und ihrer Sicht auf den Krieg ermöglicht es dem Leser, über die reine Faktenlage hinauszugehen und die persönlichen Geschichten der Ukrainer zu verstehen. Viele seiner Begegnungen sind geprägt von einer Mischung aus Resignation und tapferem Durchhaltevermögen: „Viele begegnen der Todesgefahr längst mit einer Mischung aus Fatalismus und Wahrscheinlichkeitsrechnung“. Orths Beschreibungen zeigen eine Bevölkerung, die sich nicht von der ständigen Bedrohung unterkriegen lässt, sondern versucht, ihren Alltag so normal wie möglich zu gestalten.

​Trotz der schweren Themen bleibt Orths Erzählweise zugänglich und oft humorvoll. Er schafft es, die kleinen, skurrilen Momente des Lebens zu erkennen und in einen größeren Zusammenhang zu stellen. So wird das Buch zu einer Mischung aus Abenteuerbericht, Gesellschaftsstudie und politischer Analyse. Es richtet sich nicht nur an Reisebegeisterte, sondern an alle, die einen tieferen Einblick in die Realität der Ukraine suchen – ein Land, das in den Medien oft auf militärische Berichterstattung reduziert wird.

Alltag in der Ukraine: Krieg und Menschlichkeit

Couchsurfing in der Ukraine ist nicht nur ein Bericht über die Folgen des Krieges, sondern auch eine Ode an die Menschlichkeit. Orth zeigt, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Platz für Lachen, Zusammenhalt und ein gewisses Maß an Normalität bleibt. Er dokumentiert die widersprüchlichen Gefühle der Menschen, die zwischen Angst und Hoffnung schwanken, und lässt uns so einen besonderen Zugang zur ukrainischen Gesellschaft finden. Dabei bleibt der Autor stets respektvoll gegenüber den Geschichten der Menschen, die er porträtiert, und lässt ihnen den Raum, ihre eigenen Erlebnisse in den Mittelpunkt zu stellen.

Dieses Buch* ist ein Muss für alle, die mehr über die Ukraine erfahren möchten – abseits der Schlagzeilen, dafür umso näher an den Herzen der Menschen, die dort leben. Es ist ein ehrlicher und erfrischend menschlicher Blick auf ein Land, das in Europa gerade eine der härtesten Prüfungen seiner Geschichte durchmacht. ◆


Infos und Bestellmöglichkeiten

»Couchsurfing in der Ukraine — Meine Reise durch ein Land im Krieg«
von Stephan Orth, erschienen bei Malik
256 Seiten | € 18,00 [D] | ISBN 978-3-89029-594-7

Vielen Dank an den Piper Verlag für die Zur­ver­fü­gung­stel­lung des Rezensionsexemplars. Wer dem Instagram-Channel des Verlags folgen möchte kann das gern hier: instagram.com/piperverlag.

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