Auf dem Hermannsweg – Tag 1

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Der Hermannsweg führt von Rheine über Bielefeld nach Leopoldstal und weiß auf seinen 160 Kilometern in deutsche Geschichte und tiefe Wälder zu entführen. Vier Tagesetappen davon gibt es ab heute nachzulesen.
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Auf dem Hermannsweg von Bielefeld nach Oerlinghausen (15km)

Die Stadt Bielefeld, Startpunkt meiner Wanderung auf dem Hermannsweg im Teutoburger Wald, erreiche ich nach gut 2,5 Stunden mit dem Zug. Wie bei allen Großbahnhöfen scheint auch dieser das typische Klima von Reisenden, Arbeitspendlern und Drogendealern in sich zu vereinen. Ein bißchen Uringeruch und Taubenkacke noch dazu: voila, fertig ist der erste Eindruck. Der wird auch nicht besser, als ich den Bahnhof eiligen Schrittes in Richtung Vorplatz verlasse. Erst die Fußgängerzone in der Stadtmitte weiß mich mit den beiden sehenswerten Kirchen umzustimmen.

Als ich endlich nach 3 Kilometern die Burg auf dem Sparrenberg erreiche, bin ich jedoch vollends versöhnt. Der Ausblick von eben dieser läßt mein Wanderherz höher schlagen. Grüne Wälder, Sonnenschein von blauem Himmel und eine Hochzeit, die auf der Burg gefeiert wird. Na wenn das mal keine guten Aussichten für die nächsten drei Tage sind.

Blick von der Burg Sparrenberg auf die Innenstadt Bielefelds. Sagen wir mal so: einen Schönheitswettbewerb wird diese Stadt wahrscheinlich nicht gewinnen.
Blick von der Burg Sparrenberg auf die Innenstadt Bielefelds. Sagen wir mal so: einen Schönheitswettbewerb wird diese Stadt wahrscheinlich nicht gewinnen.

Inmitten des Teutoburger Waldes und erhobenen Hauptes thront die Sparrenburg über der Stadt und lässt vergessen, was Großstädte zuweilen so ambivalent macht: Hektik, laute Geräusche, verstopfte Straßen. Hier oben wabert diese Geräuschkulisse nur noch weit entfernt und ganz leise herauf. Ein kleines Mädchen reicht mir eine weiße Rose und wird lachend von der Mutter zurückgerufen. Das Brautpaar ist stilvoll gekleidet und wartet mit seinem Gefolge auf den Einlass in den Burghof. Mir bleibt dieser leider verwehrt, bin ich doch kein Gast dieser Gesellschaft, nicht eingeladen, sondern nur Tourist.

Noch eine Etage höher wird Bielefeld auch nicht wirklich schöner. Nur übersichtlicher.
Noch eine Etage höher wird Bielefeld auch nicht wirklich schöner. Nur übersichtlicher.
Etwas Geschichte hat noch niemandem geschadet. Also wohlan: die Burg auf dem 180m hohen Sparrenberg wurde bereits 1253 erstmals urkundlich erwähnt und diente vornehmlich der Sicherung des Bielefelder Passes durch den Teutoburger Wald.
Etwas Geschichte hat noch niemandem geschadet. Also wohlan: die Burg auf dem 180m hohen Sparrenberg wurde bereits 1253 erstmals urkundlich erwähnt und diente vornehmlich der Sicherung des Bielefelder Passes durch den Teutoburger Wald.
Idylle am Wegesrand
Idylle am Wegesrand

Hinter Bielefeld dann erste Ruhe

Immer wieder aufs Neue überrascht es mich, wie laut eine Stadt eigentlich sein kann. Das Rauschen des Verkehrs, Polizeisirenen, jemand mäht seinen Rasen. Zu sehr bin ich offensichtlich daran gewöhnt. Ganz unmerklich wird diese Geräuschkulisse auf dem Weg immer leiser und schwächer. Irgendwann jedoch stehe ich dann da und höre nur noch das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Windböen, die sich in den Blättern der Bäume verfangen. Das ist dann meist der Moment, an dem meine eigentliche Wanderung beginnt. Ab diesem Moment bin ich wirklich unterwegs.

Hin und wieder wird der Wald durch Felder und Wiesen unterbrochen und verleiht damit dem Teutoburger Wald einen gewissen Reichtum an Abwechslung.
Hin und wieder wird der Wald durch Felder und Wiesen unterbrochen und verleiht damit dem Teutoburger Wald einen gewissen Reichtum an Abwechslung.

Meine erste Rast mache ich am „Eisernen Anton“, einem Aussichtsturm direkt in Kammlage mit einem wunderschönen Blick ins Bielefelder Umland. Kaum vorstellbar, dass der Teutoburger Wald einst als Kulisse für einen der geschichtsträchtigsten Schlachten Europas herhalten musste. 9 n.Chr. wurden in seinen Wälder Kämpfe ums Überleben und Weiterbestehen gefochten und gaben ihm damit ein ganz eigenes Kapitel deutscher Geschichte. Das lese ich mir auf dem „Eisernen Anton“ zwar nicht an (war ja schließlich Thema im Schulunterricht), lässt mich aber dennoch gedanklich innehalten. So friedvoll und harmonisch, wie das Gebiet heute auf mich wirkt, läßt der Blick von oben eben nur noch erahnen, wie es damals zugegangen sein muss.

Links der Eiserne Anton von 1895, bei Besteigung ein Aussichtsturm – rechts der Stählerne Oscar, unbesteigbar. Dafür sorgt letzterer für fast grenzenlosen Funk- und Fernsehempfang. Auch schön.
Links der Eiserne Anton von 1895, bei Besteigung ein Aussichtsturm – rechts der Stählerne Oscar, unbesteigbar. Dafür sorgt letzterer für fast grenzenlosen Funk- und Fernsehempfang. Auch schön.
Bedenkt man, dass um 9 n.Chr. hier Varus versuchte, mit seinen Legionen die dichten Wälder einzunehmen, kann man wohl nachvollziehen, dass auch beim heutigen Anblick eine gewisse Ortskenntnis von Vorteil sein muss. Und die hatte dann wohl eher ein gewisser Arminus, besser bekannt als Hermann. Aber dazu später mehr.
Bedenkt man, dass um 9 n.Chr. hier Varus versuchte, mit seinen Legionen die dichten Wälder einzunehmen, kann man wohl nachvollziehen, dass auch beim heutigen Anblick eine gewisse Ortskenntnis von Vorteil sein muss. Und die hatte dann wohl eher ein gewisser Arminus, besser bekannt als Hermann. Aber dazu später mehr.
Kurz hinter Bielefeld wird es nochmal laut: auf einer Brücke wird die A2 überquert. Kurz danach kehrt aber schon wieder Ruhe ein.
Kurz hinter Bielefeld wird es nochmal laut: auf einer Brücke wird die A2 überquert. Kurz danach kehrt aber schon wieder Ruhe ein.

Ankunft erster Tag auf dem Hermannsweg

Fast direkt nach Überquerung der A2 komme ich schon am Ziel des ersten Tages auf dem Hermannsweg an. Gemütliche 15 Kilometer trug mich das hervorragende Wetter (25 Grad und Sonnenschein) und die Bewegungsfreudigkeit meines Körpers direkt in die Arme des Hauses Neuland, eines Ausbildungshotels in der Nähe von Oerlinghausen. Mit viel Liebe und Mühe werde ich aufgenommen und bin – wie ich erfahre – der einzige Gast für diese Nacht. Das ich das noch erleben darf: Ein ganzes Hotel und sein Personal nur für meine Bedürfnisse. Toll!

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