Ausflug zur Basilika bei Bivongi
Hat man genug von der Westküste Kalabriens kann man sich gern durch den Dschungel des Aspromonte-Nationalparks schlagen (oder eben auch wandern) und wird an der Ostküste weiterer, interessanter Sehenswürdigkeiten fündig. Ein solches Kleinod aus frühester Besiedlungszeit stellt das etwas abseits gelegene Kloster von Bivongi dar. Bereits im 9.Jhd. erstmals erwähnt, bildet es nach einigen kurzen Zwischenepochen bis heute einen festen Ort des orthodoxen Glaubens im südlichen Italien. Ein letzter Höhepunkt der Reise durch Kalabrien.
Griechischen Einwanderern ist es zu verdanken, dass das östliche Kalabrien seit dem 7. Jahrhundert eine ganz eigene Kultur aufbauen konnte. So überwog, wie schon erwähnt, die orthodoxe Glaubensrichtung und ist als stilgebendes Mittel in vielen der hier erbauten Denkmäler wiederzufinden. Zu ihnen gehört unter anderem die Basilika von Bivongi. Ende des 12. Jahrhunderts erbaut stellt sie eine Besonderheit normannisch-byzantinischer Baukunst dar und war weit über die Grenzen Kalabriens hinaus bekannt. Einfache Strukturen und klare Formen bestimmen das Blickfeld im Inneren, verschnörkelte Kunst und glamourösen Pomp sucht der Betrachter hier vergebens.
Fast Ruine aber immer noch bewohnt: die Basilika Bivongi
Das Kloster an sich trug und trägt den Namen des heiligen Johannes, der in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hier seine Wunder oder vielmehr seine Rasenmäher-Künste zu Tage förderte. Denn dies verrät sein Spitzname – der Schnitter – er war wohl sehr schnell darin. Jeder hat ja so sein eigenes, was er gut kann. Die restlichen hier siedelnden Mönche mähten nicht nur Rasen, sondern trugen über die Jahre hinweg eine der größten Sammlungen religiöser Bücher zusammen und bildeten somit die wichtigste Bibliothek Süditaliens. Weinanbau, Olivenhaine und Handwerk halfen, aus der kleinen Einsiedelei rasch ein florierendes Kloster zu machen, von dem heute außer der Basilika nur noch wenige Reste zu bewundern sind.
Denn im 17. Jahrhundert wurden die Mönche aus Bivongi vertrieben und siedelten in das benachbarte Stilo über. Den Briganten waren sie ein Dorn im Auge, ihnen die Ortodoxen zu mächtig geworden. Seitdem stand das Kloster verlassen, leer und verfiel über die Jahrhunderte. Erst 1994 kehrten Mönche vom Glauben des Athos-Berges in Griechenland hierher zurück und begannen das alte Kloster wieder neu aufzubauen. Kleine Wirtschaftsräume, die für den Besucher verschlossen bleiben, und die inzwischen teil-restaurierte Basilika sind Zeugen neuer Besiedelung, neuer Fruchtbarkeit. So scheint es, sind es wohl erneut griechische Einwanderer, die auf italienischem Boden eine neue, alte Kultur aufleben lassen.