Im Sommer auf die Winterstellaralm im Pillerseetal

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Eine gemütliche und abwechslungsreiche Wanderung führt von St. Jakob in Haus bzw. St. Ullrich am Pillersee auf die Winterstellaralm. Ein ausführlicher Wanderbericht zum Wandern im Pillerseetal gibt viele Tipps & Infos. Nicht nur zur Wanderung.
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Startpunkt der Wanderung ist die Bushaltestelle „St. Ulrich am Pillersee Buchenstein“
Startpunkt der Wanderung ist die Bushaltestelle „St. Ulrich am Pillersee Buchenstein“

Die Wolken ziehen tief und bleiben immer wieder an den Berghängen jenseits der 2.000er hängen. Trotzdem es angenehm warm ist, scheint es wohl bald zu regnen. Die Luft ist klar und ein leichtes Rauschen fährt verführerisch durch die Wipfel der Bäume auf der anderen Straßenseite. Die Bushaltestelle liegt 200 Meter entfernt und ich starte meine Wanderung direkt vor der Pension Flecknerhof. Ihr gegenüber geht es nämlich direkt bergauf. Wer will da schon lange an der Straße stehen und warten. Auch wenn der Wetterbericht Regen angekündigt hat, mache ich mich auf diese zwölf Kilometer lange Wanderung durchs Pillerseetal. Einfach zu lange habe ich die letzten Monate auf Momente wie diesen gewartet. Endlich wieder loslaufen, endlich wieder unterwegs sein. Und sei es nur für ein Bier auf der knapp 6 Kilometer entfernt gelegenen Winterstellaralm.

Doch die Belohnung muss ich mir hart erarbeiten. Auf den ersten zwei Kilometern geht es gut bergauf, werden schonmal die Hälfte der insgesamt 630 Höhenmeter erwandert. Immer wieder bleibe ich stehen und schaue zurück. Der Blick ins Pillerseetal und auf die Buchensteinwand mit ihrem Jakobskreuz ist einfach zu schön. Zielsicher wurden in gut erreichbaren Abständen ein paar Bänke aufgestellt, auf denen es sich wunderbar rasten und den Ausblick genießen lässt. Ich stoppe kurz für ein Foto und gehe weiter. Begleitet von einer Handvoll Ziegen, die versuchen, an den Schweiß meiner Waden heranzukommen. Sie folgen mir bis an den Waldrand, dann geben sie auf.

Fast immer lohnt sich ein Blick zurück: die Buchensteinwand auf der gegenüberliegenden Seite.
Fast immer lohnt sich ein Blick zurück: die Buchensteinwand auf der gegenüberliegenden Seite.

Vorbei an der Lehrbergalm zur Winterstellaralm

Auf 1.240 Höhenmetern liegt die Lehrbergalm. An der laufe ich direkt vorbei. Ehemals bewirtschaftet bietet sie heute zwar einen wunderschönen Anblick (und Ausblick), dient aber vor allem Kühen als Unterschlupf bei Wetterunbilden. Aus dem Stall am westlichen Eingang der Hütte höre ich nämlich dumpfes Muhen und Scharren auf dem Boden, der mit reichlich Heu ausgelegt zu sein scheint. Verträumt lugt eine Kuh in Richtung der schmalen Pforte, durch die ich einen neugierigen Blick ins Innere werfe. Wohlig warme Luft wabert mir entgegen, gemischt mit dem typischen Gestank der Hinterlassenschaften des Viehs.

Mich zieht es weiter. Der Weg verläuft ab hier noch kurz auf einem breiten Forstweg, bevor er wenig später über eine Wiese in dichten Wald führt. Über Stock und Stein geht es abwechselnd bergauf und ab, vor allem aber auf einem recht schmalen Trampelpfad durchs Unterholz. Das macht richtig Spaß und muss ich aufpassen, nicht auszurutschen oder gar umzuknicken. Das ist nämlich so ein richtiger Bergpfad, inmitten rauschender Bäume, wie ich ihn mag. Durch das dichte Gestrüpp kann ich zwar so rein gar nichts sehen, dafür lichtet sich der Forst hin und wieder und gibt einen ersten Blick auf die Umgebung und damit die Winterstellaralm frei. Entspannt ruht sie unterhalb eines Sattels zwischen Waller- und Gerstberg. Richtig schön.

Tief ziehende Wolken in den Kitzbüheler Alpen, die zuweilen an den Gipfeln jenseits der 2.000er hängen bleiben.
Tief ziehende Wolken in den Kitzbüheler Alpen, die zuweilen an den Gipfeln jenseits der 2.000er hängen bleiben.
Zutraulich und anhänglich: freilaufende Ziegen an den Hängen des Pillerseetals.
Zutraulich und anhänglich: freilaufende Ziegen an den Hängen des Pillerseetals.

Auf der Winterstellaralm

Gemächlich werden auf den gut zwei Kilometern die restlichen Höhenmeter gemeistert, bevor es kurz vor der Almhütte wieder bergab geht. Auch hier stilecht über Steine, Wiesen und – ganz neu – durch bodentief wachsendes Gebüsch. Immer im Blick: die Winterstellaralm. Umgeben von den beiden Bergen ist dieser Ausblick einfach zu schön und verweile ich einen kurzen Moment, bevor ich mich auf die Hütte begebe. Dort bin ich der einzige Gast. Da es mitten in der Woche ist und die Wetteraussichten auch nicht als rosig zu bezeichnen sind, haben sich wohl nur wenige auf diesen Weg verirrt. Bei einem Gösser (ja, dafür mache ich gern Werbung, weil schmeckt einfach) ruhe ich mich aus und lasse meinen Blick über das Pillerseetal schweifen.

Knapp 70 Tiere unterschiedlicher Rassen werden hier betreut, verrät mir die Hüttenwirtin. Braungebrannt und mit weißblondem, langem Haar gesellt sie sich zu mir und kommen wir ins Gespräch. Die Jungtiere, meint sie, seien noch zu vorsichtig und trauten sich nicht so weit von der Hütte weg. Dagegen die ausgewachsenen Tiere, die nun schon den Folgesommer auf der Alm verbringen, haben sich in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die Wiesen, die zur Winterstellaralm gehören, sind riesig und ziehen sich rund um die beiden umgebenden Berge bis über den Sattel ins Nachbartal. Das Läuten der Glocken schallt von den Hängen zurück und wirkt auf mich äußerst meditativ. Ich komme zur Ruhe und lausche gespannt ihren Erzählungen.

Unterhalb des Sattels die bewirtschaftete Winterstellaralm.
Unterhalb des Sattels die bewirtschaftete Winterstellaralm.
Blick von der Winterstellaralm in Richtung Pillerseetal
Blick von der Winterstellaralm in Richtung Pillerseetal

Rückweg über St. Ullrich am Pillersee

Wir plaudern lang und erfahre ich Wissenswertes aus dem Leben auf der Alm. Ein entbehrliches, ein einfaches Leben. Aber auch die schönste Zeit findet ein Ende. Vor allem dann, wenn der kalte Wind auffrischt und die Wolken immer tiefer ziehen. Mittlerweile bleiben sie an den Bergen festhängen und verdichten sich. Solang noch der Wind weht, bräuchte ich mir keine Sorgen machen, rät mir die Wirtin. Erst wenn es absolut windstill und ruhig wird, wäre es ratsam, schnell einen Schutzort aufzusuchen. Ihre Worte im Hinterkopf nehme ich mit und begebe mich auf den Rückweg.

Der führt von der Winterstellaralm entweder in Serpentinen entlang des Forstwegs. Oder aber etwas steiler und dafür auch schneller auf wirklich schmalen Trampelpfaden übers Grün und fast schnurstracks geradeaus. Wie auch immer man sich entscheidet: rauskommen wird man in St. Ullrich am Pillersee. Wer hier noch etwas Zeit vom Tag übrighat, dem empfehle ich einen kleinen Blick ins Dorf. Das ist schön urig und liegt äußerst idyllisch im Tal und am Pillersee.

Da der Wind immer kälter wird und die Wolken mittlerweile auch so tiefgezogen sind, dass ich die Winterstellaralm gar nicht mehr sehen kann, beeile ich mich und wandere vom Ortsteil Schartental schnurstracks entlang des Grießelbachs in Richtung St. Jakob in Haus. Kurz bevor ich den Ausgangsort meiner Wanderung betrete, beruhigt sich der Wind und schöpfe ich Hoffnung. Doch just in dem Moment, als sich die Türen der Pension hinter mir schließen, beginnt es wasserfallartig zu regnen und höre ich die großen Tropfen gegen das Fenster des Gastraums poltern. Na, das nenn ich mal Glück gehabt. Und hatte die Wirtin der Winterstellaralm recht. Danke für die wunderbare Wanderung und für ihren Rat. Der sei hiermit gern weitergegeben.

Entlang des Grieselbachs führt der Weg wieder zurück nach St. Jakob in Haus.
Entlang des Grieselbachs führt der Weg wieder zurück nach St. Jakob in Haus.

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Am besten mit dem ÖPNV des Pillerseetals. Der ist nämlich mit der Gästekarte, die man automatisch bei Übernachtungen in der Region erhält, kostenlos.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung. Auf der Passage unterhalb des Wallerbergs empfehle ich allerdings festes Schuhwerk. Da geht es ganz schön über Stock und Stein.

UNTERKUNFT.
In St. Jakob in Haus empfehle ich die Pension Flecknerhof. Die wird seit Generationen von der Familie Jud geführt und hat sommers wie winters eine ausgezeichnete Lage. Für den Wintersport direkt am Skilift und im Sommer startet diese Wanderunge direkt vor der Haustür.

ESSEN & TRINKEN.
Entweder man packt sich etwas für unterwegs ein (im Sommer ist genügend Wasser Pflicht!) oder – was viel besser ist – man plant direkt auf der Hütte der Winterstellaralm eine Jause ein.

BESONDERER TIPP.
Ein kleiner Abstecher auf den Wallerberg mit seinen über 1.680 Metern Höhe ergänzt die Wanderung um einige schöne Ausblicke in die Kitzbüheler Alpen. Der Weg dorthin ist an der Winterstellaralm ausgeschildert.

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