Weckelsdorfer Felsen – mystische Sandsteinlandschaft in der Region Broumovsko

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Zwischen dem Riesen- und dem Adler-Gebirge befindet sich auf tschechischer Seite das Braunauer Bergland (Broumovsko). Geprägt wird es durch majestätisch aufragende Sandsteine, wie zum Beispiel die Weckelsdorfer Felsen.
Sven Becker
  Inhalt

Von Teplické skály zu den Weckelsdorfer Felsen

Der irische Komponist Patrick Cassidy schuf eine der schönsten Arien klassischer Musik. Das finde nicht nur ich. Hans Zimmer webte sie zum Beispiel in seinen Soundtrack zum Film „Hannibal“ ein, Ridley Scott verwendete sie für eine Sterbeszene in seinem Film „Königreich der Himmel“. Warum ich das erwähne? Aus zwei Gründen. Zum einen ist es ein unglaublich schönes Stück, das Cassidy da geschaffen hat, und man sollte es sich unbedingt einfach mal so anhören. Zum anderen unterstreicht es die mystische Landschaft der Weckelsdorfer Felsen, die ich nach einem kurzen Waldspaziergang vom Hotel Orlik aus erreiche. Doch dazu später mehr.

Denn zuvor besuche ich noch die Reste einer mittelalterlichen Ruine, der Burg Střmen. Diese erreiche ich über mehr als 100 Stufen einer Eisenkonstruktion, die in den Hang gebaut wurde. Doch der Gipfel, der ebenfalls über eine schmale, zwischen zwei Felsen gebaute Eisenleiter zu erreichen ist, entschädigt mich für die Mühen. Völlig allein stehe ich auf dem Plateau und lasse meinen Blick über das herrliche Panorama schweifen. Na ja, so richtig schön ist die Aussicht gerade nicht, denn es ist ziemlich diesig. Und auch die dunkelgrün-braune Landschaft unter mir ist jetzt nicht so der Bringer. Aber dafür fängt es aus einem seit Tagen viel zu grauen Himmel langsam an zu schneien. Ganz leise rieseln die Flocken ins Tal und versprechen den Hauch eines nahenden Winters. Und das ist dann doch schön.

Broumovsko: Teplické skály (Weckelsdorfer Felsen, Shorts 01)
Music: „One Word“, Christopher Galovan, lizensiert über artlist.io

Von der Burgruine Střmen ins mystische Reich der Weckelsdorfer Felsen

Wenig später erfüllt sich das Versprechen. Je tiefer ich in die Felsenlandschaft Teplické skály eintauche, desto heftiger schneit es. Zwischen den Felsen ist der letzte Schnee noch gar nicht weggetaut und kommt nun neuer dazu. Auf den Kronen der Felsen, den Wipfeln und Ästen der Bäume liegt er noch. Genauso wie knöchelhoch am Boden. Plötzlich bin ich nicht nur gedanklich in den Winter zurückversetzt und merke gar nicht, wie ich nach und nach Strecke und gleichzeitig Höhenmeter mache.

Die Wege sind teilweise rutschig. Das merke ich nicht nur, wenn ich immer wieder ausrutsche, sondern spüre es auch deutlich, als ich nach einem Fehltritt hart auf dem Boden aufschlage. Hier ist Schluss mit normalen Wanderschuhen. Hier sind Hilfsmittel gefragt. Die ich natürlich – wie könnte es anders sein – im Hotel gelassen habe. Merke: Im Winter immer Grödel dabei haben! Egal wo.

<span>An der Pforte von Moria:</span> Wie in Tolkiens <i>Herr der Ringe</i> führt die Wanderung durch mystische Felslandschaften
An der Pforte von Moria: Wie in Tolkiens Herr der Ringe führt die Wanderung durch mystische Felslandschaften
Durch die Weckelsdorfer Felsen
Durch die Weckelsdorfer Felsen

Rundweg durch die Weckelsdorfer Felsen

Vorbei an herrlichen Aussichtspunkten, an Highlights wie dem Eingang zum „Hades“ oder der Felsengrotte, tauche ich immer tiefer in diese mystische Landschaft ein. Die Sandsteine erinnern mich stark an meine Heimat, die Sächsische Schweiz. Und verliere ich dabei mein Gefühl für Zeit und Raum. Mal schlängele ich mich durch schmale, hoch aufragende Felsen, mal schweift mein Blick zwischen ihnen und über sie hinweg. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen und die Flocken knistern leise auf meiner Jacke.

In meiner Erinnerung erklingen leise Töne der eingangs erwähnten Arie. Für einen Moment setze ich mich auf eine Holzbank unter gelben Sandsteinfelsen und suche den Song auf meinem Handy. Ich stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und während der Chor mit hoher, glasklarer Stimme das Orchester einleitet, fallen im langsamen Rhythmus des Liedes Schneeflocken zu Boden. Mein Blick schweift über die Felsformationen und ihr Relief. Tief atme ich die Gegenwart ein und bin augenblicklich dankbar, diesen Moment in verschneiter Landschaft erleben zu dürfen. Die Weckelsdorfer Felsen berühren mein Herz und brennen sich in mein Gedächtnis ein. Diese Wanderung ist eine, so nehme ich an, die ich mir als alter Greis sicher wünschte, unbedingt noch einmal zu unternehmen. So schön ist die…

Broumovsko: Teplické skály (Weckelsdorfer Felsen, Shorts 02)
Music: „One Word“, Christopher Galovan, lizensiert über artlist.io

Wunderbare Kombi: Sandsteinfelsen und Schnee
Wunderbare Kombi: Sandsteinfelsen und Schnee

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Am einfachsten mit dem Zug der tschechischen Regionalbahn bis zur Haltestelle Teplice nad Metují – Skály.
Direkt am Eingang zu den Weckelsdorfer Felsen befindet sich ein Parkplatz. Während er im Sommer sicher überfüllt ist (es gibt einen zweiten in unmittelbarer Nähe), war er im Winter, als ich dort war, ziemlich verlassen.

AUSRÜSTUNG.
Auf jeden Fall Grödel mitnehmen. Die Wege können im Winter vereist und daher sehr rutschig sein. Ansonsten braucht man für diese Wanderung keine besondere Ausrüstung.

UNTERKUNFT.
Dort geschlafen und daher empfehlenswert ist das Hotel Orlik direkt am Eingang der Weckelsdorfer Felsen. Es ist ein modernes Hotel mit digitalem Check-in und eigenem Restaurant. Die Zimmer sind modern eingerichtet und verfügen über einen kleinen Kühlschrank. Das Restaurant bietet eine ausgezeichnete regionale Küche. Außerdem bekommt jeder Gast im Winter kostenlos Grödel gestellt, die er/sie behalten darf.

ESSEN & TRINKEN.
Da die Wanderung bei entsprechender Zeiteinteilung auch eine Tagestour sein kann, empfiehlt es sich, Essen und Trinken für ein Picknick mitzunehmen. Denn: Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. Nur am Start- und Endpunkt gibt es eine kleine Auswahl an Restaurants.

BESONDERER TIPP.
Zeit mitbringen! Die Weckelsdorfer Felsen sind zauberhaft schön und verdienen es, in Ruhe erwandert zu werden. Dabei gern die einzelnen Aussichtspunkte mitnehmen. Die Landschaft zeigt sich von jedem anders. // OBENDREIN Bei einer Winterwanderung unbedingt Tee in einer Thermoskanne mitnehmen! Auch im Sommer empfiehlt sich etwas Langärmeliges. Zwischen den Felsen kann es ganz schön kühl werden.


Weitere Informationen rund um die Region Broumovsko gibt es auch auf deutsch unter broumovsko.cz.

Wanderkarte

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