Felsen, Aussichten und wilde Wege — Rundwanderung Skály im Broumovsko

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Wundervolle Aussichten, schmale Weg durch und über die Felsen, verbunden mit mystischen Landschaften – die Rundwanderung Skály machts möglich. Ein Wanderbericht.
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Ein eisiger Wind weht dicke Schneeflocken vor sich her, während in den Baumwipfeln versteckte Vögel bereits frühlingshaft zwitschern. Ihr noch zurückhaltender Gesang begleitet meinen Weg, der mich vom Dorf Skály den westlichen Hang hinauf bis zum Aussichtsturm von Cáp führt. Dessen Geländer ist mit feinem Frost überzogen und habe ich das Gefühl, die Hände frieren direkt daran fest, sollte ich es zu lange berühren. Doch der Aufstieg lohnt sich. Der Blick schweift von seinem überdachten Plateau weit ins Land und genieße ich den Tanz der weißen Flocken.

Bereits auf meinen letzten beiden Wanderungen durch die Weckelsdorfer Felsen und zur Kapelle „Panny Marie Sněžné“ durfte ich in den Winter des Braunauer Berglands eintauchen. Und die magische Schönheit genießen. So auch hier. Auf vereisten Stufen des Turms folgen jede Menge Holztreppen hinab ins Tal. Immer tiefer führen sie mich in den Wald. Und damit in eine unwirklich schöne Welt aus Felsen, verwinkelten Wegen und jeder Menge Sandstein.

Storch auf dem Berg: Rozhledna Čáp
Storch auf dem Berg: Rozhledna Čáp

Von Skály über den Aussichtsturm von Cáp zur Lokomotiva

Ein wilder, schmaler Weg zieht sich durch die Felsen. Die schimmern unter einem grauen Himmel gelb und weiß. Und düster. Unheimlich kann einem werden, wenn man zu viele Fantasy- oder Horror-Geschichten gelesen hat. Mal muss ich mich schlank machen, um durch sie hindurch zu kommen, mal steige ich über abgebrochene Steine, die erst kürzlich herunter gefallen zu sein scheinen.

Warm wird mir. Und merke ich die Minusgrade beim Wandern überhaupt nicht. An der nächsten Weggabelung mache ich eine kurze Rast, bevor es mich weiter auf diesem mystischen Trail zum Aussichtsfelsen Lokomotive zieht. Der Ausblick dabei ist grandios. Wie das namengebende Stahlross thront der Felsen über dem Tal und liegen mir die schneebetupften Wälder zu Füßen. Doch Vorsicht! Man sollte dem Abgrund nicht zu nahe kommen. Hier geht es steil bergab und kann ein falscher Schritt tödlich enden.

Diesen tollen Ausblick genießt man vom Aussichtsturm Rozhledna Čáp, dessen Eisen-/Holzkonstruktion abenteuerlich anmutet
Diesen tollen Ausblick genießt man vom Aussichtsturm Rozhledna Čáp, dessen Eisen-/Holzkonstruktion abenteuerlich anmutet
Schroffe Felsen, schmale Wege – Die Rundwanderung Skály gestaltet sich abwechslungsreich
Schroffe Felsen, schmale Wege – Die Rundwanderung Skály gestaltet sich abwechslungsreich

Von der Lokomotiva zurück auf meiner Rundwanderung Skály

Skurrile Denkmäler gibt es zuhauf. Eines davon auch auf dem Rückweg nach Skály. Direkt an der wenig befahrenen Zufahrtsstraße steht eine Stele, die Seltsames zu feiern weiß. Denn genau diese Straße, auf der ich gerade laufe und jetzt stehe, wurde zwischen 1927 und 30 mit Mitteln der hiesigen Bevölkerung erbaut. Das muss für den Ort und die damalige Zeit ein so großer Kraftakt gewesen sein, dass man diesem Ereignis einfach ein Denkmal setzen musste. 3 Millionen Kronen soll die Straße gekostet haben. Zum Vergleich: für ein Brot zahlte man damals 5 Kronen. Überraschende Einsichten auf meiner Rundwanderung Skály.

Kurz vor Ende der Rundwanderung komme ich an einem kleinen See vorbei. Der trägt den Namen „Schwarzer Teich (Černé jezírko)“ und ist komplett zugefroren. Auf der geschlossenen Eisdecke liegt eine dünne Schneedecke, die durch den frostigen Niederschlag noch weiter anwächst. Eigentlich war ich ja auf der Suche nach dem Frühling und finde hier nun tiefsten Winter. War so nicht geplant, ist aber irgendwie auch schön. Richtig schön. Aufs Eis traue ich mich trotzdem nicht.

Rundwanderung Skály: Über Wiesen schweift der Blick ins Braunauer Bergland (Broumovsko).
Rundwanderung Skály: Über Wiesen schweift der Blick ins Braunauer Bergland (Broumovsko).

Abschluss auf der Burgruine auf dem Bischofstein

Dafür finde ich mich zu guter Letzt auf einer Burgruine wieder. Genauer der auf dem Bischofstein (Hrad Skály). Der solitär stehende Turm, mächtig und imposant, ist auch heute noch zu besteigen und erinnert mit seinen zahllosen Stufen und Gewölben an emsig genutzte Zeiten. Bereits im 14. Jahrhundert gebaut, wurden von hier aus räuberische Streifzüge in die Umgebung unternommen. Was nicht lange gut ging. Bereits im 15. Jahrhundert kam man dem Treiben auf die Schliche und wurde die Burg 1477 wieder abgerissen. Nur um anschließend noch einmal neu aufgebaut zu werden. Und nach einer weiteren Belagerung wieder abgerissen zu werden. Ein Hoch und Tief auf Lebenszeit.

Doch wen scherts. Als Burgruine macht der Bischofstein was her und kann er durchaus als Besonderheit durchgehen. Ein würdiges Ende einer wunderbaren, kleinen Wanderung. Kann ich wärmstens empfehlen. Nicht nur im Winter.

Auf dem Bischofstein (Zřícenina hradu Skály a vyhlídka) stand einst eine Burg. Heute erkennt man nur noch kümmerliche Reste.
Auf dem Bischofstein (Zřícenina hradu Skály a vyhlídka) stand einst eine Burg. Heute erkennt man nur noch kümmerliche Reste.

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Wer direkt im Örtchen Skály (Bischofstein) starten möchte, kann das Auto an der Straße stehen lassen. Einen richtigen Parkplatz gibt es leider nicht.
Die Tour kann man aber auch direkt am Bahnhof Teplice nad Metují – Skály starten. Von dort führt der Weg ein Stück die Straße entlang und zweigt dann in die Berge Richtung Skály ab.

AUSRÜSTUNG.
Im Winter auf jeden Fall Grödel (oder Spikes) mit einpacken. Die Wege können vereist und daher sehr glatt sein. Ansonsten braucht man für diese Wanderung keine besondere Ausrüstung.

UNTERKUNFT.
Übernachtet habe ich im – und daher empfehlen kann ich das – Hotel Orlik direkt am Eingang der Weckelsdorfer Felsen in fußläufiger Nähe der Bahnstation. Das ist ein modernes Hotel mit digitalem Check-in und eigenem Restaurant. Die Zimmer sind modern eingerichtet und verfügen über einen kleinen Kühlschrank. Das Restaurant bietet eine ausgezeichnete regionale Küche. Außerdem bekommt jeder Gast im Winter kostenlos Grödel gestellt, die er/sie behalten darf ( siehe Punkt Ausrüstung).

ESSEN & TRINKEN.
Da die Wanderung bei entsprechender Zeiteinteilung auch eine Tagestour sein kann, empfiehlt es sich, Essen und Trinken für ein Picknick mitzunehmen. Denn: Unterwegs und in Skály selbst gibt es keine Möglichkeiten der Einkehr. Dafür aber unterwegs zwischen den Felsen, auf der Lokomotiva selbst oder kurz vor Schluss auf der Burgruine Bischofstein (Hrad Skály).

BESONDERER TIPP.
Wer hat, sollte ein Fernglas einstecken. Sowohl auf dem Aussichtsturm Rozhledna Čáp, den Felsen unterwegs als auch am Ende auf der Plattform der Ruine Bischofstein (Zřícenina hradu Skály a vyhlídka) kann man den Blick wunderbar weit schweifen lassen. Bei guter Sicht sogar bis ins Riesengebirge.

Wanderkarte

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