Schon immer war es mein Traum, einmal an die Nordsee zu fahren. Zu viel Schönes, zu viel Beeindruckendes hatte ich bereits gehört. Von stundenlangen Spaziergängen am Meer, Wanderungen durchs Watt und von der Freundlichkeit der Menschen vor Ort. Entspannt sollen sie sein dort oben, knapp 5 Stunden Autofahrt von Berlin entfernt in St. Peter-Ording. Aber am meisten schwärmten die Schon-Dort-Gewesenen von den Sonnenuntergängen: Ohne Abkürzung direkt ins Meer soll sie versinken. Genau das Richtige für mich. Zeit also, mir selbst ein Bild davon zu machen.
Zum Strand von St.Peter-Ording
Ich komme früh am Morgen in St. Peter-Ording an, einen kleinen Ort direkt am Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Ein Touristenmagnet eher dörfischen Ursprungs. Da ich nicht weiß, wo genau es zum Strand geht, frage ich einen Passanten.
„Rechts am Ort vorbei, die Tankstelle liegen lassend finden sie den besten Platz fürs Auto in Ording-Nord.“ sagt mir ein Fußgänger mittleren Alters, der wohl auch nicht von hier zu sein scheint.
„Nein, nein“ antwortet er auf meine Nachfrage. „Wir machen Urlaub. Meine Frau und ich. Immer wieder und schon seit fünfzehn Jahren!“
„Wird das nicht langweilig?“
„Um Gottes Willen, Nein! Sie werden schon sehen.“ zwinkert er mir zu und geht weiter.
Also fahre ich mit dem Auto wieder ein Stück aus Ording raus und folge der Kolonne, die sich bereits Richtung Deich schiebt und dort ungesehen verschwindet. Ich werde neugierig. Über den Deich mit dem Auto? Darf man das?
Die Weisung des Bademeisters, doch bitte nicht über die Bojen hinaus zu schwimmen, kann bei Ebbe getrost ignoriert werden.
Man darf! Nun verstehe ich auch, was mein Gesprächspartner meint. Über den Deich fahrend erblicke ich eine riesige Sandbank, auf die man rauffährt. Schnell noch Gebühr und Kurtaxe bezahlt lenke auch ich mein Gefährt hinauf. Näher kann man das Auto gar nicht am Meer parken.
Am Strand St.Peter-Ording
Der Strand wäre also gefunden und da die Temperaturen es zulassen wird erst einmal ein Strandkorb gemietet und baden gegangen. Das Wasser ist zwar kalt, ca. 19 Grad, doch die Luft mit 30 Grad fast tropisch. Der Bademeister gibt mir auch noch den Tipp, doch unbedingt bei Flut ins Wasser zu gehen. Bei Ebbe wären die Wege ungemein länger. Und da fällt es mir wieder ein, was ich in dieser Form erst gestern zum ersten Mal gesehen: das Wasser der Nordsee wird von den Gezeiten bestimmt.
Sonnenuntergang in St. Peter-Ording
Nachdem ich den ganzen Tag am Strand gefaulenzt habe, baden gegangen bin und zwischendurch auch mal spazieren war, gelüstet es mich nach etwas Unterhaltung. Die finde ich in dem kleinen Zentrum St. Peter-Ordings. Restaurants unterschiedlichster Couleur neben den obligatorischen Schnick-Schnack-Läden und dem leckeren Backfisch-Stand. Hier tummelt sich – gerade abends – das pralle Leben der Touristen und Besucher.
„St. Peter-Ording ist ein bezaubernder Ort. Es ist schön, dass noch erleben zu dürfen.“ sagt die ältere Dame zu mir und vergisst sich für einen Moment beim Anblick des unendlich weiten Horizonts. Ein Lächeln zeichnet sich in ihr Gesicht und lässt sie fast jugendlich erscheinen.
Hier wird gespeist, gelacht, getrunken und auf dem kleinen Platz vorm Strandzugang dem Sonnenuntergang gehuldigt. Zur richtigen Zeit schlagen hier nämlich die Wissenden ihre Picknick-Decken auf und stimmen sich mit einem gekühlten Weißwein auf das bevorstehende Ereignis ein. Noch besser ist die Sicht allerdings vom Strandrestaurant Gosch, in welchem man vorzüglich speist und den Sonnenuntergang quasi als kostenlose Zugabe bis zur letzten Sekunde auskosten kann. Ein absolutes Highlight. Das abendliche Ziel der kommenden Tage wäre somit klar gesetzt!
Am Ende des Tages, bei Niedrigwasser, finden Möwen reiche Beute im Schlick der Ebbe. Fast verlassen liegt der Strand, an dem noch Stunden zuvor Touristen und Sonnenanbeter der Nordsee huldigten.