Es ist Montagmorgen acht Uhr. Wir sitzen in einem überfüllten Zug Richtung Südwesten. Die Herbstsonne scheint mild und warm durch die Fenster und im Wechsel aus Licht und Schatten rauscht die Landschaft an uns vorbei. Wir, das sind einmal mehr mein guter Freund Daniel und ich, erstmals in Begleitung von Ines und Xandra, ein Mitwanderer auf vier Beinen, ihre treue Hündin. Genau wie uns zieht es die Beiden ein paar Tage hinaus in den Herbst. Hinaus auf den Burgenwanderweg im Hohen Fläming.
In Bad Belzig steigen wir aus, sind dabei die Einzigen. Die anderen Mitfahrer reisen weiter: ins Büro, zum Studium, zur Verwandtschaft… Wer weiß das schon? Noch ist die Luft zwar kühl, doch die Lust zu wandern genauso groß wie die Strecke lang sein wird. Fast 90 Kilometer planen wir auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming, der tatsächlich nach seinen Besiedlern – den Flamen – benannt ist. 90 Kilometer durch sumpfige Landschaften, über Wiesen und Äcker durch Forste und Wälder. Hurra! Der Herbst ist da.
Auf dem Burgenwanderweg von Bad Belzig nach Rädigke (22km)
Doch zuerst wird besichtigt, was Bad Belzig zu bieten hat: den Stadtkern, die weithin sichtbare Burg Eisenhardt. Über 1.000 Jahre alt sind zwar nur Reste von ihr erhalten, die jedoch liebevoll gepflegt und restauriert werden. Hotel und Restaurant sind in ihr zu finden; eine Sehenswürdigkeit, die es zu besichtigen gilt. Inmitten des Burghofes ein kleiner Trödelladen nebst Café – eine Privatwirtschaft. Unter goldgelben Blättern halten wir das Gesicht in die Sonne und genießen warmen Tee und frischen Kuchen. Viel zu lange verweilen wir und machen uns erst spät auf den Weg zurück zum Bahnhof. Denn von hier beginnen wir unsere Wanderung, treten wir ein in die abwechslungsreiche Landschaft des Hohen Fläming.
Aufbruch in Bad Belzig
Die ersten Kilometer wandern wir entlang der Felder, die größtenteils abgeerntet, braun und ruhend auf den kommenden Winter warten. Die Sonne steht tief doch die mittägliche Wärme könnte bei diesen milden Temperaturen fast schon als Hitze durchgehen. T-Shirt-Wetter. Und das mitten im Oktober! Gelangweilt stehen ein paar Kühe am Wegesrand, lassen sich jedoch von uns mit frischem Grün nicht locken. Trägheit oder mangelndes Interesse? Geschenkt. Wir gehen weiter.
Vorbei an verlassenen Höfen, von deren einstiger Lebendigkeit nur noch Ruinen und Mauerreste zeugen. Eingefallene Dächer, von der Natur zurückerobert. Bilder wie diese sollen uns noch häufig auf dem gesamten Weg begleiten. Der Hohe Fläming scheint größtenteils entvölkert, leergezogen. Einmal mehr – wie die Geschichte schon vor tausend Jahren zeigte.
Überraschung in Lühnsdorf
Doch hin und wieder taucht wie aus dem Nichts Leben in dieser Vergessenheit auf. Aus tiefen Wäldern bei Lühnsdorf kommend, betreten wir den Ort am frühen Nachmittag und besuchen das Landgasthaus „Alte Schmiede“, welches durchaus Sterne-Niveau erreicht. Von außen unscheinbar und höchst sozialistisch angehaucht, verzaubert es innerhalb mit anschaulichem Ambiente und schmackhaften Speisen. Der selbstgebackene Kuchen nebst Kaffee und Tee verlockt uns zu bleiben, hier zu nächtigen. Doch gestärkt und überrascht, dieses Kleinod gefunden zu haben, wandern wir weiter. Ein anderes Ziel soll unser heutiges sein.
Burgenwanderweg nach Rädigke
Die Felder rund um Rädigke besitzen nicht nur landwirtschaftlichen Nutzwert, sondern historischen. Auf ihnen tobte der 30-jährige Krieg und brachte so manchen Bauern um seine Existenz, wenn nicht sogar ums Leben. Steine und Kacheln am Wegesrand erinnern an einstiges Ungemach. Seit eh und je das gleiche Bild: Es ist nicht der Krieg, der zu den Menschen kommt. Es ist der Mensch, der zu den Kriegen geht.
Die Gastwirtschaft Moritz in Rädigke, die unser heutiges Nachtlager sein soll, ist eine besondere. Ein alter Dreiseitenhof, seit über 300 Jahren im Besitz der Familie. Früh wurde er ausgebaut und wird seit dem 18. Jahrhundert als Gasthaus genutzt. Den Charme vergangener Zeiten gibt es inklusive, wie eine Ahnengalerie in der hauseigenen Bibliothek zeigt. Hier wird genächtigt, wie schon Reisende vor 200 Jahren nächtigten. Nur eben zeitgemäßer. Auch die Speisen sind liebevoll hausgemacht und vor allem rustikal. Wer über 20 Kilometer in den Beinen hat, verdient es so zu tafeln. Mit freundlichen Menschen am Nachbartisch kommen wir ins Gespräch und stellen fest: die Ortschaften scheinen zwar verschlafen, sind aber höchstlebendig.
Ich wandere auch wahnsinnig gern um Rädigke herum. Ist für mich die schönste Gegend im Fläming. Und der Gasthof Moritz ist ein MUSS.
Sandra
Hallo Sandra,
willkommen im Blog. Schön, dass Du hergefunden hast. 🙂 Und definitiv! Sowohl Gasthof als auch Gegend sind von ausgesprochener Schönheit. Bist Du dort zu Hause? Kennst Du Touren, die sich ebenfalls lohnen? Dann immer hier mit der Info…
Viele Grüße,
Sven
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