Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist der Besuch des Botanischen Gartens in Dresden mit meinem Bruder. Es war wenig los, musste also irgendwann in der Woche gewesen sein. Vermutlich hatte ich schulfrei, Ferien oder – was wahrscheinlicher ist – habe ich einfach mal wieder die Schule geschwänzt. Was häufig vorkam. Ich war in dem Alter kein Musterknabe. Da meine Eltern beide voll berufstätig waren, fiel es eh kaum auf.
Während ich beim Schwänzen tat, wonach mir der Sinn stand, fiel in der schulfreien Zeit meist meinem Bruder die Aufgabe zu, sich um mich zu kümmern. Was, wie ich mal vermute, er wohl ganz gern tat. Denn in meiner Erinnerung besuchten wir den Botanischen Garten ziemlich oft. Offenbar hatte er damals wie heute ein Faible für Pflanzen exotischer Herkunft.
So darf es also nicht verwundern, dass ich, als ich von einem beeindruckenden, botanischen Garten direkt am Lago Maggiore – genauer in Verbania – hörte, diesem unbedingt einen Besuch abstatten wollte. Und sei es nur, um alte Erinnerungen zu wecken. Oder zu schauen, welche Pflanzen es nun in diesem zu bestaunen gibt.
Streifzug durch Verbania
Bereits halb acht Uhr morgens weht vom Lago eine warme Brise an die Promenade von Verbania. Meinen ursprünglichen Plan, eine Runde joggen zu gehen, verwerfe ich und beginne den Tag lieber mit Schwimmen im angenehm temperierten Borromäischen Golf. Das Wasser erfrischt und ist der perfekte Start in einen neuen Sommertag.
Im Vergleich zu Baveno, dem Ort, an dem ich meine Entdeckungen am Lago Maggiore vor ein paar Tagen begann, ist Verbania riesig. Im Nordwesten des Sees gelegen, lockt die Stadt schon von Weitem mit mediterranem Flair und hochaufragenden Bergen, zu deren Füßen und an deren Hängen sich die Häuser der Stadt abzeichnen. Die Uferpromenade ist von herrschaftlichen Villen geprägt und von einzigartiger Schönheit. Palmen und liebevoll gepflegte Gärten laden zum Verweilen und Faulenzen ein.
Besuch der Villa Giulia in Verbania
Besonders der Park der Villa Giulia fesselt mich länger als geplant. Nobel und selbstbewusst thronen Park und Bauwerk etwas oberhalb des Ufers und sind nur durch ein eisernes Tor und über eine weitläufige Treppe zu erreichen. Im Auftrag von Bernardino Branca um 1847 gebaut, fasziniert die Villa noch heute mit pompöser Einfachheit. Der Erfinder des berühmten Likörs Fernet Branca widmete sie seiner Frau Giulia, deren Namen sie noch heute trägt. Auch wenn der Prunkbau nach Restaurierung und Wiedereröffnung im Jahre 2009 vornehmlich kulturellen Zwecken dient, hat er nichts vom einstigen Charme eingebüßt.
Auf der Steinmauer sitzend und die Beine ins Wasser baumelnd, vertrödele ich gedankenversunken meine Zeit. Viel zu spät mache ich mich auf den weiteren Weg entlang der Hauptstraße und mehr in Richtung Norden.
Der Botanische Garten der Villa Taranto
Auch wenn die Hauptstraße nur wenig befahren ist, macht es nur wenig Spaß, an ihr entlang zu laufen. Hin und wieder kommen mir Autos mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen, deren Ziel wichtiger scheint, als die Unversehrtheit der Fußgänger. Na mensch, da fühle ich mich doch gleich wie in Berlin und damit fast schon zu Hause. Da ist gegenseitige Rücksichtnahme ähnlich stark ausgeprägt.
Doch die Stadt hat das Problem erkannt und bessert nach. An mehreren Baustellen kann ich erkennen, dass der Fußweg zur Zeit verbreitert und damit in Zukunft sicherer werden wird. Denn den Weg an sich sollte man schon gehen. Zu beeindruckend sind die Villen, die von der Straße mal besser, mal weniger gut einzusehen sind. Je nachdem, wieviel Öffentlichkeit der Besitzer zulässt. Aber allen eigen ist der wunderbare Blick auf den Lago, der immer wieder himmelblau durch die Zäune und Tore, über Büsche und Sträucher funkelt.
An ihrem Ende öffnet sich die schmale Straße und zweigt in einen größeren Parkplatz, der selbst bei warmen Sommertemperaturen gut gefüllt ist. An seinem Ende steht ein Souvenir-Shop, der gleichzeitig Einlass zum Park der Villa Taranto gewährt. Dieser ist mit 11,- € sicher kein günstiger. Bedenkt man aber den Aufwand, den die Pflege eines solchen Gartens bedeutet, ist das durchaus akzeptabel.
Betörender Blumenduft im Garten der Villa Taranto
Schon direkt am Eingang überfällt mich der Geruch blühender Pflanzen. Was ich in meiner Kindheit noch als unangenehm und aufdringlich empfand, eröffnet nun Wohlbefinden. Auch im chinesischen Feng Shui weiß man, wieviel Einfluss wohlwollende Gerüche auf Gemüt und Verfassung eines Menschen haben können. Augenblicklich fühle ich mich entspannt und in harmonischem Einklang mit mir selbst, dem Ort und ja, auch der Hitze. Die ist erneut weit über die 30 Gradmarke geklettert. Fast schon fühle ich mich ein bißchen stoned: Alles ist schön, so wie es ist.
Zu meinem Glück ist obendrein gerade Zeit der Dahlienblüte. Über 350 unterschiedliche Arten stehen in einem eigenen Abschnitt des Gartens und in voller Blüte. Das wäre gerade für meinen Bruder ein ganz persönliches Eldorado. Gehören doch Dahlien zu seinen Lieblingsblumen und züchtet er jährlich nicht wenige davon in seinem eigenen Garten. Zum ersten Mal begreife ich, welche Hingabe und Leidenschaft einen Botaniker antreiben, wenn er am liebsten alle davon begutachten und studieren möchte. Auch ich bin hin und weg von soviel Strahlkraft und erhabener Größe. Jede Blüte faltet sich anders, von den zart differierten Farbtönen ganz zu schweigen. In Summe ist das hier fast schon ein Regenbogen aus Blüten. Das beeindruckt mich sehr.
Ein floraler Nachmittag
Auch der hintere Teil des großflächigen Parks döst in sommerlicher Farbenpracht. Wasserspiele und kleine, künstlich angelegte Seen beherbergen exotische Wasserpflanzen, von denen ein Teil ebenfalls in schönster Blüte steht. Gerade die unzähligen Seerosen aber auch der Lotus bannen meinen Blick und halten mich länger hier, als ich ursprünglich geplant hatte.
In meiner ganz persönlichen Vergangenheit zurückblickend kann ich behaupten, dass ich mein Interesse an Flora & Botanik wohl vor allem meinem Bruder zu verdanken habe. Hätte er mich nicht frühzeitig für Sukkulenten & Co. begeistert, wäre ich heute wohl am Park der Villa Taranto einfach vorbei gegangen. Was so ziemlich und vor allem sehr schade gewesen wär.
Auch wenn es noch viel mehr von der Villa Taranto und Verbania an sich zu besichtigen gibt, kann ich im Großen und Ganzen behaupten: der Besuch, so kurz er auch war, hat sich mehr als nur gelohnt.
PS:
Bei einem der damaligen Besuche im Botanischen Garten Dresden stibitzten wir uns einen Ableger des dort im Gewächshaus stehenden Affenbrotbaums. Der bildete quasi und ganz aus Versehen den Grundstock unserer ganz eigenen Familienzüchtung. Ein Steckling davon steht noch immer bei mir, zieht jedes Jahr aufs Neue im Sommer auf den Balkon und ist mittlerweile zu beeindruckender Größe herangewachsen. Naja, ist inzwischen ja auch schon 30 Jahre her. Aber psst. Bitte nicht weitersagen…
Übernachtung in Verbania
In Verbania gibt es vielerlei Möglichkeiten der Übernachtung für jeden Geldbeutel. Besonders erwähnen und ausdrücklich empfehlen möchte ich aber unbedingt das Grand Hotel Majestic. Für mich als ausgewiesenen Puristen sind Luxus und Komfort, den dieses Hotel zu bieten hat, von verwirrender Schönheit.
Egal ob silvoll eingerichtete Zimmer, akkurat gestutzer Rasen oder das geschmackvoll, reichhaltige Frühstücksbuffet – alles ist mit größter Sorgfalt ausgewählt und viel Leidenschaft zubereitet. Selbst die zurück geschlagene Bettdecke, die mich nach meinem abendlichen Ausflug erwartet, ist so liebevoll arrangiert, dass ich mich sofort geborgen und umsorgt fühle. Und das der hoteleigene Strand nicht nur zum Abschalten und Entspannen dient, sondern auch mein morgendliches Bad im Lago ermöglichte, macht es gleich doppelt so schön, hier gewesen zu sein.
So, genug der Werbung. Weitere Informationen gibt es direkt auf der Webseite des Grand Hotel Majestic.
Hinweis in eigener Sache (Disclaimer)
Meine hier beschriebenen Eindrücke durfte ich im Rahmen einer Pressereise sammeln, eingeladen und veranstaltet von Maggioni Tourist Marketing. Dabei sind mir Anreise, Unterkünfte und Verpflegung zur Verfügung gestellt worden, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte. Auf meine abschließende Meinung oder redaktionelle Freiheit wurde keinerlei Einfluss genommen. Diese entspricht ausschließlich meiner persönlichen Sicht.