Oberhalb der 2.000 Höhenmeter hat es in der Nacht geschneit. Ein eisiger Wind zieht durch das Aostatal und wandelt den Sommer endgültig in Herbst. Trotzdem die Laubfärbung noch nicht wirklich eingesetzt hat, verkünden die weißen Gipfel eindeutig den bevorstehenden Wechsel. Noch ist die Sonne warm und scheint das Tageslicht lang genug. Also zieht es mich, einmal in Antagnod angekommen, auf einen ganz besonderen Weg. Einen Höhenweg sozusagen. Den Ru Courtaud.
Geschichtliches auf dem Ru Courtaud
Mit beginnender Besiedlung der höheren Lagen des Aostatals (ca. 14. Jahrhundert) fiel es immer schwerer, für das Nötigste zu sorgen. Viehhaltung und Landwirtschaft schienen auf knapp 1.800 Meter Höhe kein Problem, lediglich die Wasserversorgung geriet zur Herausforderung. Aber da es auch im ausgehenden Mittelalter kluge Köpfe gab, schien ein Kanal, der Wasser vom nahen Ventina-Gletscher abzweigte, als sinnvollste Lösung. Mit Akribie und Fleiß wurde über mehrere Jahrzehnte hinweg ein Kanal gegraben, der von eben genanntem Gletscher weit in das Ayastal hinein führte und angrenzende Weideflächen mit dem dringend benötigten Nass versorgte.
Die Idee für den Bau des Kanals kam zwar bereits im Jahr 1393 auf, dennoch dauerte es noch bis 1433 bis dieser endlich seiner eigentlichen Bestimmung übergeben werden konnte. Vielen fleißigen Händen der Bürger Saint Vincent’s ist es letztlich zu verdanken, dass er überhaupt fertig gestellt wurde. Ab 1630 geriet er jedoch schon wieder und allmählich in Vergessenheit. Auch im Aostatal wütete die Pest. Die Siedlungen in den Höhenlagen starben zu großen Teilen aus oder wurden verlassen.
Erst 1964 wurde sich wieder des Kanals, des Ru Courtauds erinnert. Nach zähen Streitigkeiten zwischen Regierung und Verbänden konnte der Kanal dann in den 80er Jahren des letzten Jahrhundert wieder rekonstruiert und als heute noch von Anfang bis Ende begehbarer Wanderweg erneuert werden. Und diesen sollte man unbedingt erwandern. Die vielen tollen Ausblicke in die umliegende Bergwelt und die tief dazwischen liegenden Täler sind von ganz besonderer Güte. Und nebenbei erfährt man auch noch auf Schautafeln Geschichtliches ausgehend vom Mittelalter bis heute. Ich stelle immer wieder fest: Das Leben auf dieser Höhe schien nicht einfach und empfehle eine Wanderung, auch gern in Teilstücken, entlang eines der längsten und ältesten künstlichen Wasserwege des ganzen Aostatals.
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