Zurück nach Fieberbrunn – WaiWi, Tag 3

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AnzeigeDie dritte Etappe des WaiWi führt vom Wildseeloder zurück ins Tal nach Fieberbrunn. Dabei wähle ich jedoch eine Alternative, die mich an der Gebrakapelle vorbei in den Pletzergraben führt. Ein Wanderbericht.
Sven Becker
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Während sich noch der Morgennebel verzieht tauchen erste Tagesgäste aus dem Tal an der Wildseeloderhütte auf.
Während sich noch der Morgennebel verzieht tauchen erste Tagesgäste aus dem Tal an der Wildseeloderhütte auf.

Wer auf einer Hütte in den Alpen übernachtet, braucht zweierlei. Einen Hüttenschlafsack und Ohropax. Ersteres habe ich in weiser Voraussicht eingepackt, letzteres leider vergessen. Jedes knarren der Dielen, jeder Gang eines Mitübernachters auf die Toilette weckt mich. Vom Donnergrollen ganz zu schweigen, der bis weit nach Mitternacht anhält. Dennoch ist das Übernachten auf der Wildseeloderhütte für mich ein kleines Abenteuer. Erstens kommt eine Hüttenübernachtung in den Alpen viel zu selten auf meinen Wanderungen vor und zweitens ist die Herzlichkeit, die Verbundenheit, die sich unter den Besuchern wie von allein einstellt, etwas ganz besonderes. 

Am nächsten Morgen komme ich mit Bernie, dem Hüttenwirt, kurz ins Gespräch. Er empfiehlt mir, nicht den WaiWi wieder zurück ins Tal zu laufen, auch wenn das ein anderer Weg als herauf wäre, sondern vielmehr eine interessante Alternative zu wählen. Die nennt sich Fieberbrunner Höhenweg und führt über die Gebrakapelle in den Pletzergraben, letztlich aber auch nach Fieberbrunn. Dafür könne ich davon ausgehen, dass ich auf dieser Strecke kaum jemandem begegnen würde. Meine Vorfreude steigt bei dem Gedanken, die Berge für mich allein zu haben.

Über den Seenieder führt der Fieberbrunner Höhenweg tiefer in die Kitzbüheler Alpen.
Über den Seenieder führt der Fieberbrunner Höhenweg tiefer in die Kitzbüheler Alpen.

Tschüss WaiWi. Hallo Höhenweg.

Ich danke ihm für die Info und mache mich beizeiten auf den Weg. Noch hängen die Wolken tief, die Sicht ist diesig. Doch ich glaube nicht, dass es unterwegs regnen wird. Dafür startet meine Wanderung direkt mit einem Anstieg. Zuallererst führt der Weg nämlich über einen Pass, der nochmal 100 Meter höher liegt als die Hütte es tut. Ab da geht es ziemlich ausgesetzt unterhalb des Wildseeloders weiter, zum Teil sogar mit Stahlseilen gesichert. Beim Klettern spüre ich meine Muskeln. Die brauchen nach der gestrigen Anstrengung noch einen Moment, bis sie Lust haben mitzuspielen. 

Kalt ist es. Das Thermometer am Wildseeloderhaus zeigt 6 Grad über Null. Dicht eingepackt laufe ich die ersten Kilometer abwechselnd über Stein oder feuchte Wiesen. Der Regen der letzten Nacht hat seine Spuren hinterlassen und Weg und Wiesen aufgeweicht. Trotzdem bin ich dankbar, dass dichte Wolken am Himmel hängen. Bei prallem Sonnenschein wäre hier der richtige Schutz immens wichtig.

Wie der Name schon sagt: es ist ein Höhenweg. Bäume und Schatten = Fehlanzeige.
Wie der Name schon sagt: es ist ein Höhenweg. Bäume und Schatten = Fehlanzeige.

Auf dem Fieberbrunner Höhenweg

Immer entlang der 1.900er Marke hangelt sich der Weg vorbei an den Gipfel so stolzer Berge wie Jufenhöhe und Mahdstein bis zum Abzweig in Richtung Gebrakapelle. Konnte ich sie auf dem gegenüberliegenden Hang bereits kurz erspähen, ist jedoch genau hier, wo ich stehe, kein Weg zu ihr auszumachen. Über Nacht muss das Gewitter an dieser Stelle einen Sumpf geschaffen haben, durch den der Weg unkenntlich hindurchzulaufen scheint. Von Grasstumpen zu Stein hüpfend versuche ich das Wasser zu umlaufen. Irgendwann gebe ich auf, vertraue auf die Dichtheit meiner Schuhe und nehme den kürzesten Weg: einfach geradeaus. Wenig später taucht dann auch wieder die rot-weiße Markierung auf. Geschafft.

Doch denkste! Wenn Wasser von den Bergen ins Tal rinnt, sucht es sich seinen ganz eigenen Weg. Über Felsen und durch Rinnen wird das Gurgeln und Grummeln des Bachlaufs von nunan mein steter Begleiter. Die Steine sind glatt. Und rutschig. Und machmal sucht sich der Bach einfach den kürzesten Weg, was dann halt auch schon mal der markierte Wanderweg sein kann. 

Schon von Weitem höre ich aus den Bergen ein kräftiges Rauschen und Plätschern. Als ich um die nächste Biegung komme, kann ich ihn sehen. Geschätzt aus zwanzig Meter Höhe fällt filigran aber kraftvoll ein Wasserfall ins Tal. Eine beeindruckende Landschaft, die gerade nach dem Wetterumschwung mit all ihrer Vielfalt aufwarten kann. Braune, abgegraste Wiesen wechseln sich mit dunklem Grau der Felsen und saftigem Grün der Wälder. Mittendrin und schon von Weitem sichtbar, trotzt ein kleines Gebäude ganz in weiß den ganzen Unbilden. Mein Ziel – die Gebrakapelle.

Die heutige Gebrakapelle bei Fieberbrunn wurde 1975  gebaut, nachdem die ursprünglich barocke Kapelle verfallen war.
Die heutige Gebrakapelle bei Fieberbrunn wurde 1975 gebaut, nachdem die ursprünglich barocke Kapelle verfallen war.

An der Gebrakapelle

Zwei schrille Pfiffe ertönen fast zeitgleich. Einer ganz nah, der andere weiter entfernt. Gefahr! Die bin dann wohl ich. Immer wieder begegne ich entlang des Wanderwegs den braunen Fellknäueln – Murmeltieren – und werde nun argwöhnisch von ihnen beobachtet. Als ich meinen Weg weiter fortsetze verschwinden sie rasch in ihren Unterschlupf. Solange ich auch warte, ich sehe sie nicht nochmal. Ich setze meinen Weg fort und komme wenig später auch schon am Tagesziel an.

Dem heiligen Daniel gewidmet zieht die Gebrakapelle bei Fieberbrunn Fromme, aber vor allem Ortskundige in ihren Bann. Mit einer recht spektakulären Aussicht aufwartend, verweile ich den Moment in ihrem Schatten und genieße den Ausblick. Zwischenzeitlich haben sich die Wolken verzogen, hat sich der Hochnebel gelichtet. Wärme und Zuversicht geht von diesem Ort aus.

Ab hier geht es bergab. Noch sind es gut 800 Höhenmeter hinab bis nach Fieberbrunn.
Ab hier geht es bergab. Noch sind es gut 800 Höhenmeter hinab bis nach Fieberbrunn.

Durch den Pletzergraben nach Fieberbrunn 

Der Abstieg nach Fiberbrunn führt über Stiege, Feldwege und dann endlich auch wieder durch Wald. Mit jedem weiteren Höhenmeter, den ich meinen Beinen abringe, um ins Tal zu kommen, werde ich ein wenig trauriger. Zu schön, zu ereignisreich waren die letzten Tage gewesen. 

Dass ich aber auch noch nie vorher vom WaiWi, dem wahrscheinlich kürzesten Weitwanderweg Österreichs, gehört habe, verwundert mich dann doch etwas. Egal ob das Bad im viel zu kalten Pillersee, die Aussicht auf dem Jakobskreuz der Buchensteinwand, der beeindruckende Wildseeloder mit seiner Hütte oder eben heute der Fieberbrunner Höhenweg – alles in Summe ist von so viel Abwechslung und Schönheit geprägt, dass ich die drei Tage, die es benötigt um ihn zu wandern, fast schon zu kurz finde. Und so überhaupt nicht bereue, ganz im Gegenteil. Sie werden noch lange in Erinnerung bleiben und nachwirken. Eine Freude, dass ich das, dass ich den WaiWi erleben durfte.


Wie geht es weiter?
Dran bleiben. Im nächsten Artikel gibt es einen Überblick und wertvolle Tipps für den WaiWi und das Pillerseetal.

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Meine Wanderung auf dem WaiWi wurde vom Tourismusverband PillerseeTal organisiert und unterstützt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte.

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