Die Sühnekreuzlegende von Berge

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In Berge steht im Schatten einer alten Kirche nicht nur ein Sühnekreuz. Die Legende dazu – ob glaubwürdig oder nicht – wird hier erzählt.
Sven Becker
  Inhalt

Die mittelalterliche Sage vom Sühnekreuz

Im Schatten der Pfarre von Berge, in einem Winkel des Friedhofs, stehen zwei alte moosbewachsene Steinkreuze. Von denen wird Trauriges berichtet. Im Dorf gab es dereinst einen Schulzen, der wohl reich und begütert war, und einen Edelmann, der von Hause aus mit Reichtum gesegnet war. Der Hof des Einen lag an der östlichen Kirchhofseite, der des Ritters an der gegenüberliegenden. Letzterer war der Reichtum des Schulzen jedoch ein Dorn im Auge. Voller Neid sann er, den Besitz des Bürgerlichen zu Seinem zu machen. Da der Ortsschulze aber noch kerngesund war und auch zwei Söhne für das Erbe hatte, war an ein Aussterben des Geschlechts nicht zu denken. Denn dann, und nur dann, wäre der Hof automatisch in den Besitz des Edelmannes übergegangen. Da der Ritter kein sonderlich geduldiger Mensch war, versuchte er nun, die beiden Söhne gegeneinander auszuspielen.

Zu dem Jüngeren sagte er: „Du bist zwar der Jüngere, aber nicht schlechter als Dein Bruder. Willst Du auf Deinen Erbteil verzichten und der Knecht Deines Bruders sein?“ Der dachte darüber nach und kam zu dem Schluss: nee, wollt‘ er nicht. Dem Älteren dagegen flüsterte der Edelmann folgende Worte ins Ohr: „Du bist zwar der Ältere und eigentlich Erbe, aber ich würde mir an Deiner Stelle nicht nachsagen lassen, aus Selbstsüchtigkeit heraus Alleinerbe zu werden!“ Die beiden Brüder gerieten darüber in Zwietracht, die im ganzen Dorf Thema war.

Schlichtung in Sicht? Die Legende vom Sühnekreuz in Berge

Um diesen Streit zu schlichten, brachte der Edelmann – gewieft wie er war – ein Gottesurteil ein, dem die beiden Brüder sich zu unterwerfen gedachten. Es sollte ein Duell stattfinden, in welchem sich die Beiden mit jeweils einem Revolver gegenüber standen, wobei nur einer davon geladen sei. Der Überlebende würde den Besitz – nach Gottes Urteil – allein erben. Doch der Ritter, gar nicht dumm, lud einfach beide Revolver mit je einer Kugel.

So kam was kommen musste, die beiden Brüder duellierten und erschossen sich gegenseitig. Nun hatte der Schulze keine leiblichen Erben mehr. Doch der Ritter war kein tugendhafter und auch kein Geduldiger. Er wollte alles und zwar sofort. Die Söhne lagen noch gar nicht lang in geweihter Erde, da erschoss der Edelmann den Dorfschulzen bei dunkler Nacht kurzerhand in seinem Zimmer. Man munkelte zwar, den Schuldigen mit einer Windbüchse vom Hof des Schulzen schleichen gesehen zu haben, aber beweisen konnte man es ihm nicht. Damit fiel der gesamte Hof in den Besitz des Ritters, der fortan zwar weniger geliebt wurde, dafür aber um das ganze Erbe reicher war.

Die beiden moosbewachsenen Steinkreuze, genannt Sühnekreuz, in einem Winkel des Friedhofs künden auch heute noch vom tragischen Tod der beiden Schulzensöhne. Und die Moral von der Geschicht‘: Der Kleine ist der Dumme – Reichtum vor Schönheit – das Kapital gewinnt immer – ach was weiß denn ich…

Windschief aber nicht vergessen: die Legende vom Sühnekreuz von Berge.
Windschief aber nicht vergessen: die Legende vom Sühnekreuz von Berge.
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2 Kommentare
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Sven
12 Jahre zuvor

@Jens: Siehste, das ist doch das Schöne daran, unterwegs zu sein.

Es gibt immer was zu lernen. Yippie-Ya-Ya, Yippie-Yippie-Yeah.

😉

Jens
12 Jahre zuvor

Eine schöne Legende! Und wieder etwas gelernt, nämlich was ein „Schulze“ ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Schulthei%C3%9F

Wusste ich bisher nicht…

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