Wenn es tagelang regnet und die Temperaturen nur selten einen Trocknungsprozess zulassen, sind nach 4 Tagen nicht nur die Kleidungsstücke durchnässt, sondern auch die Wege. Vereinzelte Pfützen, Sturzbäche entlang der Pfade, glitschige Holzbohlen – da kann es schon einmal passieren, dass der vermeintlich sichere Schritt zur Rutschpartie wird. Und mit 10 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken, kann dann auch der Standhafteste dabei aus dem Gleichgewicht geraten. Glück im Unglück: alle meine Knochen blieben heil. Pech dabei: die Kamera nicht. Die war hin.
Wo sich der Frust der letzten Tage angehäuft hat, bedarf es manchmal nur eines kleinen Funken, um ihn wieder loszuwerden. Ein kurzes Fluchen meinerseits und dann kann auch ich nicht anders, ich falle in die Erheiterung des Bruders, falle in sein Lachen mit ein. Der krönende Abschluss einer sprichwörtlich ins Wasser gefallenen Wanderung ist und bleibt nun einmal der Zynismus, die letzte Zuflucht der Verlierer.
Zurück am Ausgangspunkt
So verfliegen die letzten Kilometer und was auf dem Hinweg fast einen ganzen Tag brauchte, findet auf dem Rückweg bis zum Mittagessen statt. Denn pünktlich ein Uhr kommen wir zwar völlig übermüdet, saudreckig und feucht bis auf die Unterhosen, dafür aber endlich an unserem Ausgangspunkt, der Savici-Hütte an. Schon beim Betreten spüren wir, was wir die letzten Tage so schmerzlich vermisst haben. Selbst der von innen wärmende und noch so heißeste Tee vermag nicht zu erzeugen, was ein geheizter Raum vermag: Wärme. Die korpulente und ausschließlich slowenisch sprechende Wirtin hat ihn ordentlich eingeheizt, den Raum, und so kommen wir endlich in den Genuss, uns der nassen Kleidung zu entledigen und in die letzten verbliebenen Beinkleider zu schlüpfen, die trocken sind.
Alter Schwede, welch ein Erlebnis. Was bei der heimischen Planung noch als glorreiches Abenteuer mit abschließendem Gipfelsieg durchging, scheitert in der Ausführung nicht an mangelnder Vorbereitung, sondern wie so oft am Wetter. Aber wir haben versucht dem Wetter unseren Willen entgegenzusetzen, den Bedingungen versucht zu trotzen. Denn eines wissen wir definitiv. Nein, eigentlich zwei Dinge. Erstens: wir können trotzdem verdammt stolz auf uns sein und Zweitens: nächstes Jahr geht es dann doch ans Meer.
Alle Artikel der Wanderung durchs Sieben-Seen-Tal in den Julischen Alpen:
Sieben Seen Weg, Tag 1
Sieben Seen Weg, Tag 2
Sieben Seen Weg, Tag 3
Sieben Seen Weg, Tag 4
Sieben Seen Weg, Tag 5
Wieder mal ein sehr schöner Tourenbericht. Tut mir Leid für euch, dass das Wetter nicht so mit gespielt hat. Ist echt schade, aber trotzdem werdet ihr später bestimmt noch oft von dieser Tour und euren Erlebnisen erzählen.
@Jens: In der Tat. Wir schwärmen noch heute von diesem Abenteuer. Aber ist das nicht immer so? Und letztlich war das Wetter dann auch egal. Nässer konnten wir eh nicht mehr werden… 😉
Greets
Sven