Hoher Schneeberg

Auf den höchsten Berg des Elbsandsteingebirges – Hoher Schneeberg (722m)

Im Hinterland der Sächsischen Schweiz, abseits des herkömmlichen Tourismus, lockt die Wanderung auf den höchsten Gipfel – den Hohen Schneeberg (722m).

Inhalt

Start in Bielatal

Es ist warm. Knapp 20 Grad über Null zeigt das Thermometer und dabei ist es gerade erst 9 Uhr morgens. Der Bus des ÖPNV endet hier, wo meine Wanderung auf den Hohen Schneeberg beginnt. Ich stehe an der Schweizermühle im kleinen Örtchen Bielatal, welches verschlafen, vielleicht aber auch verlassen vor mir liegt. So genau kann ich das nicht einschätzen, denn ich sehe niemanden, höre keine Hunde bellen, bin allein.

Einmal mehr hat es mich in die Sächsische Schweiz verschlagen. Die Aussicht, noch heute auf dem höchsten Berg des Elbsandsteingebirges zu stehen, verleiht mir die nötige Neugier, die nötige Kraft. Und so setze ich mich Schritt für Schritt in Bewegung. Trotz des sommerlichen Wetters.

Immer dem Bilagrundweg folgend, lasse ich auch die letzten Zeichen von Zivilisation hinter mir und tauche tiefer in die Felsschluchten und Wälder des Gebirges ein. Kurze Zeit später stehe ich auch schon da, wo noch vor wenigen Jahren Soldaten patrouillierten und Wache hielten. Direkt hinter Bielatal verläuft nämlich die Grenze zwischen Tschechien und der Bundesrepublik, auch wenn heute nur noch ein kleines Schild und die Reste eines umgestürzten Wachhäuschens an deren Verlauf erinnern. Seit Tschechien 2004 der EU beigetreten ist, wurde die Grenze geöffnet und der Wachposten aufgegeben.

Auf den Hohen Schneeberg

Schnurstracks geht es weiter, durch die kleine Ansiedlung Sněžník hindurch, dem ehemaligen Schneeberg. Ebenso verlassen wie Bielatal besteht es vorwiegend aus Restaurants und Imbissbuden, die jedoch ausgerechnet heute allesamt geschlossen sind. Mir knurrt der Magen, wen wundert’s, es geht bereits auf Mittag zu. So quäle ich mich hungrig die letzten Höhenmeter auf den Hohen Schneeberg hinauf, in der Hoffnung, dass wenigstens die Gaststätte auf dem Gipfel geöffnet ist. Und in der Tat, sie ist es. So wie jeden Tag, egal ob Sommer oder Winter.

Es riecht nach frisch gemähtem Rasen, ein Lagerfeuer knistert an einem der Ufer, aus irgendeinem Fenster erklingt eine Gitarre.

Eigentümlich ruhig ist es auf dem Gipfelplateau. Nur das Rauschen des Windes ist zu hören, der sich in den Sträuchern und Gerippen abgestorbener Bäume fängt, sonst nichts. Kein Gezwitscher der Vögel, kein Zirpen der Grillen. Dereinst soll dieser Tafelberg stark bewaldet gewesen sein, doch eine Schwefeldioxidvergiftung, besser bekannt als „Saurer Regen“, soll in den 1980er Jahren niedergegangen sein. In Folge dessen führte der zum Absterben jeglicher Vegetation auf dem Gipfel haben. Warum allerdings nur die Bewaldung auf dem Gipfel davon betroffen war und nicht die Wälder ringsum bleibt ungeklärt und ein Rätsel der Natur. Doch, so zynisch es auch klingen mag, hat es einen Vorteil, nämlich den der ungetrübten Sicht in alle Himmelsrichtungen. Bei klarem Wetter kann man von hier bis weit nach Dresden sehen. Blicke soweit das Auge reicht.

Zurück über Ostrov

Der Rückweg über Ostrov u Tisé ist ein entspannter, geht er doch größtenteils bergab. Die Ortschaft, eine Ansammlung von Häusern und Seen, wird von schreienden Kindern bevölkert, von rauchenden Jugendlichen und Rentnern die dabei zuschauen. Es riecht nach frisch gemähtem Gras, ein Lagerfeuer knistert an einem der Ufer, aus irgendeinem Fenster erklingt eine Gitarre. Ein typisch tschechisches Ferienlager scheint es zu sein, dieses Ostrov, ein modernes noch dazu. Man winkt mir zu, ich winke zurück, ziehe aber weiter. Schließlich ist es schon später Nachmittag.

An zum Teil zugewucherten, zum Teil gepflegten Schrebergärten vorbei führt mich der Weg zurück nach Bielatal und siehe da: dieser Ort lebt doch. Ein Rentnerpärchen sitzt in den letzten Sonnenstrahlen des Tages vor ihrem Haus. Sie löst Rätsel, er raucht genussvoll eine Pfeife. Ängstlich fast argwöhnisch beobachten sie mich, wissen aber auf meine Frage zu berichten, dass sehr wohl noch alle Häuser bewohnt seien, nur das Wirtshaus stehe schon seit Jahren leer. Na prima. Heute, so scheint es, haben sich wohl fast alle Wirte gegen mich verschworen.

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