Auf dem Löwenzahnpfad um die Schönerlinder Teiche bei Berlin

Der erst 2009 angelegte Löwenzahnpfad führt auf einer richtig schönen Wanderung einmal um die Schönerlinder Teiche herum. Ein Wanderbericht.

Inhalt

Kleiner geschichtlicher Exkurs zu den Schönerlinder Teichen

Als Berlin sich von einer Ansammlung kleiner Dörfer allmählich zu einer pulsierenden Großstadt entwickelte und die Industrialisierung immer mehr Menschen in die Stadt zog, trat ein drängendes Problem zutage: Wohin mit dem ganzen Abwasser? Bereits 1876 zählte die Stadt über eine Million Einwohner, und entsprechend groß war die Menge. Die ungeklärten Abwässer aus Haushalten und Fabriken wuchsen zu einem gewaltigen hygienischen Problem heran. Cholera und Typhus breiteten sich aus und bedrohten die Gesundheit der noch jungen Metropole. 

Wurden diese Abwässer anfangs oft einfach in die Spree entsorgt, unternahm die Stadt ab 1873 erste Anstrengungen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Sie begann mit der Installation einer Kanalisation, welche die Abwässer an den Stadtrand beförderte. Dort konnten sie auf Sand- und Kiesschichten langsam in den Boden sickern. Ein erwünschter Nebeneffekt: Das Wasser wurde auf diese Weise ganz ökologisch gereinigt. Um die Wasserreinigung weiter zu verbessern und zu regulieren, legte man Teiche an. So entstanden 1908 auch die Schönerlinder Teiche bei Mühlenbeck. 

Erst mit der Inbetriebnahme von Klärwerken und als immer mehr Chemikalien ins Abwasser gelangten, wurde diese Form der Nachreinigung eingestellt. An den Schönerlinder Teichen geschah das um 1985. Nur wenige Jahre später wurde die Landschaft aus Teichflächen, die zwischendurch auch zur Karpfen- und Pekingenten-Zucht genutzt wurden, als Naturschutzgebiet gesichert und seitdem gepflegt. Heute grasen Tiere auf den Weideflächen, und finden viele Vogelarten hier ein für sie passendes Biotop. 

Der erst 2009 angelegte Löwenzahnpfad führt um diese Teiche herum, und schauen wir uns den heute einmal genauer an.

Vom S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle zu den Schönerlinder Teichen 

Die S-Bahn rumpelt in die Station, Türen zischen auf, und der erste Schritt hinaus ist wie ein Sprung in eine andere Welt. Kein Stadtlärm mehr, nur noch das dumpfe Rauschen des Windes in den kahlen Bäumen und das Quietschen der S-Bahn, die sich erst laut quietschend, dann immer leiser werdend, langsam entfernt. Nur aus der Ferne und bei ungünstiger Windrichtung rauscht noch die Autobahn. Aber so leise, dass es manchmal wie Meeresrauschen klingt. Irgendwie auch schön.

Ich laufe die Treppe hinab und unter der Brücke hindurch, wo es nach feuchtem Beton riecht. Direkt dahinter führt rechts ein schmaler Pfad ab, unscheinbar, aber genau hier beginnt meine kleine Wanderung. Wer sich wie ich darauf einlässt, folgt ab hier den Schildern und betritt den Löwenzahnpfad. Auch wenn der Name nach Leichtigkeit klingt, erzählt der Boden unter den Füßen eine andere Geschichte. Nass und feucht zeigt er sich jetzt nach der Schneeschmelze. 

Auf dem Löwenzahnpfad um die Schönerlinder Teiche 

Es ist Frühling. Oder zumindest ein Versuch davon. Der Boden ist noch durchtränkt vom Winter, Pfade versinken stellenweise im Matsch. Aber irgendwie gehört das dann auch dazu. Dabei windet sich der Löwenzahnpfad entlang eines Zauns, der die Teiche schützt – ein Areal, das nicht nur für Wanderer, sondern auch für Vögel ein Naturparadies ist.

Eine in die Jahre gekommene Holzbrücke überspannt einen Tümpel, als wäre sie extra für neugierige Naturfreunde gebaut worden. Hoch über den Schönerlinder Teichen ziehen die ersten Zugvögel ihre Kreise, gerade erst aus dem Süden zurück. Die Sonne, noch tiefstehend, wärmt sanft, als wolle sie sich für den langen, grauen Berliner Winter entschuldigen. 

Zurück zum S-Bahnhof 

Es gibt keinen Grund zur Eile. Entlang des Weges laden immer wieder kleine Plätze zum Verweilen ein. Wer Glück hat, entdeckt unterschiedliche Vogelarten vom Ausguck – ein einfacher Holzturm, aber mit bester Sicht auf das gesamte Gebiet. Von hier aus lassen sich Reiher, Enten und vielleicht sogar ein Schwarzer Milan beobachten.

Weiter geht es vorbei an Bienenstöcken, die noch in der Winterruhe verharren, wie schlafende Miniaturstädte aus Holz. Dann wieder links, zurück unter der Brücke, und plötzlich stehe ich wieder am S-Bahnhof. Zurück in der anderen Welt, aus der ich für einen Moment entfliehen konnte. Doch wer den Löwenzahnpfad gelaufen ist, nimmt ein Stück Schönerlinder Teiche mit – an den Schuhsohlen, in der Nase, vor allem aber im Herzen.

Tipps & Informationen

AN- & ABREISE
Mit der S-Bahn bis zum Bahnhof S Mühlenbeck-Mönchmühle. Da das eine Rundtour ist, kann man auch direkt von hier wieder zurück fahren.
Das Auto kann man am besten auf dem P+R Parkplatz an der S-Bahnstation stehen lassen.

AUSRÜSTUNG
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar. Sollten es allerdings die Tage vorher geregnet haben, empfehle ich wasserdichte Wanderstiefel.

WEGEQUALITÄT
Vornehmlich Wald- & Wiesenwege, die vor allem landwirtschaftlich genutzt werden. Asphalt nur in der Nähe des S-Bahnhofs.

!— BESONDERER TIPP —!
Der Weg ist mit vielen Hinweisschildern versehen, die in die Geschichte der Schönerlinder Teiche und damit auch Berlin (damals wie heute) entführen. Dafür sollte man sich ruhig Zeit nehmen. // OBENDREIN empfehle ich ein kleines Picknick auf einer der Bänke oder dem Ausguck. Die Vogelwelt ist reichhaltig und gibt es viel zu sehen. Nicht nur für Ornithologen.

PS:
Weitere Infos zum Löwenzahnpfad gibt es auch auf der Seite der Berliner Stadtgüter.

Wanderkarte

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