Das groß angekündigte Frühstück in Barbadelo musste wegen Nebels (oder vielleicht auch einem anderen Grund, denn der Laden war einfach dicht) leider ausfallen, so dass ich gestern einmal mehr um halb 8 auf Wanderschaft war. Und das war gar nicht so einfach, denn der Nebel verhinderte selbst mit Stirnlampe – vielen Dank und Grüsse an Jürgen – die Sicht gehörig. Und der – also der Nebel – sollte sich auch erst hinter Portomarin wieder lichten. Dafür geht mir das Wandern mittlerweile flott von der Hand, die Maschine ist geölt wie ein guter Porsche – Larsi, Grüsse – und da kann man sich schon mal was wagen…

Durch Ventos de Naron
So ein Nebelwandern hat natürlich was für sich. Man hat das Gefühl so gänzlich allein unterwegs zu sein, da man niemand Anderen vor oder hinter sich sieht, drückte aber auch gehörig auf meine Stimmung. Denn wenn man nichts sieht, nicht einmal etwas von der Umgebung, dann macht das einfach keinen Spaß. Der Blick immer stur auf den Weg ist halt auf Dauer langweilig und vielleicht für eine kurze Zeit ganz nett. Aber mehr auch nicht.
Entdeckungen in Portomarin
Dafür lohnte das letzte große Highlight auf dem Jakobsweg: das kleine Städtchen Portomarin am Rio Miño. Im Nebel und unterhalb der Wolken gelegen bot der Blick von der über 60m hohen Brücke über dem Fluss einen atemberaubenden Blick. Denn zu Portomarin muss man folgendes wissen: Der Fluss wurde Anfang der 60er Jahre angestaut und das ehemalige, durchaus blühende Örtchen verlegt. Etwas weiter oberhalb der Ufer wurden neue Bauten in die Landschaft gesetzt, die – wer’s mag – durchaus den Reiz der architektonischen Einfaltlosigkeit der 60er Jahre versprüht. Lediglich die beiden Kirchen San Pedro und San Nicolas wurden Stein für Stein abgetragen und weiter oben wieder aufgebaut. Und da der Rio Miño zur Zeit Niedrigwasser hatte, konnte ich ganz gut die Reste des alten Ortes tief unten erblicken. Bizarr.
Der Rest des Weges ist eher unspektakulär. Lediglich um den Ort Ventas de Naron sollte man einen Bogen machen und nicht in einer der beiden Herbergen übernachten. Die sind zu teuer und gruselig. Ich schlief mit 20 Leuten in einem Zimmer, welches nur über ein Bad mit Dusche verfügte. Zu wenig für so viele Menschen. Nach 30 Kilometern war das aber nunmal mein Ziel und da musste ich jetzt durch…

Ankunft in Melide
So, ab jetzt schrumpfen die Kilometer wie die Männlichkeit in kaltem Wasser. Von meinem heutigen Tagesziel sind es nämlich nur noch 54 km, die ich hoffe – so Gott will -, in zwei Tagesetappen zu schaffen. Denn eines muss ich gestehen: das Wandern macht zwar Spass, aber ich will jetzt auch endlich mal ankommen. Mir reicht es. Und auch die Leute mit denen ich mich unterwegs unterhalte – und die nicht nur die letzten 100km laufen –, stimmen mir da zu. Auch sie wollen einfach nur noch ankommen.
Kulturhistorisch gibt es nicht mehr viel zu sehen. Der Anspruch an die Herbergen wird immer geringer und ich sehne mich nach meinem Bett, um endlich einmal wieder richtig auszuschlafen. Ohne Schnarcher, die natürlich nichts dafür können (die seidig Geplagten), aber das ewige Schlafen mit Ohropax ist eindeutig nicht meins. Ein kleiner Tipp: Die Teile sollte man sich erst in Spanien kaufen. Gibt es in jeder Farmacia. Und die halten hier dichter, sprich man hört weniger als mit den Teilen, die ich mir aus Deutschland mitgebracht hatte.
Dagegen lugte heute dann auch endlich wieder die Sonne durch den Nebel und bei beschaulichen 23 Grad liess es sich auch am fruehen Nachmittag noch ganz gut wandern. Allerdings habe ich mir gestern mal wieder eine kleine Blase gerieben, die heute sofort zu einer Monströsitaet sondersgleichen explodierte. Trotz Hirschtalg. Aber jetzt lasse ich mich durch nichts mehr aufhalten. 😉
So, dann fiebere ich mal wieder dem Ziel entgegen und schicke viele Gruesse in die Heimat.
