Was habe ich gut geschlafen. Zehn Stunden müssen es wohl am Stück gewesen sein, bevor mein Bruder, mal wieder als erster wach, mich aus meinen Träumen reißt. In der gegenüberliegenden Ida-Grotte regt sich auch schon das Leben, allgemeine Aufbruchsstimmung macht sich breit. Etwa bis neun hat man in den Höhlen und unter den Felsvorsprüngen beim Boofen seine Ruhe, dann kommen die ersten Wanderer aus den Dörfern und vom Zug.
Letzter Tag auf dem Malerweg: Richtung Prebischtor
Über den Großen Winterberg, welches als einziger kein Felsen sondern ein erloschener Vulkan ist, machen wir uns auf den Weg, um das Ende der Tour einzuläuten. Denn das heutige Ziel markiert auch gleichzeitig das Ende meiner Wanderung durch das Elbsandsteingebirge.
In Schmilka überqueren wir die Grenze zur Tschechischen Republik und betreten das grenznahe Dörfchen Hrenkso. Waren wir die letzten Tage in einer völlig anderen Welt unterwegs, werden wir hier ganz schnell in die Realität zurück geholt. Denn komischerweise wird in diesem Ort wider unsere Erwartung weder tschechisch noch böhmisch, sondern vietnamesisch gesprochen. Beidseitig der einzigen Straße, direkt in Ufernähe der Elbe, stehen sie mit ihren Buden und feilschen mit Touristen um billige Preise und noch billigere Artikel.
Schicksal kleiner Grenzstädte
Man muss dazu allerdings wissen, dass Hrensko bei der so genannten Jahrhundertflut der Elbe im August 2002 fast vollständig zerstört wurde und viele der hier lebenden Tschechen diesen Ort daraufhin verlassen haben. Da es aber das erste Dorf direkt hinter der Grenze ist und der nächste Übergang mehr als 30 Kilometer entfernt, kommen hier nun mal sehr viele Touristen durch. Und da wo viele Menschen sind, lässt sich noch immer ein vortreffliches Geschäft machen. Übrigens, ein sehr gutes Restaurant befindet sich gleich die erste Straße links immer geradeaus direkt gegenüber dem Bordell. Nur falls das jemanden interessiert.
Wer entlang des Malerweges wandert, dem erschließt sich die Sächsische Schweiz in ihrer ganzen Schönheit.
Von Hrensko aus folgen wir einem Teilstück des Malerwegs, der uns einige Kilometer bergauf durch dichte Wälder führt. Mehrmals rasten wir um Kräfte zu sparen, bis wir endlich vor dem größten natürlichen Felsentor Europas stehen. Und wir stehen staunend davor. Mächtig gewaltig Egon. Das ist doch mal ein krönender Abschluss. Hier wird dann auch zum ersten Mal tschechisch gesprochen. Und zum Glück böhmisch gekocht. Denn in dem Gasthaus am Prebischtor kann man nicht nur ausgezeichnet übernachten, sondern auch hervorragend essen. Die Böhmischen Knödel sind ein Highlight und sollten von keinem Wanderer verschmäht werden.
Auf Wiedersehen Malerweg
Ein letztes Mal erklimmen wir einen über 400m hohen Gipfel und genießen die Aussicht. Wer weiß, wann es mich das nächste Mal in diese Ecke verschlägt und ob dann noch immer alles mit der gleichen Faszination von mir aufgesogen wird.
Gut gesättigt und rundum erholt beschließen wir wehmütig am späten Nachmittag den Heimweg anzutreten. Über das kleine Dörfchen Mezni Louka kehren wir nach Hrensko zurück und fahren von dort aus nach Hause. Unsere Anstrengungen der letzten Woche sind mit einer unglaublich beeindruckenden Landschaft belohnt worden, die es so kein zweites Mal in ganz Europa gibt. Der Sandstein der Sächsischen Schweiz versprüht eine Atmosphäre von Vergangenheit mit einem Hauch Melancholie und ist es allemal wert, seinen Urlaub in ihr zu verbringen. Gott, wie romantisch.
[…] vielmehr hoch hinaus. Denn das nächste Ziel, das kleine Prebischtor und nur vom Namen her mit dem großen Bruder verwandt, liegt schon etwas höher, bietet aber genauso schöne Blicke in das tschechische […]
Hali Halo
vielen Dank erst mal für den tollen Bericht. Hat richtig Spaß gemacht beim Lesen =)
Du bist aber nicht den Malerweg genauso gelaufen, wie man ihn in den Broschüren verkauft bekommt oder?
Wie hast du denn die Tour geplant? Kanntest du dich vorher schon ein bisschen da aus oder war das einfach ne Planung mit Internetrecherche? Ich möchte im Sommer auch mit 1-2 Freunden in der Sächsischen Schweiz Wandern gehen (jeden Tag woanders sein) und bisher bin ich noch recht ratlos, wie ich das ganze am besten angehe.
Was muss man denn beim Boofen beachten, und woher weiß man, wie man die Plätze finden, an denen das erlaubt ist? Wir haben nämlich als Studenten einen seeeehhr kleinen Geldbeutel und da bietet sich das Boofen oder billige Schlafsackplätze an.
Viele Grüße,
Sarah
Hallo Sarah,
vielen Dank für Deine Nachricht und nein, bin die Tour nicht entlang der Originalroute gelaufen. In der ist das Prebischtor ja auch nur als optionale Erweiterung eingezeichnet. Und das sollte man schon unbedingt mit einplanen.
Um Deine Frage zu beantworten: Bin quasi im Elbsandsteingebirge groß geworden. Aber als Grundlage meiner Tour diente der Wanderführer „Sächsische Schweiz: Trekkingtour“ aus dem Conrad-Stein-Verlag (https://www.conrad-stein-verlag.de/p/verlag/show_book.html?isbn=978-3-89392-559-9&edition=1&t=1362905941903).
Die Boofen waren ursprünglich nur für Kletterer gedacht gewesen, werden aber mittlerweile gerade am Wochenende auch von vielen Familien und Wanderern benutzt. Was sie natürlich fast schon überfüllt. Eine Übersicht findest Du hier: https://wandern-saechsische-schweiz.de/Liste_Boofen.htm. Unbedingt solltet Ihr aber die Nationalpark-Ordnung beachten. Die Ranger sind da nicht zimperlich. Und wie ich finde auch zurecht.
Auch günstig übernachten kann man im hinteren Kirnitzschtal. Da gibt es ein Matratzenlager, ähnlich den Berghütten in den Alpen. (https://www.saechsische-schweiz.com/) Sehr empfehlenswert! Und vor allem preiswert. Wäre vielleicht eine Alternative zum Boofen, wo es ganz sicher weder Dusche noch Toilette gibt… 😉
Na dann, viel Spaß. Freue mich schon auf Deinen Bericht.
Viele Grüße
Sven
hey, vielen Dank für den Bericht. Schöner Blog! Tolle Berichte
Ich plane gerade eine Tour (3 Wandertage, plus Ab- und Anreise) im Oktober mit einer kleinen Gruppe. Da ist deine Seite eine tolle Hilfe. Welche Karte hast Du benutzt und gibt es in irgendeiner Form Alternativen zu den Gasthöfen, zb durch „designierte Zeltplätze“? Wer ich alleine unterwegs, äh kein Problem mit Schlafen, aber als Gruppe möchte man vielleicht doch legal und in Ruhe zelten 😉
Oder doch etwas anderes als die Sächsische Sschweiz? Mmmmh …
beste grüsse, daniel
Hallo Daniel,
freut mich, wenn ich behilflich sein kann. Also, als Karte habe ich eine ganz einfache vom Verlag GeoMap genommen, die es bei Hugendubel für 5.- € gab. Gut ist auch die Karte 761 aus dem Kompass-Verlag. Willst Du es aber genauer und detaillierter, sind die handgezeichneten Karten von Rolf Böhm ein absoluter Hingucker und fast schon zu schade für den täglichen Einsatz.
Meines Wissens gibt es nur wenige Zeltplätze, da das Boofen sich als Übernachtungsform vor allem für Kletterer etabliert hat. Aber es gibt genug Gasthöfe und Unterkunftsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel in der Sächsischen Schweiz. Dabei sticht die Neumannmühle hervor, in der es auch Matratzenlager zu einem supergünstigen Preis gibt. Schlafen wie in den Alpen, nur nicht so weit weg. Somit muss es nicht immer das Zelt sein…
Wenn Du noch Fragen hast, dann bitte gern.
Viele Grüße
Sven