Auf dem Leitenweg bei Pillnitz — Wandern in Dresden

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Von Richard Wagner zu Carl Maria von Weber sind es genau sechs Kilometer. Zumindest als Wanderung auf dem Leitenweg.
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Von Richard Wagner zu Carl Maria von Weber sind es genau sechs Kilometer. Zumindest als Wanderweg. Denn persönlich kannten sich die beiden meines Wissens nach nicht. Und das, obwohl sie nur so weit voneinander entfernt wohnen. Allerdings zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens. Der eine – Carl Maria von Weber – lebte von 1818 bis 1824 auf Schloss Hosterwitz bei Dresden, der andere – Richard Wagner – residierte mehr als zwanzig Jahre später im jetzt als Lohengrinhaus bekannten Gebäude in Graupa. Ein Wanderweg, der Leitenweg, verbindet beide miteinander. Und folgt damit auch ein Stück dem Sächsischen Weinwanderweg bzw. dem Weinlehrpfad. Klingt gut? Ist es auch.

Kleiner Spoiler vom Leitenweg: es geht auch um Wein.
Kleiner Spoiler vom Leitenweg: es geht auch um Wein.

Startpunkt zum Leitenweg: Richard Wagner in Graupa

Es regnet, als meine Mutter und ich uns auf den Weg zum Lohengrinhaus machen. Mit der Linie 63 fahren wir bis zur Endstation in Pillnitz und dann mit der Linie 83 bis zum Tschaikowskiplatz in Graupa. Dort führt gleich neben der Bäckerei Richter ein schmaler Weg in einen Park und erste Informationstafeln geben Einblick in das Leben Richard Wagners. Da es inzwischen dann doch aufgehört hat zu regnen, folgen wir diesem Pfad und werden so in die frühen Jahre seiner Kindheit entführt.

Nach vier Stationen – wir sind jetzt in seiner Sturm-und-Drang-Phase – erreichen wir den Eingang des ehemaligen Jagdschlosses. Inzwischen ein Museum, statten wir diesem auch einen Besuch ab. Und werden sofort in die Romantikzeit versetzt. Bis zu seiner Verbannung 1849 lebte und arbeitete der junge Musiker hier und komponierte seine ersten Opern. Inspiration fand er – ähnlich wie Caspar David Friedrich – in der nahen Sächsischen Schweiz. Die Lohengrin-Ouvertüre soll Wagner im Liebethaler Grund geschrieben haben, der heute auf der Etappe 1 des Malerwegs erwandert werden kann.

Erstaunlicherweise verbringen wir doch recht viel Zeit in dem eigentlich als klein zu bezeichnenden Museum. Zu interessant ist die Ausstellung und zu sehr kann man sich immer wieder in seine Opern hineinhören. Ich muss gestehen: Seit ich den Parsifal in der Deutschen Oper Berlin in der Inszenierung von Philipp Stölzl gesehen habe, mag ich Wagners Musik sehr. So wundert es mich nicht, dass wir am Ende mehr als zwei Stunden durch die eigentlich nur wenigen Ausstellungsräume streifen. Erst der Hunger treibt uns wieder nach draußen und machen wir in der Nähe des Lohengrinhauses eine kleine Pause.

Das ehemalige Jagdschloss in Graupa war gleichzeitig auch die Wirkungsstätte Richard Wagners
Das ehemalige Jagdschloss in Graupa war gleichzeitig auch die Wirkungsstätte Richard Wagners

Vom Lohengrinhaus nach Hosterwitz

Das wiederum ist das ehemalige Wohnhaus Richard Wagners. Während im Erdgeschoss seinerzeit das liebe Vieh untergebracht war, wohnte ein Stockwerk höher der romantische Opernkönig. Rekonstruierte Räume laden zum Nachdenken und Nacherleben ein. Wie man allerdings in einem so kleinen Bett schlafen kann, ist mir ein Rätsel. Also frage ich die Museumspädagogin. Sie weiß zu berichten, dass Richard Wagner a) sowieso nur 1,66 m groß war und b) man damals auch eher im Sitzen geschlafen hat und nicht wie heute im Liegen. Damit gebe ich mich zufrieden, denn das erklärt, warum das 1,50m große Bett für das Brautpaar ausreichte.

Am Lohengrinhaus beginnt endlich unsere Wanderung. Zwar hängen noch dicke Wolken am Himmel, aber laut Regen-App soll es die nächsten Stunden trocken bleiben. Vorbei am ehemaligen Schwimmbad von Graupa, das nach der sogenannten Wende aus Geldmangel geschlossen wurde, führt uns meine Mutter, die den Weg schon mehrmals gegangen ist, direkt den Hang hinauf zum Bergweg.

Der heißt ab hier Weinlehrpfad und macht seinem Namen alle Ehre. Unterhalb des Borsbergs und oberhalb der Elbhänge, wo die neueste Generation köstlicher Weine heranreift, schlängelt sich der Weg zunächst durch den Ort und dann von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Und glücklicherweise direkt am Weingut von Klaus Zimmerling vorbei. Denn dort gibt es eine Strauß- oder Häckerwirtschaft, in Sachsen auch Besenwirtschaft genannt. Wer will, kann also direkt vor Ort nicht nur die VDP-prämierten Weine genießen, sondern auch mit den Skulpturen von Malgorzata Chodakowska in Berührung kommen. Gemeinsam betreiben sie das Weingut und verbinden an diesem Ort Kunst & Genuss. Großartig!

Das Weingut Zimmerling ist fast direkt am Leitenweg gelegen
Das Weingut Zimmerling ist fast direkt am Leitenweg gelegen

Weite Blicke auf dem Leitenweg

Danach führt der Weg einen weiteren Hang hinauf und folgt nun dem Sächsischen Weinwanderweg. Und das ist durchaus spektakulär. Weitblicke bis weit ins Erzgebirge oder in die Sächsische Schweiz sind bei guter Sicht an vielen Stellen möglich. Das ist wirklich grandios und laden an vielen Stellen Bänke zum Verweilen und Genießen dieses Moments ein. Besonders die etwas unterhalb gelegene Weinbergkirche ist ein Blickfang und beliebtes Fotomotiv.

Beliebtes Fotomotiv auf dem Leitenweg: die Weinbergkirche
Beliebtes Fotomotiv auf dem Leitenweg: die Weinbergkirche
Schöne Aus- und Weitblicke entlang des Leitenwegs bei Pillnitz
Schöne Aus- und Weitblicke entlang des Leitenwegs bei Pillnitz

Nicht ganz so viele Schritte, aber erst eine Stunde später sind wir in Hosterwitz. Und müssen uns etwas sputen. Denn das Carl-Maria-von-Weber-Museum schließt früh. Vorher staunen wir aber noch über den kleinen, aber feinen Marktplatz des Ortes, liebevoll gepflegte Gärten und die Kapelle „Maria am Weg“. Die steht direkt an selbigem und fällt eigentlich erst auf den zweiten Blick so richtig auf.

Und dann ist es passiert. Gerade als wir das Eingangstor passieren, kommt uns die Museumswärterin entgegen und schließt erst das Gebäude ab, dann das Tor. Wir sind zu spät. Zu lange haben wir für die sechs Kilometer gebraucht und unterwegs Zeit vertrödelt. Wir müssen wohl noch einmal kommen. Denn so wird das heute nichts mit der Begegnung von Richard Wagner und Carl Maria von Weber. Aber das ist auch nicht schlimm. Der Leitenweg ist so schön, den kann man getrost auch zweimal gehen.

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Von Dresden aus mit der Buslinie 63 bis zur Haltestelle Dresden Pillnitz, Leonardo-da-Vinci-Straße und dort umsteigen in die Buslinie 83 bis zur Haltestelle Graupa, Tschaikowskiplatz. Zeitpläne und Infos gibt es bei vvo-online.

ZURÜCK.
In Richtung Dresden mit der Buslinie 63 von der Bushaltestelle Dresden, Van-Gogh-Straße.
In Richtung Pirna gelangt man mit der Buslinie P (Pirna) von der Bushaltestelle Dresden Pillnitz, Leonardo-da-Vinci-Straße. Die fährt stündlich und ist vom Carl-Maria-Weber-Museum und dem Leitenweg nur fünf Fußminuten entfernt.
Zeitpläne und Infos gibt es bei vvo-online.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar.

ESSEN & TRINKEN & WEIN.
Unterwegs gibt es einige Besenwirtschaften, die vor allem Wein ausschenken aber auch kleinere Speisen anbieten. Entlang des Leitenweg wären diese hier besonders hervorzuheben und vorab wegen der Öffnungszeiten zu checken:
Weingut Zimmerling
Parzelle 6 (die ist geöffnet, wenn die Fahne weht)
Sonnenterrasse Winzer Winn
Rogge Ausschank

BESONDERER TIPP.
Wer Lust auf Schiff hat, kann auch mit der Sächsischen Dampfschifffahrt von der Bootsanlegestelle Pillnitz nach Dresden zurückfahren. Die ist vom Carl-Maria-von-Weber-Museum in ca. 20 Minuten zu Fuß zu erreichen und kann mit einem Bummel durch den Garten von Schloss Pillnitz verbunden werden. Zeitpläne und Infos gibt es bei der Sächsischen Dampfschifffahrt.

Wanderkarte

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