Zur Kapelle „Panny Marie Sněžné“ durch die Braunauer Bergwelt

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Im Braunauer Bergland (Broumovsko) steht auf knapp 760 Metern einsam und verlassen die Kapelle „Panny Marie Sněžné“. Eine Wanderung zu ihr entführt in magische Sandsteinwelten.
Sven Becker
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Stets sind es die wahrhaft Gläubigen, die erinnerungswürdige Orte schaffen. Egal ob die Jesus-Statue in Rio de Janeiro, der Petersdom in Rom oder egal was anderswo. Auch im Broumovsko, dem Braunauer Bergland, ist es einem gottesfürchtigen Abt zu verdanken, dass sein Handeln zeitweise zu Pilgerströmen führte. Das von ihm in undurchdringlicher Wildnis errichtete Kreuz, zog alsbald Scharen an und diente weithin sichtbar als Orientierung. Kein Wunder, dass dem Kreuz ein kleines Gotteshaus folgte. Genauer die Kapelle „Panny Marie Sněžné“.

Und weil die so wunderbar allein auf dem knapp 760m hohen Gipfel des Hvězda steht, mache ich mich bei meinem Besuch der Region auf den Weg zu ihr. Von Weckelsdorf nach Hlavňov ist es ja schließlich auch nur ein Katzensprung.

<span>Weiter Blick</span> Bei guter Sicht kann man von hier bis weit nach Polen schauen.
Weiter Blick Bei guter Sicht kann man von hier bis weit nach Polen schauen.

Zur Kapelle „Panny Marie Sněžné“ (auf deutsch „Unserer lieben Frau vom Schnee“)

Gerade im Winter macht der Name wirklich Sinn. Während das Umland nämlich braun und vergessen, vor allem aber aufgrund mangelnder Sonne wenig einladend wirkt, erhebt sich die kleine Kapelle „Panny Marie Sněžné“ nicht nur über das Land sondern ebenso über die namensgebenden Reste des letzten Winters. Und das ist wirklich mal bildschön anzuschauen. Schon der Waldweg, der von Hlavňov stetig bergan führt, färbt sich mit jedem der gut 150 Höhenmeter vom matschigen Braun in winterliches Weiß.

Die Tafel vor dem Eingang der Kapelle gibt Auskunft über deren Entstehung. Ursprünglich errichtete der Abt Tomáš Sartori 1670 an der höchsten Stelle der Braunauer Nordmauer ein Holzkreuz, an welchem ein goldener Stern befestigt war. Der diente vor allem den Menschen als Orientierung, die den Kamm überqueren mussten und ermöglichte ihnen einen Fixpunkt in der Unwirtlichkeit dieser Landschaft. Knapp 60 Jahre später war es aber Otmar Zinke, seines Zeichens ebenfalls Abt, der anstelle des Kreuzes dann eine kleine Kapelle errichten ließ. Mit dem Zeitpunkt ihrer Fertigstellung im Jahre 1733 zog sie scharenweise Pilger an. Das mißfiel wohl den Josephinern und sie entweihten diesen Ort im Zuge der österreichischen Reformen wieder. Das muss so um 1787 gewesen sein. Daraufhin verkam die Kapelle und wurde zur Ruine.

Erst die Zusammenarbeit zwischen einem Einsiedler und dem – na klar – Abt Jan Nepomuk Rotter brachte die Kapelle „Panny Marie Sněžné“ knapp 70 Jahre später wieder zur alten Blüte. Und weil die beiden grad so toll am Bauen waren, gabs zur feierlichen Einweihung gleich noch eine Berghütte obendrauf. Die wurde im Schweizer Stil erbaut, steht in direkter Nachbarschaft zur Kapelle und dient heute als Gasthaus.

Von der Kapelle „Panny Marie Sněžné“ entführt der weitere Weg in wunderbare Sandsteinwelten
Von der Kapelle „Panny Marie Sněžné“ entführt der weitere Weg in wunderbare Sandsteinwelten

Von der Kapelle „Panny Marie Sněžné“ in wunderbare Felsformationen eintauchen

Direkt auf dem Kamm führt mich der Weg in östliche Richtung. Dabei folge ich dem roten Strich auf weißem Grund immer tiefer in die verschneiten Sandsteinwelten. Mal über sie hinwegschreitend, mal unter ihnen durchwandernd gelange ich von einem Wander-Highlight zum nächsten. Das macht ordentlich Spaß und ist dank immer neuer Felsformationen sehr abwechslungsreich.

An der Aussicht auf dem Supí hnízdo (702m) mache ich Rast und genieße bei warmem Tee und mitgebrachtem Obst mein kleines Picknick. Der Blick schweift frei und unbesorgt bis weit über Broumov hinaus. Lange verweile ich an diesem Ort.

Durch wunderbar schöne Formationen aus Sandstein führt der Weg zurück
Durch wunderbar schöne Formationen aus Sandstein führt der Weg zurück

Zurück nach Hlavňov

Auf dem Weg zurück geht es wieder hinab ins Tal. Durch dicht bewaldete Schluchten, an deren Hänge die Sandsteine meterhoch ragen, komme ich genauso vorbei wie an einer Holzhütte mit dem Namen „T.O. Red West“. Die thront weit oberhalb auf einem Felsen und ist in Privatbesitz.

Kurz bevor es zurück nach Hlavňov geht, biege ich noch in Richtung der Marienhöhlen ab. Die liegen in einer Seitenschlucht unterhalb der Kapelle „Panny Marie Sněžné“. Der Weg ist eng und schmal und schafft es kaum ein Sonnenstrahl auf den Boden. Daher sollte es nicht verwundern, wenn hier selbst im Frühling noch richtig viel Schnee liegt. Aber schön ist der Abstecher auf jeden Fall.

Ja, und dann bin ich auch schon wieder in dem verschlafenen Ausgangsort angekommen. Und was soll ich sagen? Auch wenn das Wetter kein Brüller war, graue Wolken und eisige Winde über die scheinbar trostlose Landschaft zogen: es hat sich dennoch gelohnt. Die Aussicht von den Felsen und Gipfeln, die Kapelle „Panny Marie Sněžné“ selbst und die vielen, tollen Steinformationen machen diesen, doch recht kurzen Rundweg, echt zu einer abwechslungsreichen Wanderung. Kann ich nur empfehlen.

TIPP: Eine weitere, richtig schöne Wanderung führt in unmittelbarer Nähe durch die Weckelsdorfer Felsen.


Video: Broumovsko „Ausblick vom Supí hnízdo“
Music: „One Word“, Christopher Galovan, lizensiert über artlist.io

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
Am nachhaltigsten mit dem Bus des tschechischen ÖPNV. Die Linie 363 fährt zwischen 6 und 18 Uhr alle zwei Stunden und ist meist pünktlich.
Im verschlafenen Örtchen Hlavňov gibt es zwei Parkplätze. Einer ist ziemlich klein und liegt direkt am See, der andere liegt etwas zentraler im Dorf unweit der Bushaltestelle.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als größere Gassirunde mit einem Hund sehr gut machbar.

UNTERKUNFT.
In Hlavňov selbst gibt es kleinere Pensionen, die privat bewirtschaftet werden. Selbst habe ich im Hotel Orlik in Teplice nad Metují – Skály (Weckelsdorfer Felsen) übernachtet und kann ich sehr empfehlen. Manchmal kann man auch Glück haben und in der Chata Hvězda mit einem wunderbaren Weitblick direkt neben der Kapelle Panny Marie Sněžné übernachten.

ESSEN & TRINKEN.
Wer auf gute, böhmische Küche abfährt, für den ist der Besuch der Chata Hvězda ein Muss. Das Essen schmeckt wirklich gut und die Lage ist einfach ein Traum. In Hlavňov selbst gibt es meines Wissens nach keine Gaststuben oder Restaurants.

BESONDERER TIPP.
Kleine Snacks oder Tapas einpacken und einfach auf einem der Felsen ein ausgiebiges Picknick machen. Der Weitblick ist bei guter Sicht großartig und die Sandsteinfelsen sind einfach nur magisch. // OBENDREIN lohnt es sich auf dem Rückweg den kleinen Abstecher zur den Marienhöhlen zu machen (Mariánská jeskyně). Die sind verwunschen schön und allein der Weg dorthin lohnt sich schon.

Wanderkarte

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