Beenden wir unsere Wanderungen auf den Spuren Caspar David Friedrichs dort, wo sie im Januar auch begannen: Auf der Insel Rügen. Während die Kreidefelsen zu einem seiner berühmtesten Gemälde führten, sind vom nördlichsten Punkt der Insel nur Zeichnungen erhalten. Auch wenn vieles nur in seinen Tagebüchern skizziert oder auf andere Weise überliefert ist, eines steht fest: Auch er war am Kap Arkona wandern. Diese kleine Wanderung hier, die ich im November 2024 unternommen habe, schließt den diesjährigen Kreis zu historischen Orten und Landschaften, die sich alle in seinen Gemälden wiederfinden lassen.
Putgarten – Der historische Ausgangspunkt
Ein kalter Wind weht über die Felder, als ich in Putgarten ankomme. Das kleine Dorf wirkt wie eine Reise in eine andere Zeit. Reetgedeckte Häuser reihen sich entlang der stillen Straßen, der Rügenhof mit seinen roten Backsteingebäuden steht stolz inmitten des Ortes. Es gibt keine Hektik, keinen Lärm, nur die Ruhe eines Ortes, der tief in der Geschichte verwurzelt ist. Der Name „Putgarten“ – „Am Fuße der Burg“ – erzählt von der nahen Jaromarsburg, einer slawischen Kultstätte, die längst der Vergangenheit angehört. Der Gedanke daran gibt dem Dorf eine besondere Atmosphäre, als wäre die Geschichte hier greifbarer als anderswo.
Zur Hochklippe – Erste Eindrücke der Steilküste
Von Putgarten aus führt der Weg nach Norden. Die Luft ist klar und kalt, der Pfad schlängelt sich durch eine von Feldern und Sträuchern gesäumte Landschaft. Nach einer Weile öffnet sich der Blick auf die Hochklippe. Der Nordstrand liegt weit unten, und die Ostsee erstreckt sich scheinbar endlos bis zum Horizont. Die Steilküste ist beeindruckend, mit schroffen Kanten und steilen Abbrüchen, die sich direkt in die tobenden Wellen stürzen. Ein Moment, der still macht und die Gedanken zur Ruhe bringt.
Hier am Nordstrand wird spürbar, warum Caspar David Friedrich so oft nach Rügen kam. Die Weite, die Dramatik der Natur, die Einsamkeit – all das scheint in seinen Gemälden eingefangen zu sein. Die Vorstellung, dass er an ähnlichen Orten stand und die Landschaft in sich aufnahm, verleiht diesem Abschnitt der Wanderung eine fast romantische Note. Die Verbindung zwischen Kunst und Natur wird greifbar.
Kap Arkona – Das Wahrzeichen der Region
Der Pfad führt weiter entlang der Steilküste. Kleine Lichtungen im Küstenwald geben immer wieder den Blick frei auf das Meer, das an diesem Tag in einem tiefen Grau leuchtet. Schließlich rücken die beiden Leuchttürme des Kap Arkona ins Blickfeld. Der ältere Schinkelturm, ein klassizistisches Bauwerk aus rotem Backstein, steht stolz und schlicht. Daneben erhebt sich der neuere Leuchtturm, dessen Spitze mit moderner Technik glänzt. Beide Türme erzählen von der maritimen Geschichte der Region, von der Bedeutung des Kaps als Orientierungspunkt für Schiffe.
Der Aufstieg auf den neuen Leuchtturm ist mühsam, aber die Aussicht belohnt jede Anstrengung. Oben, auf der Plattform, eröffnet sich ein Blick, der den Atem stocken lässt. Die Ostsee breitet sich nach Norden aus, das Land wirkt weich und sanft im Kontrast zur rauen Küste. An klaren Tagen sollen sogar die dänischen Inseln von hier aus zu sehen sein. Der Wind oben ist heftig, aber genau das macht diesen Moment so besonders.
Fischerdorf Vitt – Ein Ort voller Ruhe
Weiter geht es in Richtung Süden, hinunter in das Fischerdorf Vitt. Der Abstieg in die kleine Bucht ist kurzweilig und lohnend. Vitt ist ein Ort, der aussieht, als wäre die Zeit stehen geblieben. Reetgedeckte Häuser kuscheln sich in der Bucht eng aneinander, die Kapelle thront etwas abseits über dem Dorf. Jetzt im November wirkt alles verlassen. Die Gaststätten sind geschlossen, die Gassen menschenleer. Es ist still, fast schon friedlich. Die einzige Bewegung kommt von der Ostsee, die sanft gegen die Steine am Ufer rauscht. Die Ruhe des Ortes strahlt etwas Beruhigendes aus, fast wie eine Einladung, innezuhalten.
Rückweg nach Putgarten – Abschied von der Küste
Nach einer kurzen Pause führt mich der Weg zurück nach Putgarten. Der Pfad schlängelt sich entlang einer wenig befahrenen Straße durch offene Felder, die von der tief stehenden Herbstsonne in warmes Licht getaucht werden. Kleine Baumgruppen säumen den Weg und bieten sich immer wieder Ausblicke auf die Ostsee, die hier wie ein ständiger Begleiter wirkt. Die Landschaft ist ruhig, fast meditativ. Der Weg zurück hat etwas Abschließendes, fast Versöhnliches – eine Gelegenheit, die Eindrücke des Tages sacken zu lassen.
Fazit: Kap Arkona Wandern – Ein Erlebnis für alle Sinne
Die Wanderung entlang des Kap Arkona vereint vieles: die raue Schönheit der Steilküste, die kulturelle Bedeutung der Leuchttürme, die stille Atmosphäre von Vitt. Es ist eine Route, die nicht nur die Natur zeigt, sondern auch die Geschichte und die Seele Rügens spürbar macht. Die Gedanken an Caspar David Friedrich, dem an einem der Aussichtspunkte ein Denkmal gesetzt wurde, sowie die Kraft der Landschaft begleiten jeden Schritt und machen die Tour – so kurz sie auch ist – zu einem besonderen Erlebnis. ◆
Tipps & Infos
HINKOMMEN.
↠ Am einfachsten mit der Buslinie 14 des VMV von Sassnitz, Busbahnhof bis Putgarten, Feuerwehr. Auch in Altenkirchen, Schule kann aus anderen Richtungen in diese Buslinie umgestiegen werden. Da das eine Rundtour ist, kann man auch direkt von hier wieder zurück fahren.
↠ Das Auto kann man am besten auf dem großen Parkplatz am Ortseingang von Putgarten stehen lassen. Von hier losgelaufen kommt man auch wieder hierhin zurück.
LÄNGE & SCHWIERIGKEIT.
Die Wanderung ist etwa 7 Kilometer lang und einfach zu bewältigen, auch für Anfänger.
WEGEQUALITÄT.
Die Pfade sind gut ausgebaut, meist flach und eignen sich bestens, um am Kap Arkona wandern zu gehen. Somit eignen sie sich auch für weniger geübte Wanderer.
AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar. Festes Schuhwerk wird dennoch empfohlen, besonders bei feuchtem Wetter.
BESTE ZEIT.
Jede Jahreszeit hat ihren Reiz, aber im Herbst und Winter ist es besonders ruhig.
ESSEN & TRINKEN.
Im Spätherbst bzw. Winter sollte man unbedingt was dabei haben, da alle gastronomischen Einrichtungen geschlossen haben. In den anderen Jahreszeiten, besonders ab Mitte April bis Ende Oktober, steht eine reichhaltige Auswahl an gastronomischen Einrichtungen zur Verfügung.
! — BESONDERER TIPP — !
Für den Aufstieg auf den Leuchtturm sollte man etwas Zeit einplanen. Auch für einen Aufenthalt in Vitt – beides sind besondere Erlebnisse. // OBENDREIN: Neben den Leuchttürmen und dem Fischerdorf Vitt lohnt ein Besuch des Rügenhofs in Putgarten, der Einblicke in traditionelles Handwerk bietet.
Wanderkarte
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