Jakobsweg: Von Tangermünde nach Dahrenstedt

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Auf dem Jakobsweg Sachsen-Anhalt führt der Wanderweg auf gemütlichen 22km von Tangermünde nach Stendal. Ein Eindruck.
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Es ist 9 Uhr morgens. Daniel und ich wollen unsere Wanderung auf dem Jakobsweg an der Stelle fortsetzen, an der wir letztes Jahr endeten: in Tangermünde. Wir stehen auf dem Bahnhof, den man eigentlich nicht mehr so nennen kann oder darf. Der mit Brettern zugenagelte Bau, der zweckentfremdet langsam zur Ruine wird, ist alles. Nur leider kein Bahnhof mehr. Eher ein Bahnsteig. Einst Beginn vieler Reisen an unbekannte Orte, hat er heute seine besten Tage hinter sich. Der Rucksack wird noch einmal festgezogen, die Trinkflaschen griffbereit in die Seiten gepackt und schon kann es losgehen. Unsere Reise in die Altmark Sachsen-Anhalts, in die Ruhe ländlicher Idylle. Weiter durch deutsche Geschichte, weiter auf dem Jakobsweg in Richtung Santiago. Doch zuerst auf nach Stendal.

Die Kirche von Miltern aus dem 12. Jahrhundert ist noch original erhalten und im typischen Feldsteinbau errichtet. Die Chronik berichtet von einer Bruderschaft, die sich hier um Pilger, Kranke und Fremdlinge kümmerte.
Die Kirche von Miltern aus dem 12. Jahrhundert ist noch original erhalten und im typischen Feldsteinbau errichtet. Die Chronik berichtet von einer Bruderschaft, die sich hier um Pilger, Kranke und Fremdlinge kümmerte.
In Miltern sind die Fördergelder angekommen. Hier das Gemeindehaus mit der Freiwilligen Feuerwehr. Schick.
In Miltern sind die Fördergelder angekommen. Hier das Gemeindehaus mit der Freiwilligen Feuerwehr. Schick.
So sieht das einstige Tor zur Welt heute aus: der Bahnhof von Tangermünde. Kurz davor, nur noch Ruine zu sein.
So sieht das einstige Tor zur Welt heute aus: der Bahnhof von Tangermünde. Kurz davor, nur noch Ruine zu sein.

Tangermünde – Stendal – Dahrenstedt (22km)

Über den Tangermünder Friedhof „Grete Minde“, deren tragisches Schicksal Einzug in die Geschichte der Stadt gefunden hat und heute fast als Touristenattraktion gepriesen wird, gelangen wird recht schnell an den Ortsausgang. Und damit an den Anfang der nächsten Tage. Die nächste Station ist Miltern und noch gute 5 Kilometer entfernt.

Wir haben Glück. Die Kirche von Miltern, ein Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert, steht offen. Die Frau des Pastors hütet gerade den Garten und bittet uns hinein. In frischem Glanze erstrahlt der Bau im Inneren und verfügt neben einem kleinen Altar und einer Orgel, die bereits auf einige Töne verzichten muss, auch über eine Winterkirche. Das ist nicht überall der Fall. Die Miltener Bauern planten sie in Eigenarbeit und bauten sie einfach um. Zu Hohen Festen wie Weihnachten oder Ostern platzt sie zwar aus allen Nähten, zum regulären Gottesdienst kommen aber nur ein geschätztes Dutzend. Und das auch nur einmal im Monat. Wie schon in der Prignitz erlebt, lässt auch hier vielleicht nicht unbedingt der Glaube nach, aber der Besuch der Kirche allemal.

Einst eine riesige Einkaufshalle, vermutlich ein Baumarkt. Heute eine Brache.
Einst eine riesige Einkaufshalle, vermutlich ein Baumarkt. Heute eine Brache.

Überraschung: Stendal

Stendal überrascht mit seiner Altstadt. Gepflegt und frisch restauriert, zudem für den Autoverkehr gesperrt, reicht sie dem bewanderten Auge ihre ganze Schönheit dar. Stadtrundgang und Besuch der Kirche St. Marien sind obligatorisch, denn letztgenannte ist für eine Kirche riesig. Meine Frage an die Kirchenwärterin, wie groß denn erst der Stendaler Dom sein müsse, wenn schon diese Kirche so groß ist, wird mit einem entschuldigenden Achselzucken beantwortet. Sie wäre wohl noch nie im Dom gewesen, teilt sie mir mit, und wisse es daher nicht. Der befinde sich auch gerade in Restaurierung und sei eh nicht geöffnet. Freundliches Stendal, freundliche Bürger, den Umweg können wir uns dann also sparen.

Die St. Marien Kirche in Stendal ist nicht nur opulent, sondern wartet auch mit einem riesigen Marien-Altar aus dem 13. Jhdt. auf.
Die St. Marien Kirche in Stendal ist nicht nur opulent, sondern wartet auch mit einem riesigen Marien-Altar aus dem 13. Jhdt. auf.
Schadewachten war einmal ein Dorf, über das nicht viel bekannt ist.
Schadewachten war einmal ein Dorf, über das nicht viel bekannt ist.

Kurz vor Heeren verlassen wir den Jakobsweg und nehmen mangels Übernachtungsmöglichkeit den Umweg ins benachbarte Dahrenstedt gern in Kauf. Dort empfängt uns Herr Heussen, der zusammen mit seiner Frau aus einem alten und heruntergewirtschafteten Bauernhof ein Kunstrefugium, eine Oase künstlerischen Schaffens inmitten des Ackerlandes geschaffen hat. Im Sommer finden hier Konzerte statt, im Atelier wird stetig gearbeitet und der einstige Stall dient müden Wanderern zur Rast. Zwei große Grünanlagen überraschen mit Kunstwerken und einem kleinen Brunnen, der geplagten Füßen Linderung verspricht.

Eine absolute Empfehlung, dieser Kunsthof Dahrenstedt und einen Besuch wert. Müde und von den Anstrengungen des ersten Tages geschafft, begeben wir uns beizeiten zur Ruhe. Morgen stehen ganze 31 Kilometer auf dem Programm, da werden noch alle Kraft gebraucht.

Die muss man einfach erwähnen und besuchen: die Pension Kunsthof Dahrenstedt. Liebevoll geführt und mit einem Hauch Kunst lädt sie zum Verweilen ein.
Die muss man einfach erwähnen und besuchen: die Pension Kunsthof Dahrenstedt. Liebevoll geführt und mit einem Hauch Kunst lädt sie zum Verweilen ein.
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3 Kommentare
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Maria Roses
12 Jahre zuvor

Vielen Dank Sven für die weiteren Informationen 🙂

Maria Roses
12 Jahre zuvor

Hallo, wie hoch waren die Übernachtungspreise in Dahrenstedt? Gibt es einen Link zu einer Homepage von Herrn Heussen?

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