Folgt man von Mailand kommend nicht dem Hauptstrom der Touristen in Richtung Schweiz, sondern biegt in Höhe Stresa in den linken Seitenarm des Lago Maggiore ein – vorausgesetzt natürlich man bewegt sich per Schiff – wird man alsbald auf eine Gruppe kleiner Inseln stoßen, die wie Perlen aufgereiht entlang des Ufers im Wasser liegen. Das dürften dann wohl die Borromäischen Inseln sein. Idyllisch, italienisch und völlig touristisch beheimatet lediglich eine von ihnen dauerhaft Einwohner. Gemäß der letzten Volkszählung genau 55 an der Zahl! Die Legende wagt darüber hinaus sogar zu behaupten, dass selbst Napoleon auf einer dieser Inseln genächtigt haben soll. Naja, groß genug für den kleinen Mann sind sie ja. Und prachtvoll anzusehen auch noch. Ob sie allerdings dem ganzen Touristenstrom standhalten können, der sich mit Fähre und Schiff tagtäglich hierher quält, will erst noch überprüft werden.
Inselhopping im Lago Maggiore
Ich setze mit einer dieser kleinen Fähren von Baveno aus über und habe Glück. Das Wetter ist verhalten, hin und wieder regnet es. Daher sind nicht so viele Menschen mit mir unterwegs, wie im Hochsommer am Lago Maggiore üblich. Die Verkäufer am Ufer betteln förmlich um Reisende, sonst wird der Tag wohl ein Minusgeschäft werden. Ich stelle mich daher gar nicht erst an der Kartenkasse an, sondern versuche mein Glück mit direktem Verhandeln. Fünf Schiffe, fünf Kapitäne – ein Preis? Man macht sich nicht gegenseitig das Geschäft kaputt. Der Preis ist bei allen gleich und bleibt es auch. Mein Verhandlungsgeschick war noch nie besonders gut und so ersteigere ich ein Ticket für zwei der Inseln hin und zurück. Die öffentliche Fähre ist im Vergleich zwar günstiger, aber eben auch voller.
Gischt spritzt während der Fahrt mit dem Schnellboot auf. Nur zwanzig Minuten benötigt es, um an der Isola dei Pescatori vorbei zur Isola Bella zu gelangen. Schon von Weitem grüßt ein imposanter Prachtbau und lässt mich grübeln, ob es wirklich eine gute Idee war, diese Tour mit all den Touristen zu wagen. Ich hätte mir auch ein Tretboot ausleihen können oder einen Ruderkahn oder einfach am Ufer ein Buch lesen. Doch mein Interesse an Geschichte und Kultur zwingt mich förmlich, unüberlegt und wieder besseren Wissens mich dem Strom der Gleichgesinnten anzuschließen. Ausnahmsweise bin ich heute dankbar dafür. Die italienische Geschichte ist eine der besonderen Europas, ist sie doch durchtränkt von mediterranem Flair, für das ich so empfänglich bin.
Isola Bella
Seit Jahrhunderten im Besitz der Familie Borromeo, welche Namenstiftend für die gesamte Inselgruppe herhalten, wurde von den Architekten Filippo Cagnola, Francesco Castelli sowie Carlo Fontana auf der Isola Bella der gleichnamige Palazzo Borromeo erbaut. Heute fungiert er als eine Art Ruhepol in dessen Räumen Museum und Aussttellung untergebracht sind. Da mir der Eintrittspreis mit knapp 18,- € pro Person zu teuer ist, verdrücke ich mich auf die Uferpromenade. Die ist nicht nur völlig überlaufen, man bedenke dass hier aller 5 Minuten ein Boot an- bzw. ablegt, sondern auch ein reinster Basar, auf dem man allerlei Schnickschnack zu völlig überteuerten Preisen erwerben kann. Trotz aller Schönheit hält es mich nicht auf dieser Insel. Es zieht mich weiter auf die andere.
Isola dei Pescatori
Zweite Anlaufstation ist die Isola dei Pescatori, die Fischerinsel. Zum großen Teil besteht sie zwar aus einem Ort, der durch zwei Wege durchtrennt wird, ist aber eine kleine Idylle, die es unbedingt zu besuchen gilt. Verschwiegene Gassen, darin versteckte Restaurants und immer wieder ein atemberaubender Blick auf den Lago Maggiore und das Festland. Geheimtipp: Nur wenige Touristen wagen sich an die Enden der Insel, so dass ich am südlichen Ende sogar fast gänzlich allein bin. Hier ist es herrlich und ich verweile länger als geplant, verpasse meinen Anschluss an die Fahrt zurück. Macht nichts. So komme ich wenigsten in den Genuss, noch etwas länger diese Idylle fast für mich allein zu haben.
[…] Fähre nebst Restaurant und Eisstand sind zu finden, sowie einige der Boote die Touristen auf die Borromäischen Inseln bringen. Von regem Treiben keine Spur, ganz im Gegensatz zu Stresa. Hier lasse ich mich also nieder […]