Laut Wikipedia wird einem Kraftort eine positive, meist beruhigende oder bewusstseinserweiternde Eigenschaft zugeschrieben. Wenn das tatsächlich so sein sollte, dann hat das Pillerseetal scheinbar viele davon. Eines der weithin sichtbarsten und herausragendsten ist zum Beispiel das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand. Vermutlich, da dieser Platz inmitten hoher Berge seit jeher eine Sonderstellung einnimmt. Aber vielleicht auch nur, weil ich es mir einbilde.
Das zu ergründen bin ich hier. Also nicht den ganzen Mumpitz drumherum. Vielmehr meine ich den persönlichen Zugang. Im Sinne von Herausforderung. Deswegen zieht es mich neuerdings in die hohen Berge, und nunmehr zum zweiten Mal ins Pillerseetal. Buchensteinwand: here we go!
Startpunkt auf die Buchensteinwand: St. Jakob in Haus
Der Bus des ÖPNV spült mich direkt auf den riesigen Parkplatz vor der Talstation der Seilbahn. An der ist nur wenig los, die meisten nehmen sich – wie ich – den Reiz einer Bergwanderung an. Seilbahn kann ja wohl jeder…
Dabei sei darauf hingewiesen, dass es sowohl einen beschwerlichen Anstieg gibt, als auch einen etwas entspannteren. So oder so: es bleiben trotzdem knapp 600 Höhenmeter, die man sich erst einmal hinauf begeben muss. Lediglich die Weglänge entscheidet über die tatsächliche Schwierigkeit. Die Wanderung, die ich mir herausgesucht habe, ist knappe 4 Kilometer lang, der „leichte“ Anstieg gut 3 Kilometer länger. Im Tal werden dafür zwei Stunden beziehungsweise 3,5 Stunden angegeben. Mal schauen, wie schnell ich heute bin.
Über die Kröpflalm
Schnell. Sehr schnell sogar. Erst auf der Kröpflalm mache ich eine kurze Trinkpause, da die Sonne vom Himmel brennt und mittlerweile auch so gar kein Schatten mehr zu finden ist. Kurz sehne ich mich an die Ufer des Pillersees … Nur um direkt danach weiter zu steigen.
Und das muss man wissen: ab hier geht es nur noch in Serpentinen und damit steil bergauf. Selten rutscht mein Puls unter die 160er Marke und stelle ich fest, dass ich zwar schneller bin, als auf den Wegweisern angegeben, dafür aber auch echt an meine körperlichen Grenzen komme. So ein wenig mehr Training im Vorfeld hätte mir sicher ganz gut getan.
Lange Rede kurzer Sinn: eine Stunde und zwanzig Minuten nach dem Start meiner Wanderung stehe ich völlig fertig und total erschöpft auf dem Gipfel. Hah! Von wegen zwei Stunden! Dem Wegweiser hab ich es aber gezeigt. Oder besser mir. So schnell war ich schon lange nicht mehr unterwegs. Zum Glück gibt es direkt an der Bergstation ein Gasthaus und genehmige ich mir ob meines Triumphes über mich selbst erst einmal ein Frischgezapftes.
Rückweg von der Buchensteinwand nach St. Jakob in Haus
Als Ruhepuls und Fitness wieder zurück gekehrt sind (Stichwort: Kraftort), laufe ich ein Stück oberhalb der Buchensteinwand, genauer den Panorama- und Blumenweg entlang. Der führt mich erst direkt am Jakobskreuz vorbei und wenig später zum Speichersee. Wie vielerorts mittlerweile üblich, wird auch hier Wasser für den Winter gesammelt. Da der Berg hervorragend für winterliche Abfahrten geeignet ist, kann so in schneearmen Zeiten nachgeholfen werden.
By the way: am Speichersee kann man auch wunderbar rasten. Direkt am Ufer befindet sich ein Spielplatz und im Wasser schwimmen kleine Fische, die recht zutraulich bis ans Ufer kommen. Nur darin schwimmen darf man nicht. Das ist ausdrücklich verboten, auch wenn es ganz akut einer Wohltat gleichkäme, mich dem Verbot zu widersetzen. Knapp 30 Grad hat es auch hier auf der Buchensteinwand, im Tal wird es allerdings heuer noch wärmer.
Vom See geht es erst in einer großen Kehre hinab zur Kammbergalm und von dort dann in weitreichenden Serpentinen recht entspannt und gemütlich bis hinunter ins Tal. Die Sonne brennt mir in den Rücken, da auch hier nur wenig Schatten vorhanden ist. Ein guter Sonnenschutz wird daher dringend von mir empfohlen.
Wenig später komme ich wieder an meinem Startpunkt an und staune, dass diese Wanderung trotz ihrer gut elf Kilometer zeitlich doch echt in einen Vormittag gepasst hat. Fürs nächste Mal werde ich mir trotzdem mehr Zeit nehmen. Zu schön sind die Aussichten vom Gipfel und lohnt es, sich emotional auf diesen Ort einzulassen. Denn Kraft hat er! Womit wir wieder am Anfang wären. Sowohl am Anfang der Wanderung als auch der Einleitung. Dank des Kraftortes Buchensteinwand habe ich meine Alltagssorgen im Nu vergessen. Und das gelingt mir auch nur noch … na, sagen wir … eher selten.
Tipps & Infos
HINKOMMEN.
↠ Mit dem Bus 8320 des ÖPNV gelangt man direkt an den Startpunkt der Wanderung.
↠ An der Talstation der Seilbahn gibt es einen großen Parkplatz, der für die Besucher der Bergbahn Buchensteinwand kostenlos ist.
AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung. Lediglich ist festes Schuhwerk für die etwas steileren Passagen angeraten. ABER: im Sommer unbedingt an ausreichenden Sonnenschutz denken. Die Wanderung ist recht arm an Schatten.
UNTERKUNFT.
Direkt am Parkplatz gelegen kann ich aus eigener Erfahrung die Pension Flecknerhof für den etwas schmaleren Geldbeutel genauso empfehlen, wie das Adults only Hotel Unterlechner, an welchem die Wanderung ja eh vorbeiführt .
ESSEN & TRINKEN.
↠ Na klar: kein Gipfel ohne Gipfeljause. Direkt auf dem Berg oberhalb der Bergstation gibt es das Weitblick, in welchem der Name Programm ist. Nebenbei kann hier jede Art von Hunger gestillt werden. Auch der Durst. Ein Gipfelbier ist hier eigentlich Pflicht.
↠ Was ich aber auch immer wieder empfehle, ist, sich ein paar Brote einzupacken. Eine Rast ist an vielen Stellen bei schönsten Panoramablicken möglich.
BESONDERER TIPP.
Auf dem Gipfel der Buchensteinwand steht das erst 2014 errichtete Jakobskreuz. Höher hinauf geht es auf diesem Gipfel nicht mehr und bieten dessen Aussichtsplattformen einen echt schönen und vor allem weiten Blick, manchmal sogar bis rüber zum Großglockner. Im Inneren werden abwechselnd regionale Künstler:innen ausgestellt und sind auch Hochzeiten möglich. Der Eintritt für Erwachsene kostet 10,- € und für Kinder & Jugendliche 7,- € (Stand: 2022).
DARÜBER HINAUS …
… ist der Gipfel der Buchensteinwand Teil des WaiWi – eines Weitwanderwegs der von Waidring bis auf den Wildseeloder führt. Auf drei Tagesetappen verteilt durchläuft er einmal das komplette Pillerseetal. Mehr Infos dazu gibt es hier.
[…] Lese-Tipp: Bloggerkollege Sven (The Backpacker) war zeitgleich im Nachbarort unterwegs und schrieb über seine Wanderung zum Jakobskreuz. […]
Dort waren wir auch. Das PillerseeTal und seine Umgebung sind wirklich eine Reise wert. Es gibt dort so viele Unternehmungen und Ausflugsziele da reicht ein Urlaub gar nicht aus.
Servus Marco,
da stimme ich Dir unumwunden zu. Ich bin nach dem WaiWai ja nun schon zum zweiten Mal hier und es ist immer noch schön und abwechslungsreich.