In meinem bisherigen Wanderleben war ich bereits sehr häufig auf der Bastei. In letzter Zeit dagegen eher weniger. Weil, guten Gewissens kann ich diese Location einfach nicht mehr empfehlen. Gerade im Sommer ist die Basteibrücke dermaßen überlaufen, dass man mitunter Schlange stehen muss, um überhaupt auf die Brücke oder angrenzende Aussichtspunkte zu gelangen. Und dann quetscht man sich durch Ausflügler und Flip-Flop-Träger, die gemütlich mit dem Auto bis zum angrenzenden Parkplatz gefahren sind. Was eigentlich total schade ist, denn der Malerweg, DER Weitwanderweg der Sächsischen Schweiz schlechthin, läuft direkt über sie und ist eigentlich von egal wo, immer eine Wanderung wert.
Was ich hingegen guten Gewissens empfehlen kann, sollte man unbedingt dieses Koloss sächsischer Maßlosigkeit einmal bestaunen wollen, ist ein Besuch außerhalb der Hochsaison. Das meint vor allem innerhalb der Woche oder aber an Tagen, an denen die meisten dann doch lieber im warmen Zuhause bleiben statt vor die Tür zu gehen. Gerade im Winter, wenn es Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts hat, ist die Basteibrücke tatsächlich noch ein wunderschönes Highlight. Und dann hat man sie meistens sogar ganz für sich allein. So, wie an diesem Dezembertag, der über Nacht den ersten Schnee brachte.
Von Wehlen über den Steinernen Tisch auf die Basteibrücke
Bevor ich erneut über mein absolutes Lieblingsgebirge ins Schwärmen gerate, versuche ich mich hier mal kurz zu fassen. Die Wanderung beginnt am Bahnhof der Stadt Wehlen und führt mittels Fähre (der Ticketpreis ist im ÖPNV inkludiert) ins Stadtzentrum. Dort folge ich den Hinweisschilder des Malerwegs. Die führen mich ein Stück an der Elbe entlang, bevor ein schmaler Pfad versteckt zwischen Häusern steil bergan verläuft. Und das tut er bis hinauf zum Steinernen Tisch.
Der ist tatsächlich steinern, da aus Sandstein gebaut und besitzt ringsherum auch noch steinerne Sitzplätze. Und die sind bereits besetzt. Eine Gruppe Wanderer hat es sich so gemütlich wie möglich gemacht und veranstaltet ein kleines Picknick. Schön für sie, schade für mich. Daneben befindet sich jedoch ein Gasthaus, das nach der Pandemie bestimmt auch wieder richtig geöffnet ist und eine Imbissbude, die gemäß gültiger Abstandsregeln diverse Köstlichkeiten anpreist. Unter anderem auch Glühwein. Genau richtig nach dem Anstieg, der sich länger hinzog als geplant. Die aufgestellte Feuertonne wärmt zudem auch von außen, da verfliegen die letzten Meter bis zur Basteibrücke danach doch glatt wie im Flug.
Auf der ist erstaunlich wenig los und habe ich seit Jahren dieses Bauwerk mal wieder ganz für mich allein. Das Wetter ist aber auch unwirtlich heute. Minus fünf Grad zeigt das Thermometer am geschlossenen Souvenirshop und die Sonne mag auch nicht so recht durch die graue Wolkendecke schielen. Dafür sind die Ausblicke winterlich schön. Auch wenn die Erde über Nacht lediglich bepuderzuckt wurde, schleicht sich doch so ein richtiges Wintergefühl ein. Besonders an den Fingern. Die beginnen zu frieren. Richtige Handschuhe fürs Fotografieren wären hier echt megamäßig von Vorteil.
Von der Basteibrücke nach Rathen und an der Elbe zurück
Was im Sommer abgesperrt und nur gegen ein Entgelt für zur Zeit 2,50 Euro zu besichtigen ist, steht im Winter vertrauensvoll offen. Denn wenn man schonmal hier ist, sollte ein Besuch der Felsenburg Neurathen fest zum Programm dazugehören. Dass hier oben tatsächlich mal Menschen seßhaft wurden löst bei mir jedes Mal aufs Neue Erstaunen aus. Unwirtlich muss es gerade in dieser Jahreszeit gewesen sein. So viele brennende Feuer kann es hier gar nicht gegeben haben, dass Menschen sich an ihnen im Winter richtig wärmen konnten. Respekt! Das waren halt noch echte Kerle.
Danach führt der Weg in Serpentinen zur Postkartenidylle nach Rathen. Und auch hier überrascht mich die Leere. Was im Sommer als Ausflugsziel total übervölkert ist, ruht jetzt in der Stille der Einsamkeit. Nur ein paar wenige Wanderer kommen mir beim Bummel durch die Ortschaft entgegen. Gott, wie schön dieser Ort sein kann.
Als ich in Richtung Elbe laufe, schiebt sich das erste Mal an diesem Tag die Sonne durch die Wolken. Ich mag das ja sehr, wenn sie im Winter tagsüber nur knapp über dem Horizont zieht und dementsprechend nicht nur lange Schatten wirft sondern alles in dieses melancholisch-beruhigende Licht taucht. Das ist magisch und liebe ich dieses Gebirge jetzt noch ein klein bißchen mehr.
Von Rathen verläuft der Wanderweg direkt auf dem Elberadweg bis nach Wehlen. Das macht es einfach, da keine Steigung vorhanden ist. Aber es macht es für die Füße auch etwas uninteressant, da der Radweg komplett asphaltiert ist. In Wehlen angekommen dämmert es mittlerweile. Im letzten Licht des Tages kehre ich noch auf einen Tee ein und nehme anschließend die Fähre zurück zum Bahnhof. So lass ich mir die Basteibrücke und diese Wanderung gern gefallen: abseits der Zivilisation und umgeben von entspannender Ruhe. Wiederholung erwünscht. Oder wie die Teletubbies das so schön sagen: Nochmal! Nochmal! Nochmal!
Tipps & Infos
HINKOMMEN.
↠ Immer noch am besten mit dem ÖPNV. Die S-Bahn S1 hält direkt in Wehlen und das Ticket für die Fähre ist gleich inkludiert.
↠ Ja, auch das Auto geht. Direkt an der Elbe gibt es einen Parkplatz und man muss auch nicht mit der Fähre übersetzen. Allerdings kostet der extra.
AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung. Plant man die jedoch im Winter zu laufen, empfehle ich feste Winter-Wanderschuhe mit entsprechendem Profil auf der Sohle. Bei Minusgraden kann es passieren, dass Teile des Wegs überfrieren und es dementsprechend glatt wird. Da wären auch Grödel nicht verkehrt.
UNTERKUNFT.
Als absolute Top-Empfehlung bietet sich das Berghotel Bastei an. Das liegt direkt an der Basteibrücke und verfügt über Saunalandschaft und Wellnessoase mit Blick auf die Sandsteine.
ESSEN & TRINKEN.
Wie erwähnt gibt es sowohl am Steinernen Tisch als auch an der Basteibrücke mehrere Möglichkeiten, unterwegs zu speisen. Auch in Wehlen oder Rathen gibt es Restaurants oder Snacks beim Imbiss zu kaufen. Verhungern wird man auf dieser Wanderung also nicht. Am besten schmecken aber immer noch mitgebrachte Stullen mit Blick auf die Sandsteine. Da kann selbst Sterneküche nicht mithalten.
BESONDERER TIPP.
Wenn es im Winter nicht ganz so glatt sein sollte und die Wege gut zu begehen sind, kann man diese Tour auch mittels Umweg über die Schwedenlöcher noch erweitern. Die sind von solch wildromantischer Schönheit, dass man sie zumindest einmal gesehen haben sollte. Weitere Infos dazu gibt es bei mir im Blog.