Endlich wieder im Hunsrück! Was vor über sechs Jahren mit einer Einladung des Tourismusverbands begann, hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren: meine ungebrochene Liebe zum jüngsten und kleinsten Nationalpark Deutschlands – dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Dieser erstreckt sich in Form einer E-Gitarre über die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland, wobei ersteres den deutlich größeren Anteil betreut. Als zu Beginn dieses Jahres erneut eine Einladung ins Haus flatterte, die nicht nur Wanderungen, sondern auch eine Tour mit dem Gravelbike durch den Hunsrück versprach, konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich bewarb mich, wurde ausgewählt und durfte Anfang August – nach 2019 – erneut dieses Kleinod im Westen Deutschlands erkunden. Und diesmal eben nicht nur zu Fuß.

Gemütliche Anreise in den Hunsrück mit dem ÖPNV
Nach einer erholsamen Nacht in Bad Münster am Stein (ist ne andere Geschichte) treffe ich am Bahnhof Neubrücke auf die anderen Teilnehmer. Unter ihnen entdecke ich einige vertraute Gesichter, wie zum Beispiel Jörg, mit dem ich bereits auf den Hiwweltouren und im Allgäu unterwegs war. Die Wiedersehensfreude ist groß, und stellen wir uns kurz den anderen vor.
Doch viel Zeit zum Plaudern bleibt nicht, denn es gibt Arbeit: Die mitgebrachten Fahrräder müssen am Hänger des Busses verstaut werden. Seit diesem Jahr durchqueren diese den Hunsrück und bieten Radfahrenden so die Möglichkeit, die vielfältigen Radwege der Bike-Region Hunsrück-Nahe zu erkunden, ohne auf das Auto angewiesen zu sein. Der nahtlose Übergang von Bahn zu Bus an vielen Orten erleichtert die An- und Abreise daher erheblich.
In der Bike-Region lassen sich mittlerweile 56 unterschiedliche Touren für jeden Schwierigkeitsgrad entdecken. Von „grün” für Genussradeln bis „lila” fürs Mountainbiken dürfte sich auf den Touren für jeden Geschmack etwas finden lassen. Die Routen fürs Gravelbike sind blau markiert und erstrecken sich dabei vorwiegend im westlichen Teil der Region. Wir fahren mit dem Bus zur Ruine der Wildenburg, die direkt an der grünen Nationalpark-Route liegt. Diese schlängelt sich über entspannte 89 Kilometer durch den atemberaubenden Nationalpark Hunsrück-Hochwald und ist ein kleines Highlight.


Let‘s go Gravelbike! Start an der Wildenburg
Doch zuvor gilt es, in die Geschichte einzutauchen. Was heute als liebevoll gepflegte Ruine erscheint, war einst eine keltische Fluchtburg, später eine römische Befestigung und im Mittelalter eine kleine Hügelburg. Heute steht nur noch ein Aussichtsturm, der jedoch mit einem erstklassigen 360-Grad-Panoramablick beeindruckt. Direkt unterhalb der Burg befindet sich eines der drei Tore des Nationalparks Hunsrück-Hochwald: das Wildkatzenzentrum Wildenburg. Hier bietet sich die seltene Gelegenheit, das Symboltier des Nationalparks in seiner natürlichen Umgebung zu beobachten und tief in die faszinierenden Lebenswelten des Nationalparks einzutauchen.
Nach dem Besuch des Aussichtsturms heißt es: Aufsitzen! Jetzt wird geradelt. Oder vielmehr gegravelt. Mein letztes Mountainbike wurde mir als Kind nur wenige Monate nach Kauf vor einer Bibliothek geklaut. Wer macht so etwas? Die Hände sollen dem Dieb abfallen! Danach gab es ein deutlich einfacheres Rad. Seitdem begnüge ich mich eben mit einem Stadtrad. Darauf sitze ich recht aufrecht, weshalb ich mich erst an die tief gebeugte Sitzhaltung auf diesem Gravelbike gewöhnen muss.
Und das geht erstaunlich einfach. Ich drehe ein paar Runden auf dem Parkplatz vor der Wildenburg und stelle erstaunt fest, dass ich mit wenig Kraft ordentlich Speed draufbekomme. Ui, macht das Spaß!



Von der Wildenburg zur Steinbachtalsperre
Die ersten Kilometer geht es entspannt bergab. Direkt unterhalb der Wildenburg zweigt ein breiter Forstweg in den Wald ab, auf dem ich die Straße dann auch schon wieder verlasse. Hier macht sich bemerkbar, was das Gravelbiken auszeichnet: Die breiten Reifen bieten genug Grip, um mit hoher Geschwindigkeit über den noch feuchten Waldboden und die vereinzelte Schotterpiste zu fahren. Nur die fehlende Federung bereitet mir etwas Probleme. Als Anfänger verkrampfe ich noch etwas am Lenker und kann das noch nicht ganz genießen. Auf meine Frage, warum Gravelbikes nicht gefedert sind, antwortet Katharina Martini, Projektmanagerin der Bike-Region Hunsrück-Nahe: „Dann wären es ja Mountainbikes.“ Ah ja, so richtig scheine ich das Prinzip Gravelbike wohl noch nicht verstanden zu haben. Aber es bleiben ja noch ein paar Kilometer dafür.
Unterhalb der Steinbachtalsperre, genauer an der Staumauer, die grün und fast unscheinbar neben mir aufragt, ist es erst einmal vorbei mit der entspannten Abfahrt. Denn hier kommt die erste Steigung. Knapp 50 Höhenmeter gilt es auf dem nächsten Kilometer zu überwinden und schalte ich nach und nach in den größten Gang. Erstaunlich wie einfach das funktioniert. Kaum aus der Puste kommend, genieße ich anschließend den freien Himmel über mir sowie den Ausblick auf die Talsperre und zurück zum Aussichtsturm der Wildenburg.

Von Sensweiler nach Allenbach im Hunsrück
Ein gemütliches Stück führt der Radweg durch den Ort Sensweiler hindurch, bevor er wenig später auf einem diesmal etwas längeren Teilstück nochmals 140 Höhenmeter hinaufführt. Und ja, was soll ich sagen, das sind knapp 7 Prozent Steigung, die ich das Gravelbike im gemächlichen Tempo trete. Das geht an die Grenze meiner Kondition und macht trotzdem jede Menge Spaß. Hier zeigt sich, wie vielfältig diese Mischung aus Mountainbike und Rennrad dann doch einsetzbar ist.
Weit entspannter als ich es bin überholt mich Christine, die mit ihrem Gravelbike bereits die schweizer Alpen überquert hat. Sie lächelt mir zu und versucht mich aufzumuntern. Und ihre Ablenkung hilft. Die Füße treten einfach weiter, während wir uns unterhalten. Dass ich dafür überhaupt noch genug Puste habe! Irgendwann ist es dann geschafft und stoße ich zu den anderen, die den Anstieg schneller meisterten als ich. Aber es geht beim Gravelbiken ja nicht um Höchstleistungen, sondern um Spaß. Und den habe ich ab jetzt.
Vom höchsten Punkt aus geht es nämlich rasant bergab in Richtung Allenbach. Das Bike nimmt ordentlich Fahrt auf, und spüre ich den Adrenalinschub. Elegant schwinge ich mich in die weiten Kurven des Radwegs, bremse jedoch immer wieder leicht ab, um die Kontrolle zu behalten. Es ist erstaunlich, wie schnell ein Gravelbike auch ohne zusätzliches Treten werden kann. Der Fahrtwind pfeift mir um die Ohren, während grüne Wälder und gelbe Felder fast wie in einem Farbenrausch an mir vorbeifliegen. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ui, so ein Gravelbike fährt aber mal richtig schnell. Und macht ordentlich Spaß! Ein perfekter Abschluss für diesen Abschnitt der Nationalpark-Route. Kurz darauf erreiche ich Allenbach, und findet das kleine Abenteuer sein Ende.
Track: Make It Happen
Music by https://www.fiftysounds.com

Mit dem Gravelbike auf der Nationalpark-Route – Mein Resümee
Ein waschechter Gravelbiker werde ich vermutlich nicht. Aber dieser Abschnitt durch den Nationalpark hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich jetzt schon frage, warum ich nicht öfter mit dem Fahrrad unterwegs bin. Als Kind war ich ständig auf zwei Rädern unterwegs. Selbst die steilen Anstiege in Dresden und Umgebung konnten mich nicht abschrecken. Aber heute? Nun, heute beschränkt sich das Fahrradfahren bei mir auf Sonntagnachmittagsausflüge oder den Weg zur Arbeit. Was eigentlich schade ist.
Vor allem dann, wenn die Wege so abwechslungsreich und hervorragend ausgebaut sind wie in der Bike-Region Hunsrück-Nahe. Und es so richtig viel Spaß macht! Verfahren kann man sich hier garantiert nicht. Die Infrastruktur ist dafür bestens geeignet. Selbst in den kleinsten Ortschaften gibt es Unterkünfte und Möglichkeiten, eine Rast einzulegen. Eigentlich ist das hier ein Eldorado für Radfahrende. Und kann ich daher nur empfehlen.
Tipps & Informationen
ANREISE
↠ Die Anreise erfolgt mit der Buslinie 885 des ÖPNV zum Beispiel stündlich von Kall Bahnhof bis zur Haltestelle Hellenthal Wildenburg. Das Fahrrad kann im bzw. manchmal auch am Bus mitgenommen werden.
↠ Das Auto kann man auf dem Parkplatz unterhalb der Wildenburg stehen lassen.
ABREISE
Zurück von Allenbach geht es mit dem Bus des ÖPNV entweder zum Ausgangspunkt, wo das Auto geparkt ist, oder weiter in irgendeine Richtung.
AUSRÜSTUNG
Für diese kurze Etappe auf der Nationalpark-Radroute benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung. Ganz im Gegenteil: viel Zeit lässt Raum für Erkundungen abseits der Wege.
WEGEQUALITÄT
Vornehmlich breite Wald- und Forstwege, zum Teil auch asphaltierte Abschnitte auf offiziellen Radwegen.
ESSEN & TRINKEN
Genügend zu trinken ist auch beim Fahrradfahren nie verkehrt. Ansonsten kann man an der Wildenburg einkehren oder aber in der Gaststätte des Hotels Steuer in Allenbach. Direkt vor dem Hotel liegt dann auch die Bushaltestelle für die Rückfahrt. Praktisch.
!— BESONDERER TIPP —!
Du bist auf der Suche nach einem Gravelbike und möchtest keines auf gut Glück kaufen? Dann bist du bei Fahrrad Rith im schönen Örtchen Stromberg genau richtig. Dort erhältst du eine perfekte Beratung und bei Bedarf werden dir sogar eine Auswahl an Testrädern zur Verfügung gestellt. Der Service ist hervorragend und die Auswahl großartig. Kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen.
Radfahrkarte
Weitere Infos rund um die Bike-Region Hunsrück-Nahe gibt es auf dieser Webseite: https://www.bike-region-hunsrueck-nahe.de/
Unterkunft
Selbst geschlafen habe ich im Hotel Steuer in Allenbach. Mit seiner traumhaften Lage der perfekte Ausgangsort sowohl für Touren mit dem Gravelbike als auch zum Wandern. Seit der Gründung im Familienbesitz wird dieses Hotel mit sehr viel Liebe betreut. Besonders schön: Inklusion wird hier groß geschrieben! Und ne Sauna gibts auch. Die habe ich zwar nicht genutzt, aber mein Zimmer trug die Nummer 112, lag im ersten Stock und kann ich echt nur empfehlen.
Hotel Restaurant Café Steuer
Hauptstrasse 10
55758 Nationalpark-Gemeinde Allenbach
Telefon: +49 6786 20 89
Webseite: https://hotel-steuer.de/
E-Mail: info@hotel-steuer.de



*ANZEIGE — Disclaimer | Hinweis in eigener Sache
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise, die von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH veranstaltet wurde. Dafür wurden mir An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung sowie Eintrittsgelder zur Verfügung gestellt. Die rechtliche Kennzeichnung als „Anzeige“ erfolgt, da der Beitrag durch diese Leistungen beeinflusst ist. Auf meine persönlichen Eindrücke und abschließende Meinung wurde dagegen kein Einfluss genommen. Diese entsprechen ausschließlich meiner persönlichen Sicht.