Heiße Tage, kühles Nass: Auf dem Forellensteig bei Berggießhübel

Eine Abkühlung an heißen Tagen verspricht der Forellensteig Berggießhübel am Rande der Sächsischen Schweiz. Ein Wandervorschlag.

Inhalt

Wenn es zum Wandern zu warm ist, lockt ein Bach

30 Grad, die Sonne brennt erbarmungslos, und das einst grüne Gras im Schwimmbad von Berggießhübel ist längst zu strohigem Braun verdorrt. Und ich? Stehe mitten im Ort, bade ersatzweise in der Sommerhitze und runzle kurz die Stirn: Ist das noch Wanderwetter oder eigentlich schon viel zu heiß? Meine liebe Mutter lacht, zuckt mit den Schultern und meint, wir suchen uns einfach ein bisschen Abkühlung. Unser Ziel: der Forellensteig Berggießhübel, ein verschlungener, doch kurzer Wanderweg entlang des Gottleuba-Bachs.

Kaum losgelaufen, lassen wir die quirlige Geräuschkulisse aus planschendem Wasser, Chlorgeruch und Kindergeschrei auch schon wieder hinter uns. Sommer eben. Hinter dem Schwimmbad und dem Gewerbehof schlängelt sich der Weg am Ufer entlang und weicht der Asphalt kurz darauf einem naturbelassenen Pfad. Wir steigen auf den alten Bahndamm, auf den ich später noch genauer eingehen werde, und stolpern wenig später über die Reste der Zwieselmühle. Auch wenn von der Mühle selbst heute nur noch kümmerliche Relikte im Dschungel des Wildwuchses stehen, zeugen sie dennoch von ihrer einstigen Größe als Sägemühle bzw. späteres Gasthaus.

Forellensteig – kühle Oase am Bach

Zurück auf der anderen Bachseite beginnt, was wir suchen: Der eigentliche Forellensteig. Die Beine freuts, der Kopf atmet auf. Im Schatten des Waldes kriecht sofort eine angenehme Kühle über die Haut, das stete Plätschern des Bachs begleitet jeden Schritt.

Über moosbewachsene Steine, an kleinen Wasserfällen vorbei, Äste und Baumkronen wie wogende Vorhänge – hier malt die Natur mit nassem Pinsel. An zahlreichen Stellen lädt der Gottleubabach ein, die Füße ins erfrischende Wasser zu tauchen. Was ich auch mache und es mir hilft, den Körper weiter abzukühlen. Großartig! Später wartet noch ein geologischer Leckerbissen: das berühmte Strudelloch. Jahrtausende hat das Wasser an dieser Stelle kreisförmige Vertiefungen ins Bachbett gefräst, fast schon Miniaturen urwüchsiger Naturgewalt am Wegesrand.

Am Ende des Steigs queren wir die Straße, steigen behutsam einen kleinen Hang empor und schlendern nur kurz zurück in die Sonne. Denn das nächste Abenteuer lauert schon in Form einer alten Eisenbahnbrücke. Die dürfte zwar aus dem Kino bekannt sein, aber sicher nur wenigen. Im Film „Cloud Atlas“ mit Tom Hanks und Halle Berry flimmerte die Eisenkonstruktion für ein paar Sekunden über die Leinwand. Ein Zauber von Hollywood direkt am Wanderweg.

Vom Forellensteig zum Bahndamm

Alte Bahnsignale, der immer noch vorhandene nostalgische Bahnsteig „Zwieselmühle“ und rostige Relikte zeugen von jener Zeit, als hier Dampfloks durchs Tal schnauften. Die Bahnstrecke von Pirna bis nach Bad Gottleuba war eine der wichtigsten Nachschublinien der Region. Eröffnet 1880 verband sie Menschen, Waren und Orte. Und ist heute ein üppig grüner Wanderweg. Denn mit dem Ende des Gütertransports, dem Siegeszug der Straße und hohen Instandhaltungskosten wurde der Betrieb 1976 eingestellt. Und damit auch ein Stück Regionalgeschichte.

Das weckt Erinnerungen an meine Kindheit. Als kleiner Junge spielte ich auf Spaziergängen oft Eisenbahn. Ich hielt zwei Stöcke rechts und links, die als Antrieb dienten. Bruder, Mutter und Vater waren die Hänger, die ich an diesen Stöcken hinterher zog. Das ist mittlerweile über 40 Jahre her. Und trotzdem schießt die Erinnerung an genau dieser Stelle hoch. Meine Mutter lacht, als ich ihr davon erzähle. Offenbar kann auch sie sich noch gut daran erinnern. Meine Liebe zur Eisenbahn habe ich seitdem behalten, auch wenn sie durch die heutige Deutsche Bahn arg in Mitleidenschaft gezogen wird.

Fazit: Frisch am Wasser und zurück in der Hitze

Wenig später sind wir wieder im Ort. Es ist Nachmittag, die Luft flirrt immer noch und staut sich die Hitze weiterhin. Doch die Erinnerungen an kalte Füße im Bach, das raue Mauerwerk der Zwieselmühle und den stillen Bahndamm wiegen leichter als jeder Hitzerekord auf dem Thermometer.

Der Forellensteig Berggießhübel ist vielleicht kein prunkvoller Hotspot, dafür aber ein lauschiger, geschichtsträchtiger Geheimtipp, der sich vor allem bei zu warmen Temperaturen lohnt. Und wahrscheinlich die angenehmste Form, der Hitze einfach mal wandernd zu entfliehen.

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Tipps & Informationen

ANREISE
Ja, man gelangt mit dem Bus zum Kurort Berggießhübel. Die Linien 216 und 247 fahren bis zur Haltestelle An der Ladengalerie. Das jedoch zu Zeiten, die fürs Wandern eher ungeeignet sind. Wenn man es trotzdem versuchen möchte, hilft die Verbindungssuche des VVO.
Das Auto scheint für diese abgelegene Region die bessere Wahl. Kostenlos kann man es nämlich auf dem Parkplatz am Freibad von Berggießhübel stehen lassen. Die Parkplätze am Marie-Louise-Stolln und Alter Bahnhof sind dagegen kostenpflichtig.

AUSRÜSTUNG
Für diese Wanderung ist keine besondere Ausrüstung erforderlich. Sie ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar. Trotzdem wird festes Schuhwerk mit trittsicherer Sohle empfohlen, denn der Steig macht seinem Namen manchmal alle Ehren.

WEGEQUALITÄT
Es sind vornehmlich schmale Pfade über Stock und Stein, aber auch asphaltierte Wege und Forstwege. Gerade entlang des alten Bahndamms ist es ein breiter Forstweg, den auch Radfahrende nutzen. Im Ort geht es über Pflaster und Asphalt.

ESSEN & TRINKEN
Im Kurort Berggießhübel selbst gibt es das Café Müller, das mit selbst gemachtem Kuchen und Eis aufwarten kann. Es liegt direkt am Flüsschen Gottleuba und ist nur 500 Meter vom Weg bzw. dem Marie-Louise-Stolln entfernt.

!— BESONDERER TIPP —!
Knapp 200 Meter abseits des Wanderwegs liegt in Berggießhübel das Besucherbergwerk „Marie-Louise-Stolln”. Dort kann man sich unter Tage in eine Zeit zurückversetzen lassen, in der im Ort und der Region noch Erz abgebaut wurde. Aber Achtung! Ein Besuch ist nur mit Führung möglich. Diese finden zwischen 10 und 15 Uhr alle zwei Stunden statt. Es ist empfehlenswert, sich vorher auf der Webseite dafür anzumelden. Die Teilnehmerzahl ist nämlich begrenzt. Infos gibt es hier: marie-louise-stolln.de.

Wanderkarte

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