Auf dem Treidlerweg durch die Hördter Rheinaue

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AnzeigeDer Treidlerweg in Rheinland-Pfalz führt von Hördt durch die Rheinauen an den Rhein, den größten Fluss Deutschlands, und auf historischen Wegen zurück. Route & Tipps zur Wanderung.
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Alles liegt im Nebel. Ein grauer Schleier hat sich über Nacht auf die Landschaft gelegt und gibt nur vereinzelte Blicke frei. Die Umgebung, die durch den dichten Dunst zu erkennen ist, ruht flach wie eine Flunder. Erdige Felder, die trist und öde auf neues Saatgut warten, am Rande geradliniger Flure vereinzelt Bäume, die neben den Feldern Wache stehen. Trübsinniger könnte so ein Wandertag eigentlich gar nicht starten. Wäre da nicht der Herbst, der dem noch verbliebenen Laub diese besondere, goldgelbe Färbung verpasst. Und schon am Anfang ist der Treidlerweg magisch schön. Fast romantisch sogar.

Vom Michelsbach gespeist ruht dieser namenlose See gleich zu Beginn der Wanderung auf dem Treidlerweg Rhein im morgendlichen Nebel
Vom Michelsbach gespeist ruht dieser namenlose See gleich zu Beginn der Wanderung auf dem Treidlerweg in Richtung Rhein im morgendlichen Nebel

Auf dem Treidlerweg zum Rhein

Meine Wanderung starte ich in Hördt, einem kleinen beschaulichen Nest am Rande der Rheinaue. Vom öffentlichen Parkplatz aus führt der Weg entlang der Felder und vorbei an einem namenlosen See. Auf diesem lassen sich bei frischen Temperaturen ein paar Enten und Schwäne treiben. Ihre Langsamkeit, mit der sie geräuschlos über das Wasser und durch den Nebel gleiten, wirkt beruhigend, fast schon meditativ.

Wenig später tauche ich in dichten Wald ab und folge den Ausschilderungen des Treidlerwegs in Richtung Rhein. Durch verborgene Baumgruppen, die dicht stehend der Nebelfeuchte harren, führt der Weg über zumeist breite Forstwege. Das leise Rauschen der Wipfel im Wind, gepaart mit vereinzelt zaghaften Rufen der Vögel, mischt sich letztlich mit dem Klang der Wellen, die bei jedem vorbeifahrenden Schiff erneut kraftvoll gegen das Ufer strömen. Schon von Weitem ist der Rhein zu hören. Was mit dieser, doch recht eingeschränkten Sicht, irgendwie gespenstisch wirkt.

Nach reichlich vier Kilometern stößt man das erste Mal auf den Rhein und wandert ab hier entlang des Ufers auf dem Treidlerweg
Nach reichlich vier Kilometern stößt man das erste Mal auf den Rhein und wandert ab hier entlang des Ufers auf dem historischen Treidlerweg

Auf dem Treidlerweg am Rhein

An einem Erdwall ankommend, offenbart sich mir der Anblick nur vereinzelt wachsender Bäume und Sträucher. Sollte der Rhein über seine Ufer treten, was er wohl an dieser Aue häufig tut und auch tun soll, fände er hier genug Raum, seine Wassermassen geschützt auszubreiten. Vom Damm aufgehalten hilft die Hördter Aue somit, Überflutungen im Hinterland zu verhindern.

Die Flora ist an diesem Ort mittlerweile wie geschaffen dafür und bereits an die wiederkehrenden Hochwasser gewöhnt. Durch die Regelmäßigkeit sich wiederholender Fluten, gerade zu Zeiten der Schneeschmelze oder bei Unwettern, haben sich die umstehenden Bäume und Sträucher inzwischen gut auf das Wasser eingestellt. Ich folge dem Damm, bevor mich kurz darauf die Wegweiser in Richtung Rhein schicken.

Auch hier, wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt, ist mächtig was los auf Deutschlands größter Wasserstraße. Im Minutentakt teilen sich Schlepper und Ausflugsboote die Fahrrinne. Auch Motorschiffe. Und kleine Kajütboote. Immer wieder werden Wellen ans Ufer geschoben und wippen die Blinker der Angelruten im Auf und Ab der Strömung. Während am Ufer eine Gruppe junger Angler noch verschlafen in ihren Zelten döst, steht andernorts ein Fischer in voller Montur und hofft geduldig auf einen Fang. Doch so recht will der Wels nicht beissen, erfahre ich auf Nachfrage. Zu wählerisch sei er offenbar und dieses trübe Wetter mache ihn scheinbar träge. Bis zu drei Meter groß können die Tiere werden und bilden unter renommierten Anglern eine gern gesehene Trophäe. Doch heute so scheint mir, wird sie wohl leider ausbleiben.

Schiffahrt und Fischfang in trauter Zweisamkeit - Treidlerweg Rhein
Schiffahrt und Fischfang in trauter Zweisamkeit – Treidlerweg Rhein
Biotop für Ornithologen und selten Tierarten: Auf dem Treidlerweg entlang des Rhein zwitschern Vögel, die es sonst kaum irgendwo zu hören gibt.
Biotop für Ornithologen und seltene Tierarten: Auf dem Treidlerweg entlang des Rhein zwitschern Vögel, die es sonst kaum irgendwo zu hören gibt.

Biotop der Artenvielfalt

Am Schleusenhaus wendet sich der Treidlerweg in westliche Richtung und führt zurück in den Hochwald. Am Wegesrand wachsen unberührt Pilze, wilde Orchideen und andere Pflanzenarten. Was auch nicht verwundert. Die Hördter Rheinaue ist nämlich eines der ältesten Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz. Und in diesem gilt, wie in allen anderen auch: Es darf wachsen, was die Natur in diesem Gebiet für wichtig erachtet.

Dieser besondere Schutz kommt natürlich auch der Tierwelt zugute. Viele seltene Populationen sind nur noch hier in der Hördter Rheinaue zu finden und mit ein wenig Glück direkt vor Ort zu beobachten. Auch mir offenbart sich der Blick auf einen Kormoran, der geduldig wartend am Ufer des Brackwassers steht und wie der Angler am Rhein auf guten Fang hofft. Doch auch vom Aussterben bedrohte Bienen und Käfer, Molche und Spechte genießen in diesem Lebensraum genauso besonderen Schutz wie das Blaukehlchen, ein inzwischen selten gewordener Vogel in Europa.

Wer also auf dem Treidlerweg wandert, wandert nicht nur durch Geschichte, sondern auch durch einen Hotspot einzigartiger Natur. Und ganz nebenbei auf einem seit 2015 ausgezeichneten Premium-Wanderweg mit Gütesiegel. Na, wenn das mal nicht eine direkte Einladung ist, es ebenfalls zu tun. Egal bei welchem Wetter.

ACHSO: Und warum heißt der Treidlerweg nun eigentlich Treidlerweg? Ganz einfach. Zu Zeiten, in denen die Schiffe noch nicht mit Motorisierung betrieben wurden oder die Winde ungünstig standen, mussten Pferde oder Esel, manchmal auch Menschen, mit schweren Seilen oder Tauen die Kähne vom Rand der Flüsse aus stromaufwärts ziehen. Damit die Helfer aber nicht über Stock und Stein stolperten, wurden vielerorts extra dafür Wege direkt am Ufer angelegt. Die sogenannten Treidelpfade, benannt nach der Tätigkeit des Treidelns. Und ein solcher Pfad führt nun als Wanderweg entlang des Rheins und durch die Hördter Rheinaue. Was übrigens nicht der einzige in Deutschland ist. Auch in Brandenburg gibt es einen solchen Treidelweg, der ebenfalls ganz wunderbar zu erwandern ist.

PS: Unser heute im Sprachgebrauch verwendetes Wort „trödeln“ ist ursprünglich von eben diesem Treideln abgeleitet. Wie man sich vorstellen kann, kostet es sehr viel Kraft und vor allem Zeit, die schweren Boote entgegen der Strömung flussaufwärts zu ziehen. Wer also trödelt, lässt sich sehr viel Zeit für sein Tun. Ich finde ja, in der heutigen Zeit sollte einfach mal mehr getrödelt werden. Am besten auf diesem Weg entlang des Rheins. Oder überhaupt.

Weitere tolle Wanderwege in der Pfalz gibt es nicht nur in den nächsten Artikeln auf meinem Blog, sondern auch beim Mitveranstalter des Bloggerwanderns: Zum Wohl, die Pfalz. Einfach mal reinklicken und durchstöbern. Gibt noch richtig tolle Wanderungen, die sich echt lohnen.

Grenzfluss zwischen zwei Bundesländern: links Rheinland-Pfalz, rechts Baden-Württemberg
Grenzfluss zwischen zwei Bundesländern: links Rheinland-Pfalz, rechts Baden-Württemberg

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
– Mit dem Bus Nummer 552 entweder von Landau oder Rheinzabern aus bis Hördter Rathaus.
– Besser kommt man jedoch mit dem Auto zum Startpunkt der Wanderung. Das lässt man am besten entweder auf dem Wanderparkplatz Rheinstrasse oder am Sportplatz in der Kirchstraße stehen.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung. Auch als größere Gassirunde mit dem Hund ist sie sehr gut machbar.

UNTERKUNFT.
In Hördt selbst gibt es nur vereinzelt Ferienwohnungen. Im benachbarten Rülzheim dagegen gibt es eine größere Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Empfehlenswert zum Beispiel sind das Hotel Südpfalz, das Hotel Apart sowie die Pension Eulenburg. Meist bieten die Hotels auch einen Transfer zum Startpunkt der Wanderung an. Einfach mal bei der Buchung nachfragen.

ESSEN & TRINKEN.
Da es sich durchaus auch um eine Tageswanderung handeln könnte, wäre es nicht verkehrt, Essen und Trinken dabei zu haben. Vor allem im Sommer. Denn unterwegs gibt es lediglich das Schleusenhaus, das aber meist nur am Wochenende offen hat. Als Abschluss der Wanderung empfiehlt sich das Schnitzelwerk direkt am Sportplatz. Sehr lecker. Auch in der vegetarischen Variante (Käsespätzle mit Röstzwiebeln).

BESONDERER TIPP.
Kleine Snacks oder Tapas einpacken und einfach am Rheinufer ein ausgiebiges Picknick machen. Dabei lassen sich wunderbar die vorbeifahrenden Schiffe beobachten. Auch kann man den Anglern zuschauen, die zuweilen riesige Fische aus dem Fluss ziehen. // OBENDREIN sollte man sich vom eventuell schlechten Wetter nicht abhalten lassen. Liegen der Fluß und die Auen im tiefsten Nebel hat das nochmal einen ganz besonderen Reiz. Romantiker wissen was ich meine.

!!! WICHTIG !!!
Bei Hochwasser ist der Treidlerweg nicht zu begehen. Tagesaktuelle Infos gibt es direkt beim Betreiber des Wegs: Südpfalz-Tourismus.

Hinweis in eigener Sache (Disclaimer)
Meine hier beschriebenen Eindrücke durfte ich im Rahmen des 8. Bloggerwandern sammeln. Eingeladen und veranstaltet wurde diese von den Gastlandschaften der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Dabei sind mir Anreise, Unterkünfte und Verpflegung zur Verfügung gestellt worden, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte. Auf meine abschließende Meinung wurde kein Einfluss genommen. Diese entspricht ausschließlich meiner persönlichen Sicht.

PPS: Die Freunde von der Wanderzentrale haben ebenfalls einen schönen Artikel über den Treidlerweg im Blog. Reinlesen lohnt sich: wanderzentrale.de

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