Und weiter geht’s. Der neue Tag beginnt allerdings genauso, wie der vorherige endete. Es regnet in einer Tour. Vom leichten Nieselregen, der sofort auf der Haut trocknet, bis hin zum strömenden Regen, der die Kleidung durchnässt, ist alles dabei. Neu dazugekommen jedoch ist der Wind, der böig aus dem Tal herauf weht. Es regnet von oben, von der Seite, ja selbst von unten. Und wir mittendrin. Noch immer in den Julischen Alpen, noch immer entlang des Sieben Seen Wegs. Auf dem Weg zur Prehodavci-Hütte.
Auf in Richtung Hribarice
Zäh erklimmen wir die Höhenmeter, auch wenn die sich häufenden Schneefelder ein Vorankommen erschweren. Kilometer um Kilometer kämpfen wir uns an dem zwar sehr gut gekennzeichneten, aber nur noch selten als solchen zu erkennenden Weg entlang. Mittlerweile tragen die Seen eisige Schollen, zum Teil sind sie noch zugefroren. Geschätzte 2 Grad über Null verderben zwar nicht den Spaß, lindern ihn aber erheblich.
Nur der Warnruf der Murmeltiere oder das Poltern von kleinen Steinlawinen, losgetreten von sich jagenden Gemsen, zeugen von Leben ringsum. Ansonsten ist es ruhig. Selbst der Wind hinterlässt kein Rauschen. Nur noch das leise Klopfen des Regens auf der Kleidung. Das ist die Melodie der Einsamkeit. Wir sind allein. Seit Stunden haben wir keine Menschenseele gesehen und so ziehen wir uns in unsere Gedankenwelt zurück, jeder für sich und doch gemeinsam.
Umkehr am Hribarice zur Prehodavci Hütte
Am Hribarice angekommen, dem Weg hinauf zum Dolic-Pass, befinden wir uns mittlerweile auf 2200 Höhenmetern. Der Schotterweg mutiert hier in günstiger Hanglage zur Eisplatte. 300 Meter geht es rechterhand steil bergab, das Eis spiegelblank und vor allem eines: verdammt glatt. „Gut das wir vorsorglich Steigeisen eingepackt haben“, denken wir noch und befestigen sie an unseren Bergstiefeln. Doch wir waren zu hoffnungsfroh. Bei jedem Schritt bricht mehr und mehr des Eises weg, wir kommen ins Rutschen und finden kaum noch Halt. Ein Eispickel wäre jetzt genau das Richtige. Jedoch er fehlt in unserem Gepäck. Wer konnte schon ahnen, dass inmitten des europäischen Sommers hier noch tiefster Winter herrscht?
Der Vernunft nachgebend kehren wir um. Am Horizont sehen wir eine Hütte, unser Lager für diese Nacht – die Prehodavci-Hütte. Direkt unterhalb befindet sich der letzte der Sieben Seen. Komplett zugefroren und vom Schnee überdeckt erahnen wir ihn mehr, als dass wir ihn tatsächlich sehen. Das Panorama ringsum ist atemberaubend, tiefe Einblicke in die Täler, majestätische Berge. Selbst das Wetter gönnt uns eine Ruhepause und wir genießen die Aussicht, bis uns die Dämmerung und die aufziehende Kälte ins nur wenig wärmere Winterlager vertreiben.
Alle Artikel der Wanderung durchs Sieben-Seen-Tal in den Julischen Alpen:
Sieben Seen Weg, Tag 1
Sieben Seen Weg, Tag 2
Sieben Seen Weg, Tag 3
Sieben Seen Weg, Tag 4
Sieben Seen Weg, Tag 5
Auch wenn das Wetter leider nicht so mitspielt ist es trotzdem ein interessanter Bericht. Bin schon neugierig wie es weiter geht 🙂
Ganz ehrlich? Am Ende war uns das Wetter auch irgendwie egal. Es war ein Abenteuer. Und das war es uns wert. 😉
Beste Grüße
Sven