Dank moderner Medizin und einer ausgezeichnet verbrachten Nacht am Rennsteig waren meine Schmerzen im Knie fast gänzlich verschwunden. Daniel und ich freuten uns regelrecht auf die abschließende Etappe. Schon über Nacht mußte es wohl geregnet haben, da die Wege feucht und mit Pfützen übersät waren. Trotzdem brachen wir nach einem reichhaltigen Frühstück in der Herberge in Richtung Eisenach auf und stemmten uns mit aller Willenskraft in den nicht enden wollenden Regen, der erst gegen Mittag der Sonne wich. Das muß man dem Kammweg schon lassen: Hier wechselt das Wetter häufiger, wie manch anderer seine Unterhosen.
Vom Großen Inselsberg nach Eisenach.
Da es fast nur noch bergab ging, kam es uns nicht allzu lange vor, bis wir am Abzweig der Hohen Sonne ankamen. Bevor wir den Rennsteig nun endgültig verließen, gönnten wir uns noch Kuchen und Kaffee im gleichnamigen Gasthaus und machten uns nach dieser letzten Rast durch die Drachenschlucht in Richtung Eisenach auf. Wer die Sächsische Schweiz kennt, wird sich hier an das Elbsandsteingebirge erinnert fühlen. Bizarre Sandsteinfelsen, die für diese Region absolut untypisch sind, säumten den Weg und verbreiteten dank des dahin plätschernden Baches eine angenehme Kühle.
Mittlerweile sind wir trotz Regenkleidung durchnäßt und die Schuhe quietschen beim Laufen. Naturgenuss klingt anders.
Gut ausgeschildert erreichten wir wenig später die Wartburg und stellten fest, dass dies wohl eine der beeindruckendsten Wehrbauten ist, die wir je sahen. An einer Führung durch den Palas teilnehmend, belohnten wir uns mit mittelalterlichen Eindrücken, welche den letzten Tagen einen krönenden Abschluss verliehen.
Belohnung auf der Wartburg
Bis zum Ende der Öffnungszeiten verbachten wir mehrere Stunden auf dem Burgberg, bevor wir uns etwas traurig in die Stadt und zum Eisenacher Bahnhof aufmachten. Dort bestiegen wir den Zug nach Berlin und während die Landschaft an uns vorbei sauste, ließen wir die letzten Tage nochmals Revue passieren.
Resümee
Der Rennsteig an sich ist sehr gut ausgeschildert, nur fanden wir die Angaben der Kilometer etwas ungenau. So fand sich zum Beispiel ein Wegweiser mit der Aufschrift Neustadt am Rennsteig noch 6km und darunter Laßmannstein 1km. Waren wir dann aber am Laßmannstein angekommen, gab uns das Hinweisschild immer noch 6km bis nach Neustadt. Nach Adam Riese kann das allerdings nicht sein. Und dieser mathematische Faux-Pas ist unterwegs des Öfteren zu finden. Positiv ist allerdings anzumerken und besonders hervorzuheben: Knackt man erst einmal die vermeintlich harte Schale des Thüringers, ist dieser äußerst freundlich und hilfsbereit. Ein großes Dankeschön an all diejenigen, die uns den Weg erleichterten und mit viel Freude versahen.
Die Wartburg
„Wart‘, Berg, du sollst mir eine Burg tragen!“ Mit diesem Ausruf während einer Jagd soll Ludwig der Springer aus dem Geschlecht der Ludowinger 1067 den Standort der heutigen Wartburg festgelegt haben. Gegen 1080 wird diese dann auch das erste Mal von Bruno, Bischof von Merseburg, schriftlich erwähnt. 1155 wurde die bis dahin kleine Wach- bzw. Wächterburg (so die tatsächliche Namensableitung) um den Palas erweitert, der bis heute als der besterhaltene romanische Profanbau nördlich der Alpen gilt. In den Jahren 1521/22 hielt sich hier der vom Kaiser geächtete und vom Papst verbannte Reformator Martin Luther auf und übersetzte in nur 11 Wochen das Neue Testament der Bibel ins Deutsche. Seit 1999 steht die Wartburg auf der Liste des Welterbes der Menschheit von der Unesco und ist damit Weltkulturerbe.
[…] Das sind dann wohl die südlichen Alpen: hier wechselt das Wetter scheinbar genauso schnell wie im Thüringer Wald. Ich frage den Besitzer, ob es hier am See eine Bademöglichkeit gibt, die nicht direkt an der […]