Allein unterwegs auf dem Pacific Crest Trail (PCT)

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Der Pacific Crest Trail ist einer der längsten Weitwanderwege der Welt. Und einer der schwierigsten. Auf seinem 4.265 Kilometer langem Weg gilt es weit über 128.000 Höhenmeter und extreme Temperaturunterschiede zu meistern. Einer der den kompletten PCT allein gewandert ist, ist der Niederländer Tim Voors. Seine beeindruckende Geschichte ist nun als Buch erschienen.
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Mount Adams am PCT, Doppelseite aus dem Buch „Allein“, erschienen im Gestalten Verlag, @gestalten
Mount Adams am PCT, Doppelseite aus dem Buch „Allein“, erschienen im Gestalten Verlag, @gestalten

Unterwegs auf dem Pacific Crest Trail

Zusammen mit dem Appalachian Trail (3.500 km) und dem Continental Divide Trail (4.989 km) bildet der Pacific Crest Trail (4.265 km) die sogenannte Triple Crown. Wer einen davon bewandert darf sich fortan Thru Hiker nennen. Vorausgesetzt natürlich er hat die nötige Zeit. Denn schon allein für den PCT benötigt es gut und gern an die 6 Monate. Dafür wandert der Langstrecken-Hiker dann auch von der mexikanischen Grenze im Süden bis zur kanadischen im Norden, also einmal längs durch die USA. Immer entlang der Sierra Nevada, durch Wüsten und über hohe Berge, Hitze und Schnee inklusive.

Nicht viele haben das Abenteuer bislang gewagt. Berichten zufolge schafften allein im Jahr 2016 nur 727 Personen den gesamten Weg. Teilstücke wiederum – besonders die in den Nationalparks – verzeichnen dagegen einen regelrechten Run. Dort sind es mittlerweile Millionen, die sich alljährlich ein paar Kilometer vom PCT antun. Was aber auch verständlich ist. Denn der Weg führt durch solch tolle Gebiete wie den Yosemite-Nationalpark, dem Sand to Snow National Monument oder dem San Bernardino National Forest.

4.265 Kilometer auf 228 Seiten

Dem aufmerksamen Leser dürfte der Weg schon mal untergekommen sein. Bereits Cheryl Strayed wanderte ihn, verfasste ein Buch darüber aus dem dann Hollywood einen recht erfolgreichen Film mit Reese Whitherspoon in der Hauptrolle machte. Auch die deutsche Christine Thürmer ist ihn und die beiden anderen Trails gelaufen, darf sich somit nicht nur Thru Hiker sondern Triple Crowner nennen und hat ihre Erfahrungen in einem Buch zusammengetragen. Braucht es da noch ein weiteres? Ist nicht schon alles zu dem Thema gesagt bzw. geschrieben worden?

Die Jungs schliefen schon wochenlang unter freiem Himmel. Anscheinend machte man das so. Ich zögerte einen Moment lang –, aber zur Hölle, warum nicht?

Tim Voors

Ist es nicht. Zumindest nicht auf so lukullische und unterhaltsame Weise wie in dem neuen Buch des Niederländers Tim Voors, welches gerade im gestalten Verlag erschienen ist. Mit dem Einverständnis seiner Familie begibt er sich 2017 auf den PCT und wandert ihn von der mexikanischen Grenze aus in Richtung Norden. Auf seinem Weg begegnet er Hippies und Bären, setzt sich Wind und Wetter aus. Er kommt von größter Wüstenhitze, die ihn zwingt nachts zu laufen, bis auf höchste Berglagen, wo Schnee und Eis all seine Kraft, seinen gesamten Willen fordern. Er schläft bei Trail Angels oder unter freiem Himmel, badet in eiskalten Bergseen und trinkt aus Gebirgsbächen. Persönliche Höhen und Tiefen werden durchlebt, genauso wie Berge und Täler durchwandert werden.

Das gesamte Leben lässt sich auf dem PCT finden

Freundschaften werden geschlossen. Und wieder gelöst. Ultra-Lightweight-Hiker, sogenannte Minimalisten berichten von ihrer Einstellung zum Leben, andere wiederum verbringen die Hälfte des Weges in Rauschzuständen. Die herumgereichte “Friedenspfeife“ gehört zum abendlichen Lagerfeuer genauso dazu, wie die persönliche Geschichte. Ähnlich dem Jakobsweg scheint auch auf dem PCT ein jeder sein ganz privates Päckchen noch zusätzlich zum eigentlichen Backpack zu tragen. Im übertragenen Sinne quasi.

Ich war in einer rhythmischen Trance, angenehm berauscht und befand mich in einem Bewusstseinszustand, den ich so noch nie erlebt hatte. Mein ganzes Dasein war mit dem Moment verschmolzen.

Tim Voors

Tim Voors schafft es, jedem von ihnen unvoreingenommen zuzuhören. Seine Schilderungen sind nie überheblich oder aufgesetzt, selbst dann nicht, wenn ihm etwas zuwider ist. Das erweckt einen sympathischen Eindruck von einem Menschen, der anfänglich fremdelt, aber vor allem fremd ist. Der knappe und kurzweilige Schreibstil schafft es jedoch, eine einvernehmliche Nähe zu erzeugen, die am Ende in Freundschaft mündet. Je länger der Leser dem Autor auf seinem Weg folgt, desto mehr wird er selbst Teil davon. Und auf der letzten Seite ist man traurig, dass der Weg schon zu Ende ist.

Überblick Pacific Crest Trail, Doppelseite aus dem Buch „Allein“, erschienen im Gestalten Verlag, @gestalten
Überblick Pacific Crest Trail, Doppelseite aus dem Buch „Allein“, erschienen im Gestalten Verlag, @gestalten

Mein Eindruck vom Buch „Allein“ (PCT)

Tim Voors Erfahrungen und Eindrücke, gebündelt mit persönlichen Gedanken und Sichtweisen, machen das Buch zu etwas mehr, als nur zu einem Reisebericht. Gepaart mit selbst angefertigten Zeichnungen und Fotos ist ein eindrucksvolles Kraftpaket herausgekommen, dass nicht einfach so verschlungen sondern aufmerksam gelesen werden will. Also nichts für den Weg zur Arbeit. Vielmehr eine Lektüre, die bei einem warmen Tee eingekuschelt in die Sofadecke an einem stürmischen Winterabend sehr gut lesbar ist. Denn ganz nebenbei verleitet das Buch zum Träumen, Lachen und vor allem zum Mitreisen.

Ein ganz besonderes Werk.


Allein – Eine Wanderung durch Amerikas Wilden Westen
Tim Voors & gestalten

Auf Deutsch erschienen im gestalten Verlag
240 Seiten | ISBN: 978-3-89955-977-4
€ 24,90 [D]

Vielen Dank an den gestalten Verlag für die Zur­ver­fü­gung­stel­lung des Rezensionsexemplars.


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