Von Kelten & Römern — Unterwegs im Nationalpark Hunsrück-Hochwald (1/3)

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AnzeigeErst 2015 gegründet ist der Nationalpark Hunsrück-Hochwald das jüngste Schutzgebiet Deutschlands. An seinem südlichen Ende befindet sich ein ehemaliges Oppidum der Kelten, welches noch heute von eindrucksvoller Größe zu berichten weiß. Eine gemütliche Wanderung führt direkt dorthin.
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  Inhalt
Eine Reise nach Otzenhausen kann lustig aber vor allem lehrreich sein
Eine Reise nach Otzenhausen kann lustig aber vor allem lehrreich sein

Eine Wanderung in keltische Geschichte

Reisen wir ein Stück. Nicht nur ein Stück weit weg von Berlin, sondern auch ein ganzes Stück zurück in die Geschichte. Reisen wir nach Otzenhausen. Ja, der Ort heißt wirklich so. Am südlichen Ende des jüngsten Nationalpark Deutschlands gelegen, zu dem ich später noch kommen werde, hieß diese Ortschaft aber vermutlich mal anders. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie zu dem Zeitpunkt in den wir reisen, noch gar nicht existierte.

Reisen wir so um das Jahr 100 vor Christus und damit zu den Treverern. Hoppla… zu wem? Keine Bange. Wer Asterix kennt, kennt vermutlich auch sie. Denn genauso wie der halbstarke Gallier, lebten auch die Treverer, ein Stamm der Kelten: vorzugsweise in kleinen Dörfern, geschützt von einem Wall. Vage wird sogar vermutet, dass Goscinny und Uderzo ihre Inspiration hier oder in einem der anderen Keltendörfer in unmittelbarer Umgebung gefunden haben könnten. Doch das überlassen wir lieber der Fantasie. Wir dagegen reisen in die nachweisbare Vergangenheit.

Wanderung zum keltischen Ringwall von Otzenhausen

Und wie immer machen wir das zu Fuß. Das Auto lassen wir auf dem großen Waldparkplatz in Otzenhausen stehen, der sich am Ortsende und zu Füßen eines mächtigen Waldes befindet. Um ein besseres Gefühl für diese Zeitreise zu bekommen, stellen wir uns nun vor, es gäbe an dieser Stelle keinen Wald. Der vor uns liegende Dollberg wäre kahl und gerodet. Vereinzelt stehen an seinen Hängen kleine Häuser mit etwas Vieh. Dafür würde er rund um seinen höchsten Punkt einen mächtigen Wall aus Steinen tragen, der schon von Weitem silbern-weiß in der Sonne glänzt.

Einen Blick über seine Mauern zu werfen, ist unmöglich, zu hoch sind diese. Ein ausgetretener Weg führt an ein hölzernes Tor im Westen, das mit seinen mannshohen Pfählen wenig einladend wirkt. In Verbindung mit dem 10 Meter hohen Ringwall sogar abschreckend. Selbst die in einigen Kilometern Entfernung lagernde Legion des Titus Labienus schaut mit Ehrfurcht in Richtung des Bergs und traut sich nicht so recht, das keltische Dorf anzugreifen oder gar einzunehmen.

Wir dagegen sind gut zu Fuß, scheuen die Höhenmeter nicht und folgen dem sich windenden Pfad – mittlerweile im herbstlich bunten Wald – immer weiter den Dollberg hinauf. Der ist mit seinen 695 Metern zwar nicht sonderlich hoch, aber dafür die höchste Erhebung des kleinsten Bundesland Deutschlands – dem Saarland. Und ganz nebenbei – ich erwähnte es bereits – Teil des erst 2015 gegründeten Nationalpark Hunsrück-Hochwald, dem jüngsten der mittlerweile 16 deutschen Schutzgebiete.

Wenn Blogger gemeinsam auf den Spuren der Kelten wandern…
Wenn Blogger gemeinsam auf den Spuren der Kelten wandern…

Wie Kelten zelten! –ODER– Wo haben die eigentlich gelebt?

Auch heute noch beherbergt der Dollberg die Reste dieses Walls. Der Volksmund nennt sie liebevoll Hunnenring, die offizielle Bezeichnung lautet jedoch Ringwall von Otzenhausen. Groß war er, vermutlich ganze 2,5 Kilometer lang. Zu Zeiten Caesars befand sich hier eine der exponiertesten und uneinnehmbarsten keltischen Befestigungsanlagen. Fürsten wohnten hinter diesen Steinen, was eher selten vorkam. Beeindruckt stehen wir mittlerweile auf dem eindrucksvollen Steinhaufen, der zwar nur noch mit Vorstellungskraft an eben jenen Ringwall erinnert, aber so gar nichts von seiner landschaftlichen Dominanz eingebüßt hat. Zu beeindruckend ist der Gang über die Steine, wohlwissend, dass diese vor Jahrtausenden von Menschenhand aufeinander geschichtet und befestigt wurden. Zum Schutz vor Angreifern, zum Schutz vor römischen Legionen. Asterix lässt grüßen.

In seinem Schatten ruhten einfache Häuser, eine Quelle sicherte die Wasserversorgung, in einigen der Hütten wurde mutmaßlich Erz geschmolzen. Der Berg gab viel her. Durch vereinzelt stehende Bäume bricht zaghaftes Sonnenlicht und taucht diesen Ort und seine Geschichte in melancholische Schatten. Vermutet wird, dass die römischen Belagerer dann irgendwann doch Erfolg hatten und die Nahrungsmittel innerhalb des Walls zur Neige gingen. Ca. 53 v.Chr. wurde das Dorf abrupt aufgegeben und verlassen. Auch wenn heute nicht mehr viel von der einstigen Wirkungsstätte zu erkennen ist, hinterlässt der imposante Steinhaufen auf dieser Wanderung jede Menge Eindruck. Und das nicht zu knapp.

Originalgetreu nachempfunden: eine Siedlung der Kelten bei Otzenhausen
Originalgetreu nachempfunden: eine Siedlung der Kelten bei Otzenhausen

Originalgetreu und Nachempfunden: Die Kelten und ihr Dorf

Für all jene, deren Fantasie bei dieser kleinen Zeitreise nicht ausreichen sollte, haben fleißige Hände zu Füßen des Dollbergs einen prächtigen Nachbau geschaffen. Im Keltenpark Otzenhausen wird die Zeit der Kelten sowie ihre Geschichte nachempfunden, ja fast sogar lebendig. Als Vorlage dienten die bei Ausgrabungen gemachten Fundstücke und Rückschlüsse. Mehrere Häuser in traditioneller Bauweise der Kelten, umgeben von einem Palisadenwall aus Holz, veranschaulichen damalige Lebensumstände. Auch wenn die Größe der nachgebauten Siedlung stark an das fiktive Dorf der Comics erinnert, ist sie doch der Größe innerhalb des Ringwalls nachempfunden.

Wer also gänzlich in keltische Geschichte eintauchen möchte, wäre hier genau richtig. Aber eine Reise muss er trotzdem tun. Eine Reise in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald.


Drei wundervolle Wanderwege führen rund um den Ringwall der Kelten im Nationalpark Hunsrück-Hochwald


Hinweis in eigener Sache (Disclaimer)
Meine hier beschriebenen Eindrücke durfte ich im Rahmen der 5. Bloggerwanderung sammeln. Eingeladen und veranstaltet wurde diese von den Gastlandschaften der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Dabei sind mir Anreise, Unterkünfte und Verpflegung zur Verfügung gestellt worden, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte. Auf meine abschließende Meinung wurde kein Einfluss genommen. Diese entspricht ausschließlich meiner persönlichen Sicht.

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