Das Hünengrab im Schnee – Wanderung auf Rügen #cdf250

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Auf der Insel Rügen gibt es viele Hünengräber aus längst vergangener Zeit. Eine Wanderung verbindet das „Hünengrab im Schnee“ von Caspar David Friedrich mit dem Jagdschloß Granitz.
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  Inhalt

Ein Sturm tobt über der Ostsee. Laut krachen die Wellen mit weißen Schaumkronen an das sonst so friedliche Ufer und wagen sich bis auf die Düne. Sogar die frechen Möwen flüchten und suchen Schutz unter Dachfirsten und in Büschen. Auch ich ziehe mich ins Hinterland zurück, wo es hoffentlich weniger stürmt. Dabei habe ich mir eine Wanderung rausgesucht, die mich in das Gemälde „Hünengrab im Schnee“ von Caspar David Friedrich entführt. In Lancken-Granitz gibt es nämlich gleich mehrere dieser Hünengräber und schaue ich mir eben diese solange an. Bis sich die See wieder beruhigt hat, bis der Sturm vorbei ist.

In Binz peitschen die Wellen ans Ufer und trauen sich mutige Surfer trotzdem hinaus.
In Binz peitschen die Wellen ans Ufer und trauen sich mutige Surfer trotzdem hinaus.

Zum Hünengrab bei Lancken-Granitz

Ein Bus des ÖPNV setzt mich in Lancken-Granitz ab, nachdem ich in Binz gestartet bin. Der fährt alle zwei Stunden und kann ich meine Wanderung direkt an der Haltestelle starten. Unmittelbar daneben führt nämlich die Dorfstraße nach Süden. Zunächst komme ich am Lanckener Pfarrhaus, ein seit 1744 erhaltenes Gebäude, und wenig später an der Dorfkirche vorbei. Diese beherbergt ein Chorgestühl aus dem Jahr 1522, was damit das älteste auf der ganzen Insel sein dürfte.

Der Ort Lancken-Granitz selbst wurde erstmals 1250 urkundlich erwähnt, muss aber schon viel älter sein. Die vier Großstein- oder Hünengrab-Anlagen in der Nähe lassen zumindest vermuten, dass der Ort bereits im Neolithikum besiedelt war. Ich mache mich auf den Weg zu dieser Anlage, indem ich die Dorfstraße entlanglaufe und an der endenden Kreuzung links in die Bäckertrift abbiege. Dieser folge ich und stoße kurz darauf auf das erste Hünengrab.

Hünengrab ohne Schnee bei Lancken-Granitz
Hünengrab ohne Schnee bei Lancken-Granitz

„Hünengrab im Schnee“ (um 1807)

Betrachtet man das Bild „Hünengrab im Schnee“ [1], fällt auf, dass darauf vieles fehlt. Vor allem Spuren von Leben sind nicht zu erkennen. Weder Menschen noch Tiere sind abgebildet, auch im Schnee sind keine Spuren zu sehen. Das Gemälde zeigt die Vergänglichkeit der Existenz und deren Fortbestehen über den Tod hinaus. Caspar David Friedrich greift mit diesem Werk eines seiner wichtigsten Themen auf: die Nichtigkeit des menschlichen Lebens im Vergleich zur allgegenwärtigen und uns überdauernden Natur.

Auf Rügen, und generell in Norddeutschland, gibt es viele Hünengräber. Es wird vermutet, dass sie über 7.000 Jahre alt sind. Friedrich begegnet ihnen oft auf seinen Spaziergängen und Wanderungen auf der Insel. Darüber hinaus gilt dieses Werk als vermutlich erstes, das der Künstler in Öl gemalt hat.

[1] Caspar David Friedrich, um 1807, Hünengrab im Schnee, Öl auf Leinwand, 61 x 80 cm / Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Caspar David Friedrich, Public domain, via Wikimedia Commonsals gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons.

Versteckt unter Eichen: Hünengrab bei Lancken-Granitz
Versteckt unter Eichen: Hünengrab bei Lancken-Granitz

Weiter vom Hünengrab zum Jagdschloß Granitz

Umgeben von großen Eichen ruhen die Felsen gefühlt seit jeher an diesem Ort und strahlen eine mystische Schönheit aus. Manchmal im Dickicht verborgen, ein anderes Mal schon von Weitem zu sehen, entführen sie mich in eine längst vergessene Welt. Ähnlich müssen wohl auch die Hünengräber auf den Maler gewirkt haben. Warum sonst hätte er ihnen ein solch beeindruckendes Gemälde gewidmet?

Am Ende des schmalen Trampelpfades über das weite Feld stoße ich auf einen breiten Forstweg. Diesem folge ich in nördlicher Richtung. Versteckt hinter einem Haufen Schutt zweige ich an der nächsten Kreuzung vom Forstweg ab und folge dem schmalen Pfad in Richtung Straße. Nachdem ich diese überquert habe, laufe ich ein Stück entlang des etwas abseits gelegenen Fahrradwegs und biege hundert Meter weiter links in den Wald ein.

Hier geht es ein kleines Stück bergan und stoße ich wenig später auf einen breiten Weg. Ich folge diesem in Richtung Osten und stolpere knapp einen Kilometer später über Schienen. Die gehören zur Rügenschen Bäderbahn, besser bekannt als der “Rasende Roland“, und bilden an dieser Stelle den Bahnhof „Jagdschloß Granitz“. Ab hier ist der Weg zum Jagdschloß ausgeschildert und sind es nur noch wenige Meter bergauf bis zum historischen Highlight.

<span>Vom Hünengrab zum Schmalspurglück:</span>  Dampflok & Zug des Rasenden Rolands auf Rügen
Vom Hünengrab zum Schmalspurglück: Dampflok & Zug des Rasenden Rolands auf Rügen

Vorbei am Jagdschloß und zurück nach Lancken-Granitz

Das Jagschloss Granitz, das sich in einem warmen Pastellton durch den immer lichter werdenden Baumbestand schiebt, ist schon von Weitem zu erkennen. Im 19. Jahrhundert unter der Mitwirkung des berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel erbaut, diente es vornehmlich als Jagdsitz für die Grafen und Fürsten zu Putbus. Heute ist es ein Museum, das ein Restaurant und im Sommer auch einen Imbiss beherbergt.

Die Treppen hinab führt der Weg am ehemaligen Forst- und Gasthaus vorbei. Auch darin ist heute ein Museum untergebracht. Wer also was über Land und die Region lernen möchte, hätte hier eine sehr gute Möglichkeit dazu. Direkt daneben gibt es einen großen Spielplatz und – na klar – noch einen Imbiss. Sollte die Wanderung also bisher so richtig hungrig gemacht haben, finden geneigte Wandernde an diesem Ort jede Menge kulinarische Genüsse.

Jagschloß Granitz in seiner ganzen Pracht
Jagschloß Granitz in seiner ganzen Pracht

Allerdings halte ich mich hier nicht lange auf und wandere weiter nach Südosten. Der breite Waldweg schlängelt sich durch die Bäume und mündet kurz vor dem Bahnhof Garftitz in eine Lichtung. Auf dieser laden ein Fledermausgarten und ein Barfußpfad zu einer Rast abseits des Touristenrummels ein.

Ich laufe entlang der holprigen Blieschow-Straße durch den kleinen Ortsteil Garftitz und passiere dabei ein weiteres Hügelgrab. Obwohl es auf Privatgelände steht und man es nur aus der Ferne betrachten kann, ist es dennoch einen Blick wert. Wichtig zu wissen ist auch, dass es sich hierbei nicht um ein Hünengrab im eigentlichen Sinne handelt, sondern um ein Hügelgrab. Da macht die Geschichte eine deutliche Unterscheidung, wie hier nachzulesen ist.

Hügelgrab auf Privatgelände
Hügelgrab auf Privatgelände

Wenig später erreiche ich wieder die Landstraße, an der meine Wanderung begann, und somit auch die Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite. Von der aus könnte ich zurück nach Binz fahren. Da ich aber keine Lust auf den Bus habe, entscheide ich mich dazu, zum Bahnhof zurückzulaufen und mit dem Rasenden Roland nach Binz zu fahren. Eine tolle Idee! Allerdings hätte sie mir auch schon früher einfallen können. Dann hätte ich mir die zusätzlichen Meter glatt sparen können. ◆

Tipps & Infos

HINFAHRT.
Mit der stündlichen Busverbindung von Binz oder Sassnitz bis zur Haltestelle Serams, Wendeplatz. Dort heißt es umsteigen in die Buslinie Nummer 20 bis zur Haltestelle Lancken-Granitz. Die Wanderung startet und endet hier.
 Einen ausgewiesenen Parkplatz gibt es meines Wissens in Lacken-Granitz nicht. Wenn man lieb fragt, kann man das Auto aber bestimmt auch irgendwo in der Ortschaft stehen lassen. Trotzdem: komm schon! Du bist im Urlaub. Lass Dich lieber mit dem ÖPNV fahren und schone nebenbei etwas die Umwelt.

RÜCKFAHRT.
Entweder ebenfalls mit dem Bus, der auch in die entgegengesetzte Richtung stündlich verkehrt …
… oder dem Rasenden Roland, der äußerst beliebten Schmalspurbahn auf Rügen. Die kann man entweder bis Binz oder Putbus nutzen und müsste dann von dort mit dem Bus weiter fahren.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung und ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit einem Hund sehr gut machbar.

ESSEN & TRINKEN.
Unterwegs kann man im Jagdschloß Granitz einkehren. Dort gibt es zwei Imbisse und ein Restaurant.

!!! ACHTUNG !!!
Da es sich hierbei um keine ausgeschilderte Wanderung handelt, empfiehlt es sich den GPS-Track runterzuladen, in eine der kostenlosen Wander-Apps zu laden und sich navigieren zu lassen.

Wanderkarte

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