Durch’s Lausitzer Gebirge – Tag 4

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Etappe 4 auf der Wanderung durchs Lausitzer Gebirge: von Na Tokáni nach Mikulášovice. 72 Kilometer in 5 Tagen.
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Der nächste Morgen: vereinzelt Vogelgezwitscher, leiser Regen. Wir werden vom steten Tropfen an der Dachrinne direkt vorm Fenster wach. Noch hängen die Wolken zwar tief zwischen den Felsen, aber die Sonne gibt sich Mühe und hat nun mitten im Sommer genügend Kraft, um das Wetter innerhalb weniger Minuten sich wechseln zu lassen. Und so scheint sie nach einem ausgiebigen Frühstück warm und einladend, so dass wir gegen 9 Uhr morgens auch schon wieder auf dem Weg durch das Lausitzer Gebirge, nunmehr die Böhmische Schweiz sind.

Hat auch schon bessere Zeiten gesehen: an der Jungferntanne bei Na Tokani.
Hat auch schon bessere Zeiten gesehen: an der Jungferntanne bei Na Tokani.
Vielleicht ein Teufelskopf, vielleicht ein Fisch, ein Wal. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Vielleicht ein Teufelskopf, vielleicht ein Fisch, ein Wal. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Durch das Lausitzer Gebirge von Na Tokáni nach Mikulášovice (20km)

Wenige Meter hinter Na Tokáni sind wir auch schon wieder allein unterwegs. Der Pfad führt uns immer auf gleicher Höhe bleibend rund um den Vosí vrch, den Wespenberg, immer tiefer durch die Sandsteinfelsen, bis wir an der Abzweigung zur Jungferntanne ankommen. Der Sage nach soll an dieser eine Jungfer Schutz vor ihrem Verfolger gefunden haben und eben jene seither ihr Antlitz tragen. Sich das zu Überzeugen dürfte schwer fallen, denn die ursprünglich namengebende Tanne fiel einem Sturm zum Opfer und wurde erst vor ein paar Jahren wieder neu gepflanzt. So können auch zukünftig Jungfrauen hier möglichen Schutz finden.

Vorbei an auffälligen Felsformationen folgen wir der Wegmarkierung hinunter in Richtung Černá brána und damit in die Schluchten des Gebirges. Dieses „Schwarze Tor“ wird von herabgefallenen Steinen geformt und ist dem im Uttewalder Grund sehr ähnlich. Jedoch bildete es über viele Jahre hinweg die Grenze zwischen der Tschecheslowakei und der DDR und war damit für den Wanderer gesperrt. Nur Grenzer oder Schmuggler versuchten hier ihr Glück.

Da die Grenze aber mittlerweile nur noch obligatorisch existiert, wagen wir uns durch das Felsentor hindurch, waten barfüßig durch die Kirnitzsch, nur um auf der anderen Uferseite den alten Pfad, der mittlweile zugewuchert ist, wieder auf den markierten Wanderweg hinauf zu kraxeln.

Auf dem Weg zum Weifberg überkommt mich das Gefühl, endlich wieder zu Hause zu sein.
Auf dem Weg zum Weifberg überkommt mich das Gefühl, endlich wieder zu Hause zu sein.

Vom Lausitzer Gebirge in die Sächsische Schweiz

Diesem folgen wir in Richtung Kirnitzschklamm und lassen uns zur Erholung einige Meter mit dem Kahn befördern. Auf dem Wasser inmitten der Felsen ist es angenehm kühl, da die Sonne mittlerweile ihrem hochsommerlichen Ruf mehr als gerecht wird. An der nördlichen Anlegestelle tummeln sich die Tagestouristen in einer ziemlich langen Schlange, so dass ich hiermit die offizielle Empfehlung ausspreche, die Tour auf keinen Fall von dort zu starten.

Wir folgen von nun an der roten Markierung, die uns an so illustren Orten wie der Niedermühle, der Obermühle (Achtung: Restaurant Mittwochs geschlossen) und der Schäferräumicht (Achtung: gar kein Restaurant mehr) ohne Pause vorbei führt. Die genehmigen wir uns etwas später auf dem Aussichtsturm des Weifberg. Der ist hoch genug, so dass er einen tollen Rundumblick, unter anderem auch auf unser Tagesziel Mikulášovice, bietet.

Auf dem Weifberg (478m) genießen wir weite Blicke. Bei besonders guter Sicht sogar bis zum Isergebirge.
Auf dem Weifberg (478m) genießen wir weite Blicke. Bei besonders guter Sicht sogar bis zum Isergebirge.

Zurück im Lausitzer Gebirge auf tschechischem Boden

Der Weg folgt von nun an einer kleinen asphaltierten Forsttrasse, auf der uns ein greiser Bauer auf seinem betagten dreirädrigen Gefährt entgegenkommt. Auf dem Anhänger thront seine mindestens genauso alte Gefährtin. Wie sich herausstellt hat hier – wieder zurück im tschechischen Teil – bereits die Kartoffelernte begonnen.

Wenig später kommen wir am Ortseingang an und nutzen das dort befindliche Schwimmbad, um eine weitere Pause einzulegen. Mittlerweile ist es Nachmittag und die Temperaturen haben sich bei angenehmen 25 Grad eingependelt. Kinder toben im Wasser, Jugendliche spielen Fußball und vereinzelt wagen sich neugierige Enten in ihre Nähe. Ein kleines Paradies direkt hinter der Grenze.

Muss mal mächtig was los gewesen sein, zu Zeiten des Kalten Krieges. Selbst über ein Kino verfügte Mikulášovice dereinst. Doch heute – wie vieles in dieser Ortschaft – nur noch Ruine.
Muss mal mächtig was los gewesen sein, zu Zeiten des Kalten Krieges. Selbst über ein Kino verfügte Mikulášovice dereinst. Doch auch dieses – wie vieles in dieser Ortschaft – nur noch Ruine.

Ankunft in Nixdorf (Mikulášovice)

Da wir auch heute unsere Übernachtung, wie alle anderen der letzten Tage ebenfalls, nicht im Vorfeld gebucht haben, finden wir Unterschlupf in einer ehemaligen Jugendherberge. Diese wird im Sommer von Schülern des Ortes in ihren Ferien betrieben. Und so fühlen wir uns auch. Nachdem wir unser Zimmer im Obergeschoss bezogen haben und zum Duschen die Räumlichkeiten zwei Türen weiter aufsuchen müssen (die Toilette wäre dann die Tür schräg gegenüber), scheint diese Wanderung auch irgendwie eine Zeitreise zu sein. Zurück in die Jugendtage des Sozialismus, als gemeinschaftliches Miteinander scheinbar wichtiger war, als Individualität.

Auch beim Rundgang durch den Ort stoßen wir auf viele Relikte: verlassene Häuser, graue Fassaden, ein verwittertes Kino. Hinterlassenschaften einer Zeit, die wohl nie mehr zurück kommen wird. Ein kühles Bier in der untergehenden Abendsonne lässt den Tag ausklingen und erschöpft aber zufrieden ob der letzten Tage finden wir erst viel zu spät den verdienten Schlaf.

Aufpoliert und augehübscht: Hotel und Gastwirtschaft „Ron“. Auf dem Weg haben wir überall gut gegessen. So auch hier in Mikulášovice.
Ein opulenter Prachtbau, ein Kleinod katholischen Glaubens. Die Kirche von Mikulášovice überrascht von außen und innen, aber vor allem durch ihre Größe.
Viel zu viele Gasträume in grenznahen Ortschaften Tschechiens schauen so aus. Hier: Mikulášovice.
Nur ein kurzer Blick ist uns vergönnt in die heiligen Räume der Kirche von Mikulášovice. Diese schließt nämlich gerade ihre Pforten.
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