Heute sollte eine Ausnahme sein. Ich gehörte mit zu den ersten, die aufstanden, die Sachen packten und nach einem getoasteten Brot mit Marmelade noch im Dunkeln die Herberge, welche nicht sonderlich empfehlenswert ist, verließen. Und das hat auch seinen Grund. Nur zwei Kilometer von Foncebadon entfernt steht das Cruz de Ferro, von dem man nicht wirklich weiß, wozu es einstmals diente. Ob als Grenzpfosten oder als Opferplatz ist unklar. Tatsache jedoch ist, dass Pilger seit Jahrhunderten an dieser Stelle einen von zu Hause mitgebrachten Stein ablegen. Symbolisch für die Last, die einen bedrückt und von der man sich nun befreit. Und ich wollte diesen ereignisreichen Moment während des Sonnenaufgangs erleben und der stand kurz bevor.
Am Cruz de Ferro
So erlaubte mir Petrus dann eine halbe Stunde später auch beim Erreichen des Kreuzes, meinen aus der Heimat mitgebrachten Stein direkt bei Sonnenaufgang abzulegen. Ich wollte damit einen Schlußstrich unter meine Kindheit, vor allem aber die letzten Jahre und die damit verbundene Vergangenheit ziehen. Und ich denke im Alter von 33 Jahren kann man das getrost mal tun. Irgendwann sollte man sich eingestehen, dass die Vergangenheit nunmal vergangen ist. Nur die Zukunft bietet noch Möglichkeiten, Dinge zu aendern.
Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst Du das Unmögliche.
Franz von Assissi
Einem spanischen Mitpilger war beim Ablegen seines Steins jedoch so warm ums Herz geworden, dass dieser um 8 Uhr morgens erst einmal eine Flasche Wein aus seinem Rucksack holte, diese lautstark entkorkte und genussvoll zu trinken begann. Mit meiner zutiefst deutsch-romantischen Seele dagegen war mir da anders zumute. Ich zog mich ins Abseits zurück und fing erstmal an zu heulen. Naja, so zelebriert das eben jeder auf seine Art. 😉
Heutiges Ziel ist dann Ponferrada. Aber dazu später mehr…