Bergwanderung auf den Säuling (2.048 m) von Hohenschwangau

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Fantastische Aussichten und herrliche Bergwege bis hin zum leichten Klettern bietet diese Wanderung auf den Gipfel des Säuling. Bericht mit vielen Tipps und Infos.
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  Inhalt

Der Bus der Linie 78 ist bis auf den letzten Platz besetzt und leert sich genau dort, wo auch ich aussteige. Kurz habe ich die Befürchtung, bei dem heutigen Traumwetter eine stark frequentierte Strecke gewählt zu haben. Doch mit Blick auf Schloss Neuschwanstein verlieren sich die Fahrgäste genauso wie meine Befürchtungen. Schon nach den ersten Metern geht es steil bergauf und ist der Gipfel des Säuling bereits in Hohenschwangau ausgeschildert.

Von Hohenschwangau auf den Säuling (2.048 m)

Ein breiter Forstweg und ein schmaler Trampelpfad wechseln sich auf dem ganz schön ansteigenden Wasserleitungsweg ab. Dafür belohnen die Blicke zurück in Richtung Königsschloss und Forgensee die Mühe und lassen mich meinen erhöhten Puls für kurze Zeit vergessen. Beim Älpele, einer kleinen Wiese, verlasse ich den breiten Forstweg und steige auf einem schmalen Wurzelpfad weiter auf.

Blick zurück: Das Schloss Neuschwanstein
Blick zurück: Das Schloss Neuschwanstein
Blick voraus: Der Gipfel des Säuling
Blick voraus: Der Gipfel des Säuling

Wenig später erreiche ich die Wildsulzhütte und mache meine erste Rast. Obwohl die Sonne scheint und es ein warmer Spätsommer ist, wird es hier im Schatten schon recht kühl. Deshalb bleibe ich nicht lange und gehe gleich den Weg links weiter. Achtung! Wer hier rechts abbiegt, kommt zwar auch auf einen Gipfel, aber nicht auf den des Säulings. Insofern: Vorsicht. Sonst muss man alles wieder zurück. Oder einen Riesenumweg machen.

Von Rot zu Schwarz – Zwischen Wandern und Steigen

Ab der nächsten Wegkreuzung heißt es aufmerksam sein. Denn aus dem bisher roten Wanderweg wird nun ein schwarzer. Und der hat es in sich. Ziehen sich die ersten Meter noch ganz geschmeidig in die Höhe, beginnt nach der kurzen Eisenleiter mitunter die Kletterei. Und die verläuft dann schon mal auch auf allen Vieren. Da ich noch nicht so geübt im Klettern bin, lasse ich es etwas langsamer angehen und sichere jeden Schritt zweimal ab.

Auch wenn das Teilstück meiner Wanderung „nur“ einen knappen Kilometer lang ist, so gilt es doch auf diesem Weg mehr als 300 Höhenmeter zu überwinden. Mit etwas Geduld und Vorsicht ist das aber durchaus zu meistern und schon bald befinde ich mich auf der Gamswiese. Das ist das Hochplateau unterhalb des Säulinggipfels und bietet unglaublich schöne Ausblicke. Im Norden sehe ich das weite Allgäuer Voralpenland, im Süden ragen die Gipfel der Tiroler Alpen wie Zacken in den Himmel. Vereinzelt sitzen Paare oder kleine Gruppen auf der Wiese und genießen bei einem Picknick die frische Brise, die aus dem Tal heraufweht.

Verschnaufpause mit Blick auf Tegelberg (vorne rechts) und Forgensee (hinten links).
Verschnaufpause mit Blick auf Tegelberg (vorne rechts) und Forgensee (hinten links).

Auf dem Gipfel des Säuling

Nur noch 100 Höhenmeter und ein ziemlich steiler Bergpfad sind von hier aus bis zum Gipfel zu überwinden. Das Gipfelkreuz fest im Blick, genieße ich diese letzte Anstrengung. Wenig später stehe ich auf dem Säuling und kann mich an der Aussicht gar nicht satt sehen. Mei ist die schee.

Der Säuling ist ein Zwillingsgipfel und unterscheiden sich die Zwillinge um genau neun Höhenmeter. Wer es also ganz genau wissen will, nimmt zunächst das Gipfelkreuz in Angriff und folgt anschließend dem schmalen Pfad auf den Südgipfel. Ich lasse meinen Rucksack stehen, tue genau das und kann nun stolz behaupten, auf meinem ersten Gipfel einer schwarzen Bergtour zu stehen.

Wenig später lasse ich das Panorama dann doch hinter mir und mache mich auf den Rückweg. Dieser folgt im ersten Teil dem Aufstieg. Doch auch hier heißt es wieder aufpassen, denn mit dem Blick in die Tiefe ist der Weg ungleich anspruchsvoller als beim Aufstieg. Auch hier gehe ich langsam und mit der nötigen Vorsicht.

Picknick auf der Gamswiese mit Blick zu Tegelberg & Branderschrofen
Picknick auf der Gamswiese mit Blick zu Tegelberg & Branderschrofen
Ausgesetzt und frei: Entlang des Gipfelgrats auf dem Säuling
Ausgesetzt und frei: Entlang des Gipfelgrats auf dem Säuling

Vom Säuling zum Gasthaus Bleckenau

Ab der Weggabelung wird aus schwarz wieder rot und folge ich dem Wegweiser in Richtung Bleckenau. Da ich ab hier völlig allein unterwegs bin und außer meinen gedämpften Schritten keinen Laut von mir gebe, schrecke ich zu meiner Überraschung ein kleines Rudel Gämsen auf. Sie wissen wohl wegen der steilen Berghänge nicht wohin und laufen eine längere Strecke immer in gebührendem Abstand vor mir auf dem Wanderweg. Oder sie sind einfach an Wanderer gewöhnt und sehen in mir keine große Gefahr. Wahrscheinlich letzteres. Denn Fluchtmöglichkeiten gibt es für die alpinerfahrenen Tiere allemal.

Nach einem wirklich schönen und abwechslungsreichen Bergpfad erreiche ich das Berggasthaus Bleckenau. Das ist zwar für einen späten Nachmittag noch gut besucht, aber finde ich dennoch einen ruhigen Platz mit Blick auf den Säuling. Wahnsinn! Vor gut zwei Stunden war ich noch da oben und jetzt sitze ich schon wieder im Tal bei einem kühlen Bier. Ich liebe solche Momente und bin immer wieder unendlich dankbar, dass mein Körper das zulässt und möglich macht. #Glücksmoment

Kleiner Blick zurück und knapp 900 Meter höher gelegen: der Gipfel des Säuling.
Kleiner Blick zurück und knapp 900 Meter höher gelegen: der Gipfel des Säuling.
Berggasthaus Bleckenau in ruhiger und idyllischer Lage.
Berggasthaus Bleckenau in ruhiger und idyllischer Lage.

Rückweg nach Hohenschwangau

Von hier aus sind es dann nur noch etwas mehr als vier Kilometer und gehts auch nur noch bergab. Unterwegs lerne ich einen Kölner Feuerwehrmann kennen und komme ich mit ihm ins Gespräch. Wie ich es bereits auf dem Jakobsweg gelernt habe, muss man nur die richtigen Fragen stellen und schon offenbart sich eine Lebensgeschichte. Ich erfahre von einem Familienmenschen, der sich sein Bedürfnis nach Bergabenteuer und Gipfelerlebnis erfüllen kann, weil seine Familie ihn versteht und unterstützt. Fragen erzeugen Antworten und meist auch Gegenfragen. Auch ich bekomme eine Antwort, nach der ich zwar gesucht habe, auf die ich aber selbst nicht gekommen bin. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen, einfach mal fremde Menschen anzusprechen. Die meisten freuen sich über ein Gespräch, das über das Wetter hinausgeht. Wie ich auch.

Während der Unterhaltung vergehen die Kilometer wie im Flug und schon bin ich wieder in Hohenschwangau. Und heißt es Abschied nehmen. Der Säuling ist zwar kein leichter Gipfel und gehört für mich zu den schwierigsten Bergtouren, die ich bisher unternommen habe. Aber mit seinen Anforderungen und seiner Energie ist er ein ganz besonderer Gipfel. Vor allem einer, an den ich mich noch lange erinnern werde. ◆

Wenn das Schloss durch die Bäume leuchtet ist Hohenschwangau nicht mehr weit.
Wenn das Schloss durch die Bäume leuchtet ist Hohenschwangau nicht mehr weit.

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
 Mit der Buslinie 78 des Mona Allgäu ÖPNV bis zur Haltestelle Schwangau, Königsschlösser.
Das Auto lässt man am besten auf einem der bewirtschafteten Parkplätze in Hohenschwangau stehen. Das kostet zwar Geld, aber da von hier auch die ganzen Tourischwärme in Richtung Königsschlösser starten, gibt es leider gar keine andere Möglichkeit. Naja, außer dem ÖPNV halt.

RÜCKFAHRT.
 Von Hohenschwangau mit der Buslinie 78 des Mona Allgäu ÖPNV ab der Haltestelle Schwangau, Königsschlösser.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es festes Schuhwerk, da man teilweise in sehr unwegsamem und steilem Gelände unterwegs ist. Der Gipfel des Säulings ist auf diesem Weg nur über einen schwarz markierten Pfad erreichbar. Hierfür braucht es unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, zum Teil muss man auf allen Vieren kraxeln. Ein Klettersteig-Set braucht es dagegen nicht. Auf passende Kleidung achten! Und diesen Weg bei Regen eher meiden.

ESSEN & TRINKEN.
Unterwegs gibt es keine Möglichkeit zur Einkehr. Lediglich nach dem Abstieg vom Gipfel kommt man am Berggasthaus Bleckenau vorbei, welches bewirtschaftet wird. Am Ende der Wanderung kommt man wieder in Hohenschwangau an. Dort gibt es Restaurants und Imbisse, die sich für einen gebührenden Abschluss – oder zum Überbrücken der Wartezeit auf den Bus – lohnen..

BESONDERER TIPP.
Kleine Snacks oder Tapas einpacken und ein ausgiebiges Picknick auf dem Säuling machen. Das Panorama ist der Hammer und lohnt sich für eine längere Pause. // OBENDREIN  Wer sich die vier Kilometer Rückweg vom Berggasthaus Bleckenau nach Hohenschwangau sparen möchte, kann auch den Transfer (Kleinbus) nutzen. Der kostet 3,- € (Stand: 2023) und fährt stündlich.

Wanderkarte

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