Abenteuer Olavsweg – Buchvorstellung & Interview mit der Autorin

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In Norwegen gibt es einen Pilgerweg, der mit seinen knapp 650 Kilometern Länge ein fast unbekanntes Dasein fristet. Stefanie Jarantowski hat sich 2019 auf diesen Weg begeben, um einen Neuanfang zu wagen. Ihre Eindrücke und Erfahrungen sind jetzt im Buch „Abenteuer Olavsweg“ erschienen. Eine Rezension.
Sven Becker
  Inhalt

Alles erreicht? Alles auf Anfang!

Was kommt nach einem erfüllten aber zumeist stressigen Leben, das vornehmlich aus eng getakteten Terminen und viel zu wenig Freizeit bestand? Vor allem der Wunsch, zukünftig Dinge anders zu machen. Dem Leben einen neuen Inhalt zu geben! Was gar nicht so einfach ist. Wer sich seinem Arbeitsalltag ebenso mit ganzem Herzen verschrieben hat wie Stefanie Jarantowski, wird sicher nachvollziehen können, wovon hier die Rede ist. Aber schon Hippokrates wusste da einen ansprechenden Rat: „Gehen ist des Menschen beste Medizin.“

So beschließt die junge Berlinerin, sich gemeinsam mit ihrem Mann auf einen Neuanfang zu wagen. Die Firma wird verkauft, der Alltag von allen Zwängen befreit und Gevatter Zufall um Rat gebeten. Siehe da: er hat eine Antwort. Und die heißt Olavsweg. In Norwegen führt dieser auf knapp 650 Kilometern von Oslo nach Trondheim und ist seit dem 11. Jahrhundert nicht nur bei Pilgern beliebt. Seit der Wiedereröffnung 1997 springt er auch immer wieder in den Fokus von Fernwanderern und Fans des Hohen Nordens.

In ihrem gerade erschienen Reisetagebuch* „Abenteuer Olavsweg“ berichtet die Autorin auf kurzweilige, spannende und sehr unterhaltsame Weise von den Höhen und Tiefen einer solchen, aber vor allem ihrer sehr persönlichen Wanderung. Mit viel Selbstironie schafft sie es dabei, den Leser mitzunehmen und gleichzeitig Weg und Umgebung detailliert zu beschreiben, als wäre man dabei.

Mein Resümee vom Abenteuer Olavsweg

Mich hat beim Lesen ganz spontan die Wanderlust gepackt. Die Autorin schafft es, sehr authentisch von unterwegs zu erzählen und mich als Leser dabei an ihrem Wanderalltag teilhaben zu lassen. Der hält nicht nur Glanz und Gloria bereit. Das wird bereits am Anfang klar. Die Suche nach einer öffentlichen Toilette kann schonmal zu einer kleineren Tortur ausarten. Auch die Unbeständigkeit des norwegischen Wetters kann zwischendurch zur Verzweiflung führen. Wie sie es trotzdem schafft, ihren Humor zu bewahren, ist witzig zu lesen und äußerst sympathisch. Gerade die persönliche Entwicklung und das emotionale Pendeln zwischen Selbstreflektion und Hoffnung, ist mutig und fesselnd.

Auch wenn ich abends am liebsten mit ausgestreckten Armen durchs leere Haus gerannt wäre, bleibt das bei einem Gedankenspiel. Mein Körper ist zu schwach.

Stefanie Jarantowksi „Abenteuer Olavsweg“

Darüber hinaus ist das Buch für all jene wie geschaffen, die sich selbst bisher noch nicht auf einen Pilgerweg getraut haben und wissen möchten, wie das so ist. Gespickt mit vielen Tipps und Infos rund um den Olavsweg – oder Pilegrimsleden, wie er in Norwegen genannt wird – ist ihr Buch meine ausgesprochene Empfehlung für alle Fernwanderer, Norwegenfans, Naturliebhaber und natürlich für angehende Pilger.

© Stefanie Jarantowski, 2019

Abenteuer Olavsweg — Interview mit Stefanie Jarantowski

Wenn eine Frau ihren Neuanfang erpilgert, habe ich einige Fragen. Die Autorin war so freundlich, mir ein paar davon zu beantworten:

Fernwanderwege gibt es viele. Den Saar-Hunsrück-Steig zum Beispiel, den Malerweg oder gar den allseits beliebten Jakobsweg in Spanien. Warum hat es Dich ausgerechnet auf den eher unbekannten Olavsweg und damit hoch in den Norden gezogen? — Ich musste vor einem Jahr nach dem Verkauf meiner Firma einfach raus aus Berlin. Zufällig habe ich einen Guardian-Artikel über den Olavsweg entdeckt. Und beim Blick auf die raue und einsame Natur Norwegens wusste ich: da will ich hin. 643 km? Der nördlichste Pilgerweg, auf dem man allein unterwegs ist? Besser geht’s nicht. Zwei Wochen später saß ich auf der Fähre Richtung Oslo.

Du hast eine IT-Firma aufgebaut, was ich mal vermute, sehr viel Zeit benötigt und kaum Freizeit zulässt. Warst Du denn schon vor dem Olavsweg auf so einer weiten und langen Wanderung unterwegs und hattest eine Ahnung davon, auf was Du Dich da körperlich und mental einläßt? — Ich war noch nie zuvor auf solch einer langen Wanderung, geschweige denn so lange im Urlaub. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich so naiv rangegangen bin. Denn hätte ich gewusst, was alles auf mich zukommt, wäre ich vielleicht nicht losgelaufen. Nach den acht Jahren mit meiner Firma, die von „selbst“ und „ständigem“ Arbeiten geprägt waren, war es das größte und beste, 40 Tage komplett raus zu sein. Das hatte einen unglaublichen „Reinigungseffekt“.

© Stefanie Jarantowski, 2019
© Stefanie Jarantowski, 2019

Stichwort: „Reinigungseffekt“. Hat es denn Deine Entscheidung irgendwie beeinflusst, dass der Weg nicht nur eine lange Tradition besitzt, sondern auch ein religiöser bzw. spiritueller Weg also ein Pilgerweg ist? — Auf jeden Fall. Dass es sich um einen Pilgerweg handelt, war für mich der Grund, warum sich der Weg gleich richtig angefühlt hat. Dazu gehört, zu wissen, dass viele Menschen vor mir ihr Vertrauen in den Olavsweg gesetzt haben und sich mit dem Ablegen eines mitgebrachten Steins symbolisch von ihrer Last befreit haben. Pilgerweg bedeutet auch, dass es kein Weg ist, bei dem man sich die schönsten Aussichten oder die leichtesten Wege sucht.

Das klingt spannend! Was war das schönste und was das schlimmste Erlebnis auf dem Weg für Dich? — Ich werde nie den Moment vergessen, als ich meinen mitgebrachten Stein an der Steinpyramide auf dem Dovrefjell abgelegt habe. Auf einmal fing es urplötzlich an zu hageln. Es war, als würde mir alle Last abgenommen werden. Beschwingt und um mindestens zehn Kilogramm leichter bin ich den Berg hinab getänzelt. Und in schlimmster Erinnerung behalte ich die „Kvam-Krise“. Ich nenne sie so, weil sie in Kvam passiert ist. Da dachte ich wirklich, jetzt ist alles vorbei. Mehr verrate ich nicht. Wenn du mein Buch liest, wirst du mitfühlen, was die Kvam-Krise war.

© Stefanie Jarantowski, 2019
© Stefanie Jarantowski, 2019
© Stefanie Jarantowski, 2019
© Stefanie Jarantowski, 2019

Ohne zu viel verraten zu wollen: Welche körperlichen und mentalen Erkenntnisse hast Du für Dich im Rückblick betrachtend auf dem Olavsweg für Deine persönliche Zukunft mitnehmen können? — Ich habe erfahren, wie gut es mir tut draußen in der Natur zu sein und insbesondere im Wald „zu baden“. Deshalb lasse ich jetzt regelmäßig die Großstadt hinter mir und fahre raus ins Grüne. Eine wichtige körperliche Erkenntnis sind die regelmäßigen Pausen, die ich brauche, um sicher ans Ziel zu kommen. Seien sie noch so kurz.
Und: Ich darf nicht ans „Monster-Ziel“ denken, die nicht sichtbare Bergspitze oder die sechshundert Kilometer entfernte Kathedrale. Das macht mich kirre und wuschig. Ich darf nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug. So wie es Beppo der Straßenkehrer schon der kleinen Momo im gleichnamigen Buch erklärt

Was sind Deine weiteren Pläne bzw. steht als Nächstes an? — Als erstes freue ich mich, das „Abenteuer Olavsweg“ hinaus in die Welt zu tragen. Die Buchvermarktung geht von der LovelyBooks Leserunde, über Blogger Kooperationen sowie Live-Lesungen hier auf meinem Twitch Channel. Bei Twitch wird es neben einer Diashow zum Olavsweg auch eine Session zum Thema geben, wie mein Buch entstanden ist. Hier will ich meine Erfahrungen und benutze Techniken an andere Autorinnen und Autoren weitergeben.

Zum Abschluss: was gibst Du interessierten Wanderern und zukünftigen Pilgern des Olavsleden mit auf den Weg? — Erst einmal gratuliere ich jedem Wander- und Pilgerfreund, der sich für den Olavsleden entschieden hat. Das wird großartig. Hilfreiche Tipps zu Unterkünften, Verpflegung und Kosten gebe ich auf meiner Webseite. Dort finden alle Interessierte auch meine Packliste. Und als vergnügliche Vorbereitung empfehle ich mein neues Buch „Abenteuer Olavsweg“.

Große Vorfreude: Abfahrt in Kiel © Stefanie Jarantowski, 2019
© Stefanie Jarantowski, 2019

Vielen Dank Stefanie Jarantowski für Deine Zeit und die Möglichkeit, Dich ausfragen zu dürfen! Wohlmöglich gibt es ja noch ein weiteres, abenteuerliches Kapitel, dass Du nun aufschlägst. Viel Glück dabei und alles Gute auf Deinem weiteren Weg.

Für alle, die jetzt neugierig auf das Buch „Abenteuer Olavsweg“ geworden sind, empfehle ich die Lektüre einfach mal probezulesen. Und wenn die Neugier schier unermeßlich groß ist, kann das Buch sowohl im gut sortierten Fachhandel* als auch direkt auf der Homepage von Stefanie bezogen werden. Oder aber ihr folgt ihr einfach auf Instagram. So wie ich.

Abenteuer Olavsweg — Eine Frau pilgert den Neuanfang
Stefanie Jarantowski
Erschienen im Ikigai Verlag
315 Seiten | € 14,99 [D]
ISBN 978-3-94866-800-6

Vielen Dank an die Autorin Stefanie Jarantowski für die Zur­ver­fü­gung­stel­lung des Rezensionsexemplars und der Fotos. Wer dem Instagram-Channel der Autorin folgen möchte kann das gern hier tun.

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