Wer jetzt auf die Karte schaut und feststellt, dass zwischen dem heutigen Zielort und dem letzten Ausgangsort mehr als nur 36 Kilometer liegen, der schaut richtig. Doch zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich die letzten 3 Tage fast gänzlich im Bett verbracht habe und auch heute noch nicht richtig wieder genesen bin. Unter den Pilgern geht etwas seltsames um…
Zwangspause in Leon
… und das nennt sich: Magen-Darm-Infekt. Wer auf so engem Raum beieinander schläft und auch die Toilette benutzt, braucht sich nicht wundern, wenn er sich dann doch einmal etwas einfängt. Und als Trostpreis gab ich mir eben den Rest der Meseta mit dem Bus. Ich habe sie gesehen und wer sie auf dem Jakobsweg auslässt – und das machen viele – der versäumt einen ganz besonderen Abschnitt. Noch nie habe ich solche Weiten gesehen, nie das Auge ohne Grenzen so weit in die Ferne schweifen lassen.
Doch jetzt reicht es auch wieder. Ich habe von der Meseta genug gesehen und aufgrund meines Magen-Darm-Traktes, der irgendwie ein Eigenleben entwickelt hatte, in Carrion de los Condes (323km) den Bus nach Leon genommen. Und Leon lebt dafür wirklich. Wie keine zweite Stadt auf dem Jakobsweg hat sich Leon, obwohl schon vor über 1000 Jahren als römische Legionärsstation gegründet, den jugendlichen Charme eines quirligen, lebendigen Ortes bewahrt. Hier tobt die spanische Jugend.
Inmitten des Ortes teile ich mir mit einem Australier ein Hotelzimmer, damit es nicht zu teuer wird, direkt neben der Kathedrale. Was sich nach einer guten Idee anhörte,hätte ich mal lieber nicht machen sollen. Der Mann ist zwar nett, schnarcht aber so laut, dass selbst meine Ohropax nichts dagegen ausrichten können und ich einmal mehr um diese, doch eigentlich ruhige Nacht gebracht werde. Da ich heute morgen weder ausgeschlafen noch richtig fit bin, nehme ich mir nochmals einen Bus nach Hospital de Orbigo.
Aber das sei noch erwähnt: Leon sollte man sich unbedingt mal anschauen. Die Stadt ist wie Berlin im Sommer. Überall Leben und Bars, Stimmung und Party. Wer im Herzen jung geblieben ist, kommt hier voll auf seine Kosten.
Weiter bis nach Hospital de Orbigo
Dafür ist Hospital de Orbigo dann schon wieder um einiges überschaulicher. Drei Strassen ziehen sich durch den Ort und natürlich, dafür ist das Dorf bekannt, die längste, noch aus Römerzeiten erhaltene Brücke des gesamten Jakobswegs. 20 Bögen ziehen sich über den Rio Orbigo.
Namensgeber der Stadt waren einstige Pilgerhospitäler, da die kleinen Krankheiten der Pilger wohl keine neue Erfindung sind, sondern schon damals vorhanden. Was soll man davon halten? Obwohl: Bei den spanischen Sanitäreinrichtungen wundert mich gar nichts mehr. Seife gibt es genauso wenig, wie eine Möglichkeit, sich die Hände abzutrocknen. Und nur mit Wasser allein ist nur selten etwas richtig rein zu bekommen. Willkommen im 21. Jahrhundert!
Hallo Sven, dein Blog liest sich ja wirklich wie ein Fortsetzungsroman. Erst die Blasen, dann der verschwundene Pulli, jetzt der Magen-Darm-Trakt… . Aber du scheinst ja wirklich Spaß zu haben. Ist ja schon ein einmaliges Erlebnis. Klasse dass du’s jetzt wirklich durchziehst.
Na dann mal weiter so. Und schön fleißig weiter bloggen.
Liebe Grüße,
G.
Mein lieber Ghee,
warte erst bis ich zurueck bin. Dann kaufe ich dem Spanien ein paar Umlaute und ein Szet und schreibe den naechsten Bestseller ueber den Jakobsweg. Nur leider bin ich nicht ganz gelaufen, so dass wohl eher ein Broschuerchen bei Books-On-Demand dabei rauskommen wird…
Hoffe Dir geht es gut und Du musst nicht allzu viel in der Weltgeschichte umherreisen…
Viele Gruesse in die Heimat.
Sven