Durchs Lausitzer Gebirge
Es ist Sommer. Hochsommer sogar. Die Sonne scheint seit Tagen, die Temperaturen befinden sich jenseits der 25 Grad und die Schwimmbäder haben Hochsaison. Beste Vorraussetzungen also, mal wieder den Rucksack zu schnüren und altbekannte Pfade zu verlassen. Mich auf unbekannte Wege zu begeben. Doch das soll nicht der einzige Grund zur Freude sein. Wie beim Durchqueren der Böhmischen Schweiz wird mich mein Bruder begleiten, werden wir gemeinsam Baum und Fels, Wind und Wetter, kurz allen Unwägbarkeiten trotzen. Darauf freue ich mich schon lange: fünf Tage sind geplant, in denen wir das Lausitzer Gebirge von Zittau bis nach Sebnitz durchqueren wollen. 96 Kilometer, unzählige Gipfel und sicher auch die ein oder andere Blase am Fuß. Fertig? Na, dann kann’s ja losgehen.
Von Zittau nach Krompach durchs Lausitzer Gebirge (18km)
Einer alten Tradition der Kindheit folgend, nutzen wir für die ersten Kilometer nicht den Wanderweg, sondern den Zug. Genauer: die Schmalspurbahn. Denn wie es sich für das kleinste Gebirge Deutschlands gehört, verfügt das Zittauer nicht nur über wanderfreundliche Attraktionen (wie zum Beispiel tolle Berge oder gar das Kloster Oybin), sondern besitzt auch ein Überbleibsel des technischen Fortschritts aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahre 1890 fuhr die Schmalspurbahn zum ersten Mal und tut es seitdem. Zwischen Oybin, Johnsdorf und Zittau.
In genau die andere Richtung – nämlich von Zittau nach Oybin – fahren nun wir. Wie zu alten Zeiten, als Eisenbahn noch etwas Besonderes war und Pünktlichkeit nicht im 5-Minuten-Takt gemessen wurde, tuckern wir unter weißem Rauch gemächlich dahin. Es knattert und knirscht, quietscht und schiebt, es ruckt und hämmert bei jeder Unebenheit. Da schlägt mein Romantikerherz in höchsten Tönen. Denn der ICE, mit dem ich von Berlin nach Dresden fuhr, hat dieses Urgefühl an Fortbewegung nicht mehr zu bieten
An der Station „Teufelsmühle“, die ihren Namen dem teuflischen Raub eines Mönches zu verdanken hat, aber eigentlich eine Bergbaumühle war, steigen wir auch schon wieder aus. Denn es juckt uns in den Beinen, brennt uns in den Füßen: wir wollen wandern. Und das tun wir auch. Von der „Teufelsmühle“, die heute Hotel und Restaurant beherbergt, starten wir unsere erste Etappe hinauf in Richtung Töpfer.
Hoch hinaus: über Oybin nach Krompach
Vorbei an der Oybin-Aussicht, die zugewuchert nur noch wenig davon bietet, geht es steil und verwunden hinauf auf den Töpfer. Mit 582m gehört er zwar nur zu den kleineren Gipfeln des Gebirges, bietet dafür aber eine tolle Sicht ins Zittauer Flachland. Ein letztes Mal werfen wir einen Blick auf die ansonsten wirklich hässliche Stadt (ich habe nie eine schrecklichere gesehen), bevor wir uns in tiefe Wälder und damit in Richtung tschechische Grenze wagen.
Immer höher steigen wir hinauf, kommen an wunderschönen Ausblicken vorbei (auf welchen wir den Oybin dann auch mal in voller Pracht erspähen dürfen) und bangen lediglich um all die dicken Wolken, die klammheimlich heraufgezogen sind und ein prächtiges Sommergewitter versprechen. Unsere Schritte werden schneller. Die Pause auf dem Hochwald wird verkürzt, zudem zieht ein böiger Wind auf. Kaum haben wir den Gipfel verlassen, beginnt es zu regnen. Jetzt ist wohl nicht mehr unterscheidbar, ob das nasse T-Shirt nun vom Wandern oder vom Regen kommt.
Überraschungen in Krompach
Völlig durchnässt und durch die Regenkleidung nur noch wenig von der Umgebung wahrnehmend, kommen wir am Abend in Krompach an. Ein idyllisches kleines Dorf, ein Erholungsort. Die einstigen Zeiten der Glasbläser und Tuchmacher sind Geschichte. Eine kleine Kirche und zum Teil liebevoll restaurierte Häuser heißen uns willkommen, sind aber auch die einzigen Attraktionen. Nur die Herberge, in der wir ursprünglich übernachten wollten, gibt es nicht mehr, ist abgebrannt. An ihrer Stelle nur noch Mauerreste, eine Ruine. Da wandert man einmal ohne vorher zu reservieren und dann das!
Zum Glück ist Krompach auf Tourismus eingestellt und noch immer keine Hochsaison. Die Pension am Ortseingang hat noch Betten frei. Und so übernachten mein Bruder und ich körperlich erschöpft dafür aber überglücklich im Gemeinschaftsraum des Dachgeschosses wie zu Jugendzeiten. Zur Belohnung gibt es obendrauf noch ein hausgemachtes Spezialgericht: Böhmische Knödel. Na Mensch, da war doch heute einiges dabei…
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