Good Morning, Julische Alpen.
Wie schläft man eigentlich in einem Sommerschlafsack mitten im Winter? Nun ja, man friert. Aber zum Glück gibt es in jedem gut sortierten Winterlager noch zusätzliche Decken, die zwar pro Stück eine gefühlte Tonne wiegen, dafür aber auch warm halten. Und drei davon dann halt dreimal so viel. Sowohl was die Wärme als auch das Gewicht angeht. Insofern ist es zwar warm aber auch ziemlich beengend in dieser Nacht, in welcher der Regen ein ständiger Begleiter ist. Was beim Einschlafen noch ganz schön sein kann, ist beim Aufwachen frustrierend. Der dritte Tag in Folge Dauerregen. Zeit, die Tour in den Julische Alpen zu überdenken.
Wettertechnisch nichts Neues
So legen wir uns in der Hoffnung auf Wetterbesserung nach dem morgendlichen Tee einfach noch einmal schlafen, aber das rieselnde Nass lässt auch gegen Mittag nicht nach, wird dafür nun erneut von pfeifenden Winden begleitet. Wir setzen uns kurz zusammen und kommen zu dem beklagenswerten aber durchaus vernünftigen Schluss: die Tour wird abgebrochen. Gedemütigt und niedergeschlagen schultern wir unser Gepäck und machen uns auf den gleichen Weg zurück. Die Alternative wäre zwar ein anderer Abstieg gewesen, doch der hätte uns erst Tage später wieder an unseren Ausgangspunkt gebracht und darauf hatte nach den letzten Tagen keiner von uns wirklich Lust.
Erst am späten Abend kommen wir völlig durchnässt an der Triglavskih-Hütte an und bemerken zum ersten Mal, dass wir die letzten beiden Tage keiner Menschenseele begegnet sind. Nur mein Bruder und ich, das Rauschen des Windes, der tröpfelnde Regen. Hin und wieder ein Gespräch, sonst Einsamkeit. Dass man sich mitten in Europa so allein fühlen kann ist mir neu. Und irgendwie auch überhaupt nicht unangenehm. Im Gegenteil. Das sowas auf diesem übervölkerten Kontinent überhaupt noch möglich ist…
Back to the Triglavskih-Hütte in den Julischen Alpen
Und so wirkt es auch ein wenig beängstigend, als wir zu später Stunde in tief hängende Wolken hinein wandern und die Umgebung in gespenstischen Nebel getaucht wird. Hänsel und Gretel müssen sich so gefühlt haben, als die Eltern sie in den Wald schickten.
Richtig gruselig wird es allerdings kurz nach der Dämmerung. Auf dem Dachboden beginnen plötzlich die Dielen zu knarzen und ein unheimliches Geraschel ist zu hören. Haben sich etwa Tiere ins Innere der Hütte verzogen? Gemsen, Murmeltiere oder doch nur Mäuse? Wie sich herausstellt schlafen wir diese Nacht nicht allein. Ein tschechischer Wanderer bezieht den Dachboden und gesellt sich damit zu uns. Wir sind nicht mehr allein. Ob wir dadurch diese Nacht besser schlafen? Sicherer vielleicht. Aber ob sich das Wetter durch die Gesellschaft ändern wird? Wohl kaum.
Alle Artikel der Wanderung durchs Sieben-Seen-Tal in den Julischen Alpen:
Sieben Seen Weg, Tag 1
Sieben Seen Weg, Tag 2
Sieben Seen Weg, Tag 3
Sieben Seen Weg, Tag 4
Sieben Seen Weg, Tag 5
Ey, was verrückt ist das denn… Aber mit dem Wetter habt ihrs echt mies erwischt. Bei dem Sauwetter würd ichs nicht ausgehalten haben. Mer warns a mal in Tschechien mit Zelt bei Regen und das war echt nicht schön. Aber der Laune habt ers net verderben lassen. Mutig.
Gruß
Sabine