Eine Wanderung von Nipmerow zur Stubbenkammer
Mein Streifzug beginnt an der kleinen Feuerwehr von Nipmerow, direkt neben dem verträumten Naturcamping Krüger. Dort befindet sich die gleichnamige Haltestelle der Buslinie 14 und ist das der Startpunkt meiner heutigen Wanderung. Unter meinen Füßen liegt ein schmaler, fast leerer Landstraßenabschnitt. Kurz darauf lockt rechts ein saftiger Grünstreifen. Sofort rückt die Natur ein Stück näher und gibt es Platz zum Atmen.
Nach wenigen Minuten zweigt ein Weg zum Großsteingrab ab. Einst standen hier fünf gewaltige Grabanlagen, vier fielen im 19. Jahrhundert dem Fortschritt zum Opfer. Das erhaltene Ganggrab, der Magelowberg, wölbt sich als mächtiger Hügel und ist stiller Wächter der Jahrtausende. Man sagt, hier ruhten nicht nur Menschen der Jungsteinzeit, sondern auch aus der Eisenzeit und der slawischen Epoche. Solch einen großen Grabhügel findet man nur noch selten. Die ehrwürdige Aura dieses archäologischen Schatzes lässt sich immer noch spüren.


Zwischen Schloss, Wald und Ostseelicht
Zurück zur Straße und weiter gehts. Links am Horizont glühen die weißen Kreidefelsen von Kap Arkona im Sonnenlicht, darunter glänzt die Ostsee in türkisem Blau. Rechts lugt der Turm von Schloss Ranzow zwischen den Baumkronen hervor. Hinter dem Ortsrand von Lohme folge ich einem kleinen Schild nach rechts zum Schloss Ranzow. Das Schloss, heute elegantes Hotel mit weitläufigem Golfplatz, verbindet Geschichte und Gegenwart. Ich umrunde die Fairways, spüre den weichen Waldboden, und tauche in den dichten Buchenwald ein. Ein frischer Hauch salziger Ostseeluft fährt durch die Kronen und lässt die Blätter flüstern.


Der Pfad zieht sich oberhalb der Steilküste entlang. Die erste Aussicht ist ein Moment zum Innehalten: Weit schweift der Blick über tosende Wellen und schroffe Felsen. Als zeige sich die Ostsee hier in all ihrer Pracht. Ein Platz zum Innehalten.
Schon von Weitem dringen Stimmengewirr und Hundegebell vom Königsstuhl und der Stubbenkammer durch die Bäume. Der Ort pulsiert vor Touristenleben. Mir jedoch genügt der Abstecher zur Victoria-Sicht. Von dort sehe ich den Königsstuhl und die Menschentraube auf seiner Plattform, ein Schauspiel en miniature.
Zurück im Wald laufe ich weiter zu den Opfersteinen. Hier wird die Geschichte der slawischen Völker greifbar. Düster und mit roter Farbe bemalt, erzählen die Steine von alten Ritualen. Die Nachahmung des geflossenen Blutes gibt ihnen eine schaurige Aura und befeuert meine Fantasie. Ein Tor zu einer fernen Zeit.



Geheimnisse am Herthasee und Pfenniggrab
Auf dem Hauptweg gleitet mein Blick über die Höhen eines alten Ringwalls. Dahinter liegt versteckt hinter dichtem Gebüsch der Herthasee. Man erzählt, die germanische Göttin Hertha habe hier nach einer Rundfahrt ihren Streitwagen reinigen lassen. Das Wasser birgt ein dunkles Geheimnis: Sklaven, die halfen, wurden geopfert, damit ihr Geheimnis nicht verraten wurde. Ein Holzsteg öffnet den Blick auf den stillen See. Durch dichtes Gebüsch scheint der Wind der Vergangenheit über den zu flüstern und kann man seinem Geheimnis durch die Bäume lauschen.
Kurz darauf führt ein kleiner Pfad im Wald zum Pfenniggrab, ein imposantes Steinmonument, dem man einst die Opfergelder der Göttin zuschrieb. Tatsächlich aber ist es wohl eine unvollendete Grabkammer, die niemals richtig genutzt wurde. Die Mystik hält dennoch stand. Bis heute werfen Passanten Münzen, in der Hoffnung auf einen Hauch göttlichen Wohlwollens.
Ich gehe geradeaus weiter, nehme an der Gabelung den linken Pfad und folge dem Schild zum Parkplatz Hagen. Vorbei an einem moorigen Tümpel, öffnet sich wenig später der große Parkplatz. Das Ende eines Tages voller Geschichte, Natur und ehrfürchtiger Begegnungen mit der Zeit. Eine Wanderung als Reise durch Jahrtausende, ein Dialog zwischen Mensch und Natur, Gegenwart und Mythos, der nachhallt.




Tipps & Informationen
ANREISE
↠ Bahn/ÖPNV: Von Sassnitz mit der Buslinie 14 bis zur Haltestelle Nipmerow, Feuerwehr.
↠ Das Auto lässt man am besten auf dem Parkplatz in Hagen stehen und fährt die drei Stationen mit der Buslinie 14 bis zum Ausgangspunkt dieser Wanderung.
AUSRÜSTUNG
Für diese Wanderung ist keine besondere Ausrüstung erforderlich. Sie ist auch als ausgedehnte Gassirunde mit dem Hund sehr gut machbar.
WEGEQUALITÄT
Zu Beginn geht es auf einer Straße bzw. einem asphaltierten Weg, später auf Waldwegen und Pfaden. Rund um die Stubbenkammer gibt es Fußwege aus Asphalt, danach folgen wieder Forst- und Waldwege.
ESSEN & TRINKEN
Da die Anreise mit dem ÖPNV durchaus eine Tageswanderung sein kann, ist es sinnvoll, vor allem im Sommer, Essen und Trinken dabeizuhaben. Unterwegs gibt es lediglich am Königsstuhl etwas zu kaufen.
↠ Café im Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL (Eintritt: 12,- €)
↠ Etwas abseits der Straße, zwischen Königsstuhl und Victoria-Sicht, befindet sich ein kleiner Imbiss, der jedoch nicht das ganze Jahr über geöffnet hat.
!— BESONDERER TIPP —!
Ruhig die kleinen Aussichtspunkte unterwegs mitnehmen. Sie eignen sich bei entsprechendem Wetter hervorragend für ein Picknick und sind jeder für sich anders schön.// OBENDREIN Wer nicht ganz so gut zu Fuß ist, sollte sich das „Shuttle-Ticket“ gönnen. Darin enthalten ist die Hin- und Rückfahrt im Shuttle-Bus vom Parkplatz Hagen zum Königsstuhl sowie der Eintritt zum Skywalk und dem Nationalparkzentrum (15,- € / Stand: 2025).
Wanderkarte
10,6 km
100/80 m
3 h
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