Eine Empfehlung ließ mich dieses Mal einen Tag früher zum Bloggerwandern anreisen. Und diese klang so großartig, dass ich einfach nicht „Nein“ sagen konnte. Es wurden Versprechen abgegeben wie zum Beispiel „höchste Steilwand Deutschlands nördlich der Alpen“ oder „besonders schöner Ausblick“ und gleichzeitig abwechslungsreiche Wandermomente in Aussicht gestellt. Da ich dieser Quelle bedingungslos vertraue, brauchte ich gar nicht lange zu überlegen. Auf ging es für mich daher zum Rotenfels. Der liegt unweit des Örtchens Bad Münster am Stein, direkt am Fluss Nahe und damit mitten im Herzen von Rheinland-Pfalz.


Drei Vitaltouren auf dem Rotenfels – eine davon wird gewandert
Mitten im Ort bringen mich die Zubringerschilder schnellstmöglich zum Startpunkt dieser Wanderung. Ich folge ihnen durch die kleine Stadtmitte, über eine weit geschwungene Brücke, die über die Gleise der Regionalbahn führt, und vorbei an der Kirche hinauf zum Startpunkt meiner Wanderung. Schmal schlängelt sich anschließend der Weg an Weinfeldern den Hang hinauf und gibt dabei erste Eindrücke auf die Landschaft frei.
In der Ferne leuchtet die Ebernburg auf einer bewaldeten Bergkuppe über das Tal und erhasche ich einen Blick auf das gegenüberliegende Ufer. Dort lassen sich auf rotem Fels die Mauerreste einer Ruine erkennen: Die Burg Rheingrafenstein. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde sie von Truppen Ludwigs XIV. gesprengt und ist seitdem ein beliebtes Ausflugsziel. Ich überlege kurz, ob ich nicht doch umschwenken und mir dieses Prachtstück anschauen sollte, entscheide mich dann aber dagegen. Heute steht der Rotenfels auf dem Programm. Die Burgruine kann ich auch ein anderes Mal besuchen.
Als ich endlich auf dem Rotenfels angekommen bin, kann ich mich zwischen drei Wanderungen unterschiedlicher Länge entscheiden. Die erste Tour ist ein kleiner Spaziergang von circa drei Kilometern Länge, die zweite Tour erweitert die erste um weitere Sehenswürdigkeiten und die dritte Tour vereint alles Sehenswerte dieses Hochplateaus zu einer Tagestour. Die Wanderschilder nennen sie „Vital-Touren” und werden – wie ich wenig später noch erfahre – ihr Versprechen halten. Da ich allerdings nur einen Nachmittag Zeit zum Wandern habe, entscheide ich mich für die kürzeste Tour und starte ich meine Wanderung an dieser Stelle in Richtung Bastei.



Die Bastei auf dem Rotenfels
Zunächst führt der Weg durch dichten Wald, aber ich erhasche trotzdem schon die ersten Ausblicke ins Tal. Kurz darauf trete ich ins Freie und folge den Hinweisschildern auf einem gesicherten Weg, der direkt oberhalb der Steilwand verläuft. Ein frischer Wind weht aus dem Tal herauf, sodass ich kurz das Gefühl habe, in alpinem Gelände unterwegs zu sein. Gute 1 200 Meter soll sie lang sein, diese beeindruckende Steilwand mit 200 Metern Höhe. Im Sommer finden Kletterer an ihrer Südseite ihren Adrenalinkick, mir reicht bereits die Wanderung mit Blick ins Tal.
Schon von Weitem sichtbar und am Rande dieser steilen Felswand gelegen, bietet die Bastei einen atemberaubenden Panoramablick über dieses malerische Nahetal, über das charmante Bad Münster am Stein und bis hin zum idyllischen Nordpfälzer Bergland. Ursprünglich im 19. Jahrhundert angelegt, besitzt die Bastei jedoch keine historische Bedeutung. Sie war schon immer das, was sie heute noch ist: ein beliebtes Ausflugsziel.




Weiter auf der „Intro Tour“ zum Rabenfels
Ab hier wechseln sich schmale Trampelpfade durch schönsten Wald mit etwas breiteren Wegen ab. Das ist Wandergenuss pur und macht richtig viel Spaß. Kurz muss noch die Straße zum Wanderparkplatz gequert werden, dann geht es in Richtung Aussichtspunkt auf dem Rabenfels. Der liegt so idyllisch, dass ich hier eine längere Pause einlege. Selten hat man im dicht bebauten Deutschland die Gelegenheit, selbst aus der Ferne mal keine urbanen Geräusche zu hören. Hier am Rabenfels gelingt das. Ich genieße die Ruhe und vor allem das Rauschen des Windes in den Bäumen sowie die emsig herumfliegenden Insekten, die unterschiedlich tiefe Töne erzeugen. Gänsehaut-Moment.
Vom Rabenfels aus führt mich der Wanderweg erst bergab und dann wieder bergauf zu einer weiteren Aussicht. Von dieser aus liegt mir Bad Münster am Stein zu Füßen und das Städtchen wirkt verwunschen schön. Auf der anderen Uferseite ragt erneut der Fels mit der Ruine der ehemaligen Burg Rheingrafenstein herüber, die Neugier auf weitere Wanderungen weckt und das Versprechen gibt, dass es hier noch sehr viel mehr zu entdecken und erforschen gibt.
Nach einer kurzen Rast mache ich mich auf den Rückweg nach Bad Münster. Dabei führt der Weg durch einen kleinen Tunnel, mit dem ich hier so gar nicht gerechnet habe. Leicht gebückt laufe ich hindurch und bin überrascht, wie abwechslungsreich selbst die kürzeste der drei Touren ist. Ich muss unbedingt nochmal herkommen.



Am Ende noch ein Stadtbummel durch Bad Münster am Stein
Kurze Zeit später bin ich wieder zurück vom Rotenfels und damit in Bad Münster am Stein. Dieses Örtchen ruft in mir eine Ambivalenz hervor, die ich nicht ganz greifen kann. Schuld daran ist vermutlich die Mischung der Architekturstile. Da stehen steinalte Fachwerkbauten mitten im Ort direkt neben zweckmodernen Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren. Das passt für mich nicht zusammen. Und ehrlich gesagt auch nicht zu diesem Ort.
Denn Bad Münster ist reich an Geschichte! Die ersten Spuren lassen sich bereits 800 v. Chr. finden und stammen wohl noch aus der Zeit, als die Kelten einen Großteil des Gebietes besiedelten. Auch die Römer, die Rheingrafen und der Dreißigjährige Krieg hinterließen hier ihre Spuren. Seit dem 15. Jahrhundert ist der Ort aufgrund seiner Solequellen als Badeort verzeichnet und erlebte durch die Anbindung an die Bahn ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung zur Kurstadt.
Letzteres lässt sich noch heute im wunderschön angelegten Kurpark bewundern. Hier kann man auf den Spuren der Vergangenheit wandeln. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort jedoch schwer zerstört, was mein Unverständnis für die hiesige Architektur erklärt. Nur wenige Gebäude überstanden diese Zeit und mussten in den Nachkriegsjahren mühsam wieder errichtet oder neu gebaut werden.
Trotzdem muss ich feststellen, dass mir diese Empfehlung ein komplett neues und wirklich schönes Wandergebiet erschlossen hat. Ich muss unbedingt nochmal wiederkommen. Nicht nur wegen der Burgruine, sondern weil das hier schon als echter Geheimtipp gelten kann. Es sind verwunschene Wege, abwechslungsreiche Wanderungen und historische Elemente, die für mich eine erinnerungswürdige Wanderung auszeichnen. Und all das lässt sich hier finden.
Danke, Karin, für deine Empfehlung. Das hat sich wirklich gelohnt.





Tipps & Informationen
ANREISE
↠ Mit dem Zug der Regionalbahn gelangt man bis zur Station Bad Münster, Bahnhof und damit mitten in den Ort.
↠ Mit dem Bus der Linien 201 und 221 gelangt man ebenfalls in den Ort. Am besten an der Haltestelle Bad Münster, Mitte aussteigen.
↠ Das Auto kann man auf dem Wanderparkplatz Naheweinstraße in Bad Münster stehen lassen. Es gibt auch einen weiteren Wanderparkplatz in der Nähe der Bastei auf dem Rotenfels, dann spart man sich den Aufstieg vom Ort aus und kann trotzdem die komplette Runde wandern.
AUSRÜSTUNG
Für diese Wanderung benötigt es keinerlei besondere Ausrüstung, jedoch wird gutes Schuhwerk empfohlen. Die Wege sind manchmal recht steil und rutschig, da hilft es Grip an den Sohlen zu haben.
WEGEQUALITÄT
Im Ort Straße und Asphalt, später Waldpfade oder Forstwege. Hin und wieder etwas Geröll oder Schotter.
UNTERKUNFT
Selbst geschlafen habe ich auf eigene Kosten im Hotel Krone. Es versprüht von außen zwar den Charme eines in die Jahre gekommenen Tagungshotels, wird aber freundlich geführt und ist sauber und ordentlich. Vor allem liegt es aber trotz Hauptstraße sehr ruhig und ist es nicht weit zum schönen Kurpark.
ESSEN & TRINKEN
Unbedingt empfehlen kann ich das Restaurant „Jahreszeiten“ im Hotel Naheschlösschen. Die Küche ist extrem lecker und die Bedienung sehr freundlich. Absoluter Tipp meinerseits, vor allem als Abschluss dieser Tour!
↠ Restaurant „Jahreszeiten“.
Ansonsten empfiehlt es sich – je nach Länge der Tour –unbedingt Essen und Trinken dabei zu haben. Es gibt zwar noch ein Gasthaus in der Nähe der Bastei, das aber schon seit längerem geschlossen ist.
!— BESONDERER TIPP —!
Für den Blick von der Bastei sollte man sich etwas Zeit nehmen. Er ist wirklich wunderschön und hat fast etwas Alpines. // OBENDREIN Wer mehr als nur eine Tour wandern möchte, findet auf der gegenüberliegenden Uferseite des Rotenfels die Burgruine Rheingrafenstein. Auch dorthin führen von Bad Münster am Stein aus Wanderungen.