Inhalt
Taz Chavis – drogensüchtig, Drogen dealend und wegen ihnen im Knast gesessen – ist Protagonist des neuen, autobiografisch angehauchten Romans von T.J. Forrester. Die einzige Zuflucht während seiner Zeit hinter Schloss und Riegel ist ein Bild des Appalachian Trail’s an der Zellenwand. Der Wunsch Natur zu erleben, frische Luft zu atmen und FREI ZU SEIN hilft ihm über die Grausamkeiten des Gefängnisalltags. Aus der Haft entlassen, begibt er sich (fast) schnurstracks auf die Wanderung. Eine Wanderung, die ihn zwischen Vergangenheit und Gegenwart werfen soll, immer dem Wunsch und der Hoffnung folgend, dass ein Mensch sich vielleicht doch ändern könne. Nur um Begangenes, Gewesenes nicht noch einmal zu verschulden…
Unterwegs lernt er Simone, eine Frau mit Hang Menschen einen Abhang hinunter zu stürzen, und Richard, einen ziemlich hoffnungslosen Alkoholiker kennen. Allen gemein ist der Wunsch aus eigenen Kräften Dinge abzulegen, die sie selbst an sich nicht mögen, die sie an sich selbst verurteilen. Und so ziehen sie gemeinsam entlang des Trails am eigenen Schicksal und geben unterwegs immer mehr von sich preis, kommen sich näher, werden vertrauter miteinander.
Meinung
Die Wanderung der Drei zieht sich als roter Faden durch den Roman, der in weiteren Kapiteln Nebenschauplätze aufmacht, die zwar nur bedingt Einfluss auf die Hauptstory haben, dafür aber ein umfangreiches Bild der Menschen dies- und jenseits des Weges — des Appalachian Trail’s — vermitteln. Das ist gut gelöst, auch wenn es zeitweise verwirrt, ja fast mehr wie eine Sammlung von Kurzgeschichten wirkt. Der Trail an sich — 3.500 Kilometer lang und damit einer der längsten Fernwanderwege der Welt — spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dabei versteht der Autor es, sich nicht in ausschweifende Beschreibungen der Landschaft zu verfangen, sondern konzentriert sich fast ausnahmslos auf seine Charaktere. Das ist unterhaltsam, wirkt authentisch und treibt die Story zügig voran.
Sehr gut gefallen hat mir der Schreibstil. In knappen aber alles beschreibenden Sätzen gibt der Autor ein ungekünsteltes Bild des Appalachian Trail’s, seiner Umgebung und seiner Menschen wieder. (Auch wenn es letztlich fast 100 Seiten braucht, sich überhaupt auf ihn zu begeben.) Im Stile eines Buckowski’s oder McCarthy’s liest sich der Roman flott und unterhaltsam. Allerdings auch etwas schräg. Die Story ist ein wenig… bizarr. Aber vor allem deprimierend. Keiner der Charaktere — außer vielleicht des Protagonisten — erlebt ein Happy End. Das zieht runter und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Man kann es mögen … oder eben nicht. Was mir jedenfalls überhaupt nicht gefiel, war die Penetranz des Product Placement’s. Es ist nicht irgendein Rucksack der da beschrieben wird, nein ein Osprey, nicht einfach nur ein Schlafsack, nein ein Mountain Hardware… und das ohne weiteren Bezug. Weder zur Geschichte noch zum Charakter. Was in Hollywood-Filmen mittlerweile Standard ist, scheint sich nun auch in Buchform wieder zu finden. Schade.
Der Autor T. J. Forrester
Forrester war Fischer, Bauarbeiter, Fensterputzer, Rausschmeißer und Bergmann. Als Fernwanderer legte er mehr als 17.000 Meilen zurück und durchwanderte so den Appalachian Trail, den Pacific Crest Trail und den Continental Divide Trail in aufeinander folgenden Jahren. Dieses Buch ist nach „Miracles, Inc.“ sein bisher zweiter Roman.
T. J. Forrester „Kings Of Nowhere“
236 Seiten | Blumenbar | 978-3-351-05005-4
16,99 € [D]
Ich bin ja immer sehr offen für alle Art von Literatur und werde mir dieses Werk wohl auch zu Gemüte führen. Vielen Dank für diesen Tipp. Kennst Du eigentlich den neuen Blogger-System Anbieter qwer com ? Ich würde mich sehr über eine Antwort auch per Email von Dir freuen. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog.
@Karina: Willkommen im Blog. Nein, Qwer.com ist mir noch nicht untergekommen. Da schaue ich doch glatt demnächst mal vorbei. Danke für den Tipp.
Gruß,
Sven