Auf dem Hermannsweg von Bielefeld nach Oerlinghausen (15km)
Die Stadt Bielefeld, Startpunkt meiner Wanderung auf dem Hermannsweg im Teutoburger Wald, erreiche ich nach gut 2,5 Stunden mit dem Zug. Wie bei allen Großbahnhöfen scheint auch dieser das typische Klima von Reisenden, Arbeitspendlern und Drogendealern in sich zu vereinen. Ein bißchen Uringeruch und Taubenkacke noch dazu: voila, fertig ist der erste Eindruck. Der wird auch nicht besser, als ich den Bahnhof eiligen Schrittes in Richtung Vorplatz verlasse. Erst die Fußgängerzone in der Stadtmitte weiß mich mit den beiden sehenswerten Kirchen umzustimmen.
Als ich endlich nach 3 Kilometern die Burg auf dem Sparrenberg erreiche, bin ich jedoch vollends versöhnt. Der Ausblick von eben dieser läßt mein Wanderherz höher schlagen. Grüne Wälder, Sonnenschein von blauem Himmel und eine Hochzeit, die auf der Burg gefeiert wird. Na wenn das mal keine guten Aussichten für die nächsten drei Tage sind.
Inmitten des Teutoburger Waldes und erhobenen Hauptes thront die Sparrenburg über der Stadt und lässt vergessen, was Großstädte zuweilen so ambivalent macht: Hektik, laute Geräusche, verstopfte Straßen. Hier oben wabert diese Geräuschkulisse nur noch weit entfernt und ganz leise herauf. Ein kleines Mädchen reicht mir eine weiße Rose und wird lachend von der Mutter zurückgerufen. Das Brautpaar ist stilvoll gekleidet und wartet mit seinem Gefolge auf den Einlass in den Burghof. Mir bleibt dieser leider verwehrt, bin ich doch kein Gast dieser Gesellschaft, nicht eingeladen, sondern nur Tourist.
Hinter Bielefeld dann erste Ruhe
Immer wieder aufs Neue überrascht es mich, wie laut eine Stadt eigentlich sein kann. Das Rauschen des Verkehrs, Polizeisirenen, jemand mäht seinen Rasen. Zu sehr bin ich offensichtlich daran gewöhnt. Ganz unmerklich wird diese Geräuschkulisse auf dem Weg immer leiser und schwächer. Irgendwann jedoch stehe ich dann da und höre nur noch das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Windböen, die sich in den Blättern der Bäume verfangen. Das ist dann meist der Moment, an dem meine eigentliche Wanderung beginnt. Ab diesem Moment bin ich wirklich unterwegs.
Meine erste Rast mache ich am „Eisernen Anton“, einem Aussichtsturm direkt in Kammlage mit einem wunderschönen Blick ins Bielefelder Umland. Kaum vorstellbar, dass der Teutoburger Wald einst als Kulisse für einen der geschichtsträchtigsten Schlachten Europas herhalten musste. 9 n.Chr. wurden in seinen Wälder Kämpfe ums Überleben und Weiterbestehen gefochten und gaben ihm damit ein ganz eigenes Kapitel deutscher Geschichte. Das lese ich mir auf dem „Eisernen Anton“ zwar nicht an (war ja schließlich Thema im Schulunterricht), lässt mich aber dennoch gedanklich innehalten. So friedvoll und harmonisch, wie das Gebiet heute auf mich wirkt, läßt der Blick von oben eben nur noch erahnen, wie es damals zugegangen sein muss.
Ankunft erster Tag auf dem Hermannsweg
Fast direkt nach Überquerung der A2 komme ich schon am Ziel des ersten Tages auf dem Hermannsweg an. Gemütliche 15 Kilometer trug mich das hervorragende Wetter (25 Grad und Sonnenschein) und die Bewegungsfreudigkeit meines Körpers direkt in die Arme des Hauses Neuland, eines Ausbildungshotels in der Nähe von Oerlinghausen. Mit viel Liebe und Mühe werde ich aufgenommen und bin – wie ich erfahre – der einzige Gast für diese Nacht. Das ich das noch erleben darf: Ein ganzes Hotel und sein Personal nur für meine Bedürfnisse. Toll!
[…] Tag 3 9. August 2016 Auf dem Hermannsweg – Tag 2 2. August 2016 Auf dem Hermannsweg – Tag 1 26. Juli […]