Auch am dritten Tag: Sandstein-Feeling
Bereits neun Uhr morgens sind die Parkplätze in Hrensko überfüllt. Während man in Elbnähe noch kostenlos parken kann, sind die Plätze, die sich entlang des Ortes bis an sein Ende ziehen, für 5,- € pro Tag zu haben. Dafür wird auch schon mal auf Verkaufsfläche verzichtet und lieber für ganztägig stehende Autos abkassiert. Den Trödel will ja eh keiner mehr kaufen. Auch ich habe Glück und finde noch ein freies Plätzchen hinter der Pension Klepáč, welche durch ein langsam vor sich hinklapperndes Wasserrad besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Genau dort beginnt die Wanderung zum Prebischtor.
Doch der kleine und verschlafene Ort soll nicht unser Tagesziel sein. Jenes finden wir vier Kilometer weiter und 300 Meter höher gelegen. Durfte mein guter Freund Royko in den letzten beiden Tagen bereits so glorreiche Highlights wie Bastei & Lilienstein oder auch die Schrammsteine entdecken, entführe ich ihn heute in den tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges und damit direkt hinauf zum Prebischtor.
Von Hrensko zum Prebischtor
Direkt hinter dem Parkplatz verläuft der Weg gemächlich bergan, spenden Fels und Wald vorteilhaften Schatten. Auch der neben dem Pfad fließende Bach, der weiter unten das erwähnte Mühlrad des Gasthofes antreibt, kühlt angenehm. Interessanterweise ist mein sonst sehr gesprächiger Freund etwas ruhiger, scheint die Stimmung dieses einzigartigen Gebirges auf ihn abzufärben. Gern diskutieren wir auf unseren Wegen von Politik über Klatsch aus dem Freundeskreis diverse Themen, doch heute geben wir uns wohl beide dem Genuss der steten Steigung hin. Und die zieht sich die gesamten vier Kilometer.
Am Prebischtor angekommen empfängt uns anfangs der Kommerz. Als Eintritt werden drei Euro pro Person verlangt, welche vornehmlich dem Erhalt des Naturdenkmals dienen und komplett in die Infrastruktur des Gebietes fließen. Auch wenn ich kein Freund der Kommerzialisierung von Naturdenkmälern bin, kann ich verstehen, dass der Erhalt der Stiegen und Wege vermutlich ziemlich viel Geld verschlingt. Mehr als 100.000 Besucher jährlich finden ihren Weg hinauf und erfreuen sich an der spektakulären Kulisse. Und das ist im Vergleich mit anderen Sehenswürdigkeiten der Sächsischen Schweiz wenig. Die Bastei zum Beispiel verzeichnet alljährlich über 1,5 Millionen Besucher und zählt damit zu den bestbesuchten Hotspots des gesamten Elbsandsteingebirges.
Einmal mehr ist Royko begeistert. So etwas einzigartiges habe er bisher noch nicht gesehen. Und ich stimme ihm zu. Obwohl ich in meinem Leben schon mehrfach am Prebischtor war, ist es immer wieder von Neuem beeindruckend, wie groß und schön es am Rand der Felsgruppe thront. Direkt unterhalb des Tores hat es genügend Platz um selbiges zu bestaunen, seinen Blick ins Umland schweifen zu lassen oder die mitgebrachten Speisen und Getränke zu vertilgen.
Entlang der Sandsteine nach Mezni Louka
Vom Prebischtor führt uns der Wanderweg direkt unterhalb der grenznahen Felsen in Richtung Mezni Louka. Die etwas über fünf Kilometer gehen sich flott und bieten immer wieder abwechslungsreiche Ausblicke. Trotz der Mittagshitze, die sich mittlerweile klammheimlich auch in den schattigen Wald geschoben hat, ist es unter den Bäumen und Felsvorsprüngen wohltuend kühl.
In Anbetracht des Heimwegs nach Berlin und in Befürchtung eines Feiertags-Rückreisestaus beenden wir unsere Wanderung bei einem kühlen Bier im ebenso verschlafenen Mezni Louka. Manchmal sind 9,5 Kilometer aber auch einfach ausreichend. Im Gespräch lassen wir die letzten drei Tage nochmals Revue passieren und während mein Wanderfreund aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt, finde ich Freude an dem Gedanken, irgendwann einmal erneut mit ihm dieses schöne und beeindruckende Gebirge zu erkunden. Zu sympathisch, zu freundschaftlich war die Zeit, die wir gemeinsam in der Sächsischen Schweiz, dem Elbsandsteingebirge verbringen durften. Darauf ein Prosit!